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  A_New_Life 4

Kapitel 16

Ich kann nicht sagen, ob ich hoffte, dass er mir folgte. Vielleicht tat ich es, vielleicht auch nicht. Ich musste jedenfalls erst mal wieder einen klaren Kopf bekommen. Ich wollte nicht so schwach sein und ihm wieder alles verzeihen. Das ließ mein Stolz einfach nicht mehr zu. Zu viel war passiert. Zuviel, was man nicht einfach so hätte entschuldigen können. Ich hatte ihm vertraut und das hatte er schamlos ausgenutzt.

Ich war in den Garten gegangen. Ich stand dort und atmete tief die frische Luft ein, mittlerweile war es Mitte Oktober und das Wetter war auch dementsprechend. Es war kalt, grau, nass und windig. Ich sah auf die Kleine Wiese und erinnerte mich an die Nacht in der Orlando hier mit Nicki aufgetaucht war. Dort hatte er mich geküsst und ich hatte ihn weggestoßen. Vielleicht hätte ich es dabei belassen sollen. Ich hätte mich niemals auf mehr einlassen sollen. Irgendwie war doch von Anfang an klar, dass nichts gutes dabei herauskommen würde. Aber was sollte ich gegen meine Gefühle machen? Er hatte sich still und heimlich in mein Herz geschlichen und jetzt war es unglaublich schwer ihn wieder daraus zu verbannen, wenn es mir überhaupt irgendwann gelingen würde. Wieder begann ich ein Lied vor mir herzusummen. Ich wusste nicht, warum ich das immer machte, aber manchmal half mir die Musik einfach. Aber diesmal konnte mir selbst die Musik nicht mehr helfen. Ich fühlte mich so allein.

Langsam begann ich zu frieren und wollte wieder reingehen, da bemerkte ich, dass jemand hinter mir stand. Wie lange stand er da schon? Hatte er mitbekommen, was ich da vor mich hingemurmelt hatte? Ohne mich umzudrehen fragte ich:

„Was willst du?“

„Mit dir reden!“ er kam einen Schritt näher und ich konnte seinen Atem in meinen Haaren spüren. Mein Herz sagte „Nimm mich endlich in den Arm du Idiot!“ aber mein Verstand sagte „Du kannst nicht schon wieder nachgeben, dafür hat er dir zuviel angetan!“

„Es gibt nichts mehr zu bereden zwischen uns!“

„Doch das gibt es!“ sagte er sehr ernst „Eine ganze Menge sogar! Sieh mich an Lea!“ er nahm meinen Arm und drehte mich zu sich herum. Als ich ihm gegenüber stand, hob er mein Kinn, so dass ich ihm in die Augen sehen musste. Mit starrem Blick sagte er.

„ES TUT MIR LEID! Ich weiß nicht mehr was ich machen soll, ohne dich! Die ganze letzte Woche hab ich nur rumgesessen und gegrübelt, wie ich das alles wieder gut machen kann. Ich bin mir bewusst geworden, dass es wahrscheinlich keine Sache der Welt gibt, die das entschuldigen kann, aber ich will dich und das Baby nicht einfach so aufgeben! Ich kann es nicht. Dafür bist du mir zu wichtig! Du und das Baby.... ihr seid mein Leben!“ wie gerne würde ich glauben, was er da sagte. Wie gerne würde ich einfach wieder nur die Liebe fühlen, ohne Angst, dass er mir das gleiche wieder antun würde. Ich hatte das Gefühl, als würde mein Herz zerspringen. Eine Träne lief mir über die Wange und er wischte sie mit seinem Daumen weg. Nun sah ich, dass auch er Tränen in den Augen hatte. Es schien ihm wirklich ernst zu sein, aber für wie lange? Bis zur nächsten Party? Bis ihm die nächste hübsche, blonde Frau über den Weg laufen würde?

„Hör auf damit!“ flüsterte ich mit gebrochener Stimme.

„Womit?“ fragte er und eine Träne lief ihm übers Gesicht.

„Damit, es mir so schwer zu machen, dich zu hassen!“ antwortete ich, befreite mich aus seinem Griff und ging wieder ins Haus.

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Nun stand ich dort im Garten. Sam hatte mir den Tipp gegeben es noch einmal zu versuchen, sie hatte mich hinterhergeschickt, obwohl mir eigentlich klar war, dass sie die Entschuldigung nicht annehmen würde. Ich kam mir so beschissen vor! Warum konnte ich meine verdammten Finger nicht von dieser anderen Frau lassen? Warum musste ich mich auf dieser Party wie ein Idiot aufführen. Ich hatte an einem Abend alles zerstört, was mir in meinem Leben wichtig war.

Nach einer Weile kam Sam zu mir in den Garten.

„Ich glaub das hast du nun endgültig verbockt! Warum machst du solchen Blödsinn?“

„Sam, ob du es glaubst oder nicht, das frage ich mich auch selber!“ sie sah, dass ich weinte und nahm mich in den Arm. Ich glaube das hatte sie zum letzten mal gemacht, als ich 7 war. Aber das tat gut.

„Ist sie dir wirklich so wichtig?“

„Ja! Verdammt noch mal, dass ist sie! Wichtiger als alles andere! Sogar wichtiger als meine Scheiß-Karriere!“ ich legte die Hände an meinen Hals. Plötzlich hatte ich das Gefühl nicht mehr atmen zu können. „Sam, ich weiß nicht mehr was ich machen soll! Hilf mir, bitte!“

„Dann gib doch nicht so einfach auf! Klar, du hast Mist gemacht, aber du liebst sie doch! Und wenn du sie wirklich zurück haben willst, dann tu auch was dafür!“ na das war ja mal wieder ein guter Tipp! Was sollte ich denn tun? Mir hätte es mehr geholfen, wenn sie mir das mal gesagt hätte.

„Wie denn Sam? Ich muss morgen wieder los und ich werde wohl in 3 Monaten frühestens wieder hier sein können! Wie soll ich das denn anstellen?“

„Lass ihr Zeit! Ich glaub die drei Monate werden euch beiden mal ziemlich gut tun! Vielleicht sieht die Welt danach schon wieder ganz anders aus!“ Drei Monate ohne sie? Wie sollte ich das aushalten? Ich wollte auch endlich mal etwas von unserem Baby mitbekommen. Aber vielleicht war es wirklich gut, wenn wir beide ein wenig Abstand hätten.

Also machte ich mich am nächsten Tag, schweren Herzens auf den Weg, ohne noch einmal mit ihr geredet zu haben.

Es tat gut, sich endlich wieder in die Arbeit stürzen zu können. So dachte ich wenigstens nicht so vielnach. Die Zeit verging überraschenderweise ziemlich schnell. Vielleicht lag es an der ganzen Arbeit. Wir drehten jetzt schon seit fast 2 Monaten ununterbrochen. Zwischendurch hatte ich dann immer wieder Interview- oder Fototermine. Wenn ich dann doch mal einen Abend frei hatte, gingen wir meistens irgendwo feiern. Allerdings riss mich, die Mitteilung, dass wir über Weihnachten und Neujahr Drehfrei hatte wieder aus meinem Gedankenfreien Leben. Als ich Mum das sagte, wollte sie natürlich sofort, dass ich Weihnachten nach Hause komme. Ich wollte gerne Weihnachten zu Hause sein, bei meiner Familie, aber ich hatte Angst Lea über den Weg zu laufen. Vielleicht hatte sie sich ja wieder einigermaßen beruhigt, vielleicht aber auch nicht... ich war mir da ziemlich unsicher.

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Die Wochen vergingen wie im Flug, auch ohne Orlando. Langsam war ich froh ihn nicht mehr sehen zu müssen. Ich dachte auch nur noch selten über unsere Trennung nach. Chrissie hatte mir in den drei Wochen, die sie bei mir war sehr geholfen und jetzt, wo ich wieder alleine in meiner Wohnung war konnte ich ganz gut mit der Situation umgehen. Nur eines machte mir Sorgen. Weihnachten! Eigentlich wollte ich über Weihnachten nach Hause fliegen, aber meine Mutter wollte über Weihnachten wegfliegen. Sie mochte Weihnachten nicht besonders, seit mein Vater uns verlassen hatte. Das war jetzt schon vor 15 Jahren, aber Weihnachten war ihr immer noch ein Graus. Also blieb mir nichts anderes übrig als hierzubleiben. Ich hatte Angst davor, Weihnachten alleine zu verbringen. Eigentlich war Weihnachten für mich immer das Fest der Liebe, aber diesmal war ich ganz alleine.

Zumindest glaubte ich das, bis Sam eines Tages bei mir auftauchte. Wie immer ohne Voranmeldung, aber mit einer Menge Zeit. In Ihrer bekannten Art und Weise wartete sie gar nicht erst bis ich sie reinbat, sondern ging gleich an mir vorbei und setzte sich an meinen Küchentisch.

„Na? Wie geht’s der Mutter meiner Nichte, oder meines Neffen?“

„Wie immer, ich fühl mich von Tag zu Tag fetter!“ sagte ich, aber es war nicht so, dass mich das ärgerte. Eigentlich fühlte ich mich ziemlich wohl im meiner Haut.

„Orlando hat angerufen!“ Boom! Das hatte gesessen. Wie gut, dass ich grade mal einen Tag noch nicht an ihn gedacht hatte! Jedes Mal, wenn ich den Namen Orlando hörte, sei es bei irgendeiner Sendung im Fernsehen, oder wie jetzt von Sam, war es als wenn mir jemand ein Messer in den Magen rammte. Bei jedem mal ein Stückchen tiefer. Zum Glück konnte ich mittlerweile einigermaßen gut damit umgehen.

„Und?“ fragte ich und hoffte, dass es nicht so klang, als wenn es mich interessierte, was er wollte. Aber das tat es. Ja! Verflucht! Das tat es! Ich konnte ihn einfach nicht vergessen! Ich hatte ihn geliebt! Und er hat mir das schlimmste angetan, was er konnte! Er hatte mein Vertrauen missbraucht und er hatte unsere Liebe verraten! Er hatte mir das Herz gebrochen!

„Er kommt an Weihnachten nach Hause!“ na toll! „Soviel zum Thema Frohe Weihnachten!“ zischte ich Sam an. „Falls er dich darauf angesetzt hat, mich zu überreden, dass ich ihm verzeihe, dann kannst du das gleich wieder vergessen!“

„Das hat er nicht, Lea! Aber vielleicht solltet ihr diese Chance nutzen und wenigstens noch mal miteinander reden! Ich versteh ja, dass er dich verletzt hat und das du ihn am liebsten nie wieder sehen würdest, aber es geht hier nicht mehr nur um euch zwei!“ mit einem Blick deutete sie auf meinen schon ziemlich runden Babybauch. Das war leider ein Argument! Es war nun mal auch sein Kind. „Du hast nicht das Recht ihm zu verbieten, sich um das Kleine zu kümmern! Das kannst du nicht machen! Du würdest ihm damit das Herz brechen!“ ich würde ihm das Herz brechen? Was hat er denn mit mir gemacht?

„Aber das kann ich nicht! Ich will es nicht! Er hat mir zu sehr weh getan!“

„Lea? Liebst du ihn?“ diese Worte trafen mich wie tausend kleine Nadeln. Ich ließ mich auf einen Stuhl fallen, stützte meine Ellenbogen auf dem Tisch ab und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich wollte nicht auf diese Frage antworten, weil ich wusste, wie weh mir diese Antwort tat. Ich merkte wie Sam mir über die Haare strich. „Das tust du, oder?“ Wieder hatte ich das Gefühl, als würde mein Herz in 1000 Stücke springen. Solche Schmerzen! Es waren solche Schmerzen, die ich nun wieder fühlte. Wenn jemand sagt, dass seelische Schmerzen, die schlimmsten sind, dann hatte er Recht damit. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich nickte kaum merklich, aber Sam verstand es sofort. „Dann rede noch mal mit ihm! Hört doch auf euch gegenseitig so weh zu tun! Ich weiß, dass es schwer für dich sein wird ihm jemals wieder 100 %ig zu vertrauen, aber so geht es doch nicht weiter! Was ist dir wichtiger? Dein Stolz oder deine Liebe?... Er kommt morgen an!“

„Morgen schon? Das geht nicht! Sam! Ich kann das nicht! Er hat mir zu viel angetan...!“ Plötzlich merkte ich, wie sich etwas in meinem Bauch bewegte. Es war ein eigenartiges Gefühl, aber es fühlte sich wunderschön an. Ich lehnte mich zurück und legte meine Hände auf den Bauch. Ich fühlte genau, wie es sich bewegte. Es war ein so wunderschönes Gefühl, dass mir gleich wieder die Tränen in die Augen stiegen.

„Was ist los?“, fragte Sam und sah zu mir rüber „Geht’s dir nicht gut? Ist irgendwas?“

„Nein! Alles in Ordnung, aber das Kleine hat sich grad bewegt... zum ersten Mal!“ Wäre ich abergläubisch, dann hätte ich gedacht, dass das Schicksal war, dass es sich grad in diesem Moment zum ersten Mal bemerkbar machte. Als wollte es mir dabei helfen, mich zu entscheiden. Als wollte es sagen „Ich will auch einen Papa haben! Sei nicht so stur! Rede mit ihm!“ aber war ich so abergläubisch, dass zu denken?

„Darf ich mal fühlen?“ fragte Sam und riss mich aus meinen Gedanken.

„Klar! Komm her!“ Ich nahm ihre Hand und legte sie als Antwort auf meinen Bauch. „Da! schon wieder! hast du´s gemerkt?“ Sie strahlte übers ganze Gesicht. Sie war wirklich eine stolze Tante in Spee.

„Wow, Lea... ist aber schon ganz schön temperamentvoll!“ Sie hatte Recht, die Tritte waren ganz schön heftig und immer schön in die Rippen, da wo es besonders weh tat. „Das hat’s wohl von Orlando“ Oh! Wie Recht sie hatte, Orlando hatte auch das Talent dazu mir dort weh zu tun, wo es besonders schlimm was, dass hatte er ja bewiesen. Warum musste ständig dieser Name fallen? „weißt du eigentlich schon, was es wird?!“

„Weiß ich, aber du kannst ja mal versuchen es selbst rauszufinden!“

Ich stand auf und brachte Sam ein Ultraschallbild.

„Oh wie süß!“ quiekte sie.

„Und woran soll ich das jetzt erkennen?“ Sie drehte das Bild im Kreis und starrte verwirrt darauf. Aber ich erlöste sie und erzählte ihr, dass es ein Mädchen werden wird.

„Ein Mädchen!“ wieder gab sie dieses quiekende Geräusch von sich. „Ich schätze mal, ich bekomme eine ganz schön wilde Nichte!“

„Wie kommst du darauf?“

Ich schaute sie zunächst verwirrt an, aber nach und nach dämmerte es mir.

„Tja, da kann man wohl nichts machen.“

“Lea! Red mit ihm! Bitte! Er ruft seit dem er weg ist, jeden Tag an und fragt wie es dir geht! Der ist schon vollkommen fertig mit seinen Nerven!“ Diesen Übergang hatte sie ja mal wieder super hingekriegt.

„Ja Sam! Ich red mit ihm! Ihr zwei habt mich wohl überstimmt!“

„Wir zwei?“ fragte sie. Ich streichelte wieder über meinen Bauch.

„Ja ihr zwei! Komisch, dass sie sich grad jetzt zum ersten Mal bemerkbar gemacht hat, oder?“ Tja... ich war wohl doch abergläubisch. „Aber ich kann für nichts garantieren!“

„Gut! Dann kommst du Weihnachten zu uns! Keine Wiederrede! Ich hör dir gar nicht mehr zu!“ Ich braucht mich gar nicht versuchen, mich dagegen zu wehren, denn sie hörte mir wirklich nicht mehr zu, also ließ ich mich ohne weitere Diskussionen darauf ein.

Nachdem das Thema Weihnachten geklärt war, entschlossen wir uns dazu uns ein paar Videos auszuleihen und uns einen schönen Abend zu machen.

Als ich am nächsten morgen aufwachte fiel mir ein, dass ich Sam mal hätte fragen können, ob ich was mitbringen soll. Wenn ich mich dort über Weihnachten schon durchfraß, (und das tat ich!) dann müsste ich wenigstens auch was mitbringen. Aber ich traute mich nicht dort hinzugehen. Was, wenn Orlando schon da war? Mein Magen begann zu rebellieren, und mein Herz schlug, als wollte es mir gleich aus dem Hals hüpfen. Ich war so nervös! Was sollte ich machen? Eigentlich würde ich ja schon gerne gehen, aber eigentlich auch nicht! „Gott! Hilf mir doch mal!“, aber das tat er nicht! Ich begann die Blüten von meinem Weihnachtskaktus, den mir meine Mutter mal geschenkt hatte und den ich eigentlich schon immer superhässlich fand, abzurupfen... ich geh... ich geh nicht.... ich geh.... ich geh nicht... ich geh.... oh! das war die letzte Blüte... ich geh also?!?

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Nun war ich also wieder zu Hause! „Gott laß mich dieses Weihnachten überleben!“ dachte ich mir. Sam hatte auf der ganzen Autofahrt nicht ein Wort über Lea verloren. Wahrscheinlich hatte sie auch gar nicht mehr mit ihr über mich geredet Wahrscheinlich hatte Lea mich schon längst aus ihrem Leben gestrichen. Wenn ich das doch auch nur könnte, aber das funktionierte einfach nicht! Manchmal schlief ich nächtelang nicht, weil ich nur darüber nachdachte, was ich machen könnte, damit sie mir verzeiht, aber mir fiel nichts ein, was das was ich gemacht hatte, wieder gut machen könnte...

Obwohl, ich hatte eine Idee... ich hatte die Idee, einfach alles auf eine Karte zu setzen... Aber es war ein blöde Idee! (welche Idee fragt ihr euch jetzt bestimmt, was? weiterlesen! *g*)

„Lea verbringt Weihnachten bei uns!“ Boom! Da war ich wieder! Innerhalb von Sekunden war ich zurück auf dem Boden der Realität. Ich hatte es geahnt! Warum mussten sich meine Vorahnungen denn immer erfüllen?

„Ähm... Was? Weiß sie das ich da bin?“ ich merkte, wie meine Hände zu zittern begannen.

„Ja, sie weiß es! Orlando, versuch noch mal mit ihr zu reden!“

„Wie soll ich mit ihr reden? Sie wird mir sowieso nicht zuhören und sie hat auch allen Grund das nicht zu tun!“ ich sah rüber zu Sam, die grade schwer damit beschäftigt war, rückwärts in unsere Einfahrt zu fahren.

„Sie wird mit dir reden! Aber verbock nicht wieder alles!“ Dieser Satz vernebelte mir die Gedanken. Sie wollte mit mir reden? Was sollte ich ihr sagen? Ich musste mir wirklich was Gutes einfallen lassen. Ich hoffte, ich hätte noch ein bisschen Zeit um über dieses Gespräch nachzudenken, aber meine Hoffnungen wurden abrupt zerstört als wir ins Haus kamen. Ich wollte grad meine Taschen in die Ecke werfen und Mum begrüßen, die in der Küche irgendwelches Gemüse schnippelte, als ich sah, dass sie dort nicht alleine war.

Lea stand grad auf Zehenspitzen vorm Küchenschrank und versuchte irgendwas vom oberen Regal zu holen, was ihr allerdings nicht so richtig gelang. Es war ein süßer Anblick, wie sie versuchte sich so lang zu machen wie nur möglich und dort rumhopste, es aber trotzdem nicht schaffte. Ich musste ein wenig lächeln, obwohl mich eigentlich nicht danach zu Mute war. Sie sah wunderschön aus. Sie hatte die Haare mit einer schwarzen Klammer zusammengesteckt, aber bei ihrem Versuch ans Regal zu kommen fielen ihr immer wieder ein paar Locken ins Gesicht, die sie sich zwar ständig aus dem Gesicht strich, die aber trotzdem immer wieder dorthin zurück fielen. Sie trug Ohrringe, was sie selten tat, weil sie Schmuck sonst nicht sehr mochte, kleine silberne Sterne. Wenn sie sich streckte rutschte ihr hellgrauer Kapuzenpullover ein Stück nach oben, so dass ich sehen konnte, dass sie die ausgewaschene Schlagjeans, die sie trug, beim besten Willen nicht mehr zu bekam und sie lachte... Ich werde wohl nie vergessen, wie sie da vor mir stand und ich mir plötzlich vorkam, wie das letzte verdammte Arschloch der Erde. Wie konnte ich nur so bescheuert gewesen sein? Warum merkte ich erst als es schon zu spät war, was sie mir eigentlich bedeutete? Gott, wenn ich vergessen hatte, wie es mir ging, wenn sie in meiner Nähe war, dann fiel es mir jetzt wieder ein. Mein Herz begann zu klopfen, mein Hals schnürte sich zu und meine sowieso schon zittrigen Hände wurden feucht.

Ich stand dort bestimmt 10 Minuten wie angewachsen auf dem Flur und sah in die Küche. Die Hand in meiner Jackentasche spielte mit dem kleinen goldenen Ring, den ich darin hatte. (Na? Erinnert ihr euch noch an die Idee? *g*)

„Orlando!“ rief plötzlich meine Mutter und Lea sah mich erschrocken an. Das holte mich wieder zurück und ich ging zu ihr in die Küche.

„Hi Mum!“ dann drehte ich mich zu Lea, die mich keines Blickes würdigte und brachte mit meinen Letzten Atemzügen ein „Hallo!“ hervor.

„Hallo!“ antwortete sie, aber das war nicht so, wie sie sonst mit mir redete. Dieses „Hallo“ war einfach nur kalt und abweisend.

„Hilf ihr doch mal!“ sagte meine Mutter, deutete auf Lea und nickte aufmunternd. „Ach!... da fällt mir doch noch was ein! Sam wir müssen noch mal schnell was einkaufen fahren!“ Na super! Deutlicher ging’s ja wohl nicht. Jetzt wollten sie mich hier also alleine lassen mit meiner schwangeren (Ex-?) Freundin, der ich das Herz gebrochen hatte und die mich wahrscheinlich am liebsten umbringen würde. Wirklich super! Na dann! Ich ging einen Schritt auf Lea zu.

„Was brauchst du denn?“

„Gar nichts! Ich schaff das schon alleine! Ich brauch deine Hilfe nicht!“ giftete sie mich an. Ich merkte, dass sie versuchte an das Öl zu kommen und holte es ihr aus dem Regal. Als ich es ihr gab, versuchte ich ihr in die Augen zu sehen, aber sie wich meinen Blicken aus. Das Lachen, was ich vorhin gesehen hatte war wieder aus ihrem Gesicht verschwunden. Ihr Gesichtsausdruck sagte mir, dass ich mich lieber von ihr fernhalten sollte, wenn ich nicht einen äußerst Schmerzvollen Tod sterben wollte. Also ging ich zum Tisch rüber, wo eben noch meine Mutter gesessen hatte und Tomaten schnitt. Um nicht vollkommen nutzlos dort rumzusitzen schnippelte ich einfach mal weiter, während Lea am Küchenschrank Zwiebeln schnitt.

5 Minuten sagte niemand von uns auch nur ein Wort. Es war eine eisige Stille und ich fühlte mich überhaupt nicht mehr wohl. Wieder dachte ich an den Ring, aber sollte ich das wirklich riskieren? Sollte ich wirklich alles auf eine Karte setzen? Würde ihr das zeigen, dass ich es ernst meinte?

„Au!“ ich schreckte hoch und sah zu Lea, die ihren Arm in die Seite gestützt am Schrank stand.

„Was ist? Hast du dich eingeschnitten?“ eine Weile antwortete sie gar nicht, sondern legte die Hände auf ihren Bauch.

„Komm mal her.“ sagte sie und drehte sich plötzlich zu mir um. Ich sah, dass sie Tränen in den Augen hatte und das tat mir mal wieder so weh. Ich ging auf sie zu.

„Was ist denn?“ Fragte ich sie, als ich neben ihr stand. Sie antwortete nicht, sondern nahm meine Hand und legte sie auf ihren Bauch. Ich merkte, wie etwas gegen meine Handfläche trat. Ein wohliges Kribbeln durchfuhr mich. Ich weiß nicht mehr was ich in diesem Moment alles dachte und fühlte. Ich weiß nur noch, dass ich meinen anderen Arm um sie legte und mir wünschte sie niemals wieder loslassen zu müssen. „Lea, das ist....“ „... wunderschön, oder?“ unterbrach sie mich und sah mir ins Gesicht. „Das ist deine Tochter!“ Sie legte ihren Kopf an meine Schulter. „Meine Tochter?“ flüsterte ich und drückte sie noch fester an mich. Aber ich wusste, dass ich sie nicht für ewig so halten konnte und das brach mir das Herz.

Kapitel 17.

So wie sie dort in meinen Armen lag, konnte oder wollte ich einfach nicht wahrhaben, dass ich ihr nichts mehr bedeutete. Ich küsste ihr Haar und sie blieb bei mir. Langsam fasste ich wieder ein bisschen Mut.

„Lea! Sieh mich an!“ zögernd hob sie ihren Kopf und sah mir ins Gesicht. Sie war so wunderschön! Ich konnte es einfach nicht zulassen, dass ich ohne sie weiterleben sollte!

„Ich liebe dich!“ aber das hätte ich nicht sagen sollen. Sie wand ihren Blick wieder von mir ab und befreite sich aus meinem Griff. Dann schnitt sie ihre Zwiebeln weiter, als wäre nichts gewesen. Ich weiß nicht, ob es Wut oder Verzweiflung war, was mich dann überkam, aber ich griff ihren Arm und drehte sie zu mir um.

„Lea! Es reicht! Warum redest du nicht mit mir? Warum drehst du dich weg und tust als wäre nichts zwischen uns gewesen?“ plötzlich blickte sie auf und dieses Glänzen aus ihren Augen war wieder verschwunden.

„Warum ich das mache? Ich fass es nicht, dass du dich überhaupt noch traust so was zu fragen! Ich hab dir schon mal gesagt, dass es nichts mehr zu bereden gibt zwischen uns! Ich hab nichts dagegen, wenn du dich um das Baby kümmern willst, aber lass mich aus dem Spiel! Es hat keinen Zweck mehr, also hör endlich auf uns beiden so weh zu tun!“ Sie versuchte mir ihren Arm zu entreißen, aber ich lies sie nicht gehen. Nicht jetzt und nicht so. Ich wollte sie nicht anschreien, aber es ging nicht mehr anders. Ich war mittlerweile so verzweifelt, dass mir alles egal war.

„Ich weiß nicht, was ich noch machen soll, damit du mir mal zuhörst.“ sie senkte ihren Blick, und das machte mich noch wütender. „Das ganze ist jetzt über 3 Monate her! Ich hab versucht mit dir zu reden, ich hab dir Zeit gelassen, ich reiß mir hier den A*** (*g*) auf um dir zu sagen, dass es mir Leid tut und dass ich dich nicht verlieren will, und was machst du? Du siehst mich nicht an, du sagst wir hätten nichts mehr zu bereden und du versuchst mich zu ignorieren, was soll das alles? Lea! Sag mir die Wahrheit! Liebst du mich noch?“

„Hör damit auf! Bitte!“ schluchzte sie und plötzlich wurde mir klar, was ich sie da grad gefragt hatte. Plötzlich begann mein Herz vor Angst zu rasen. Was wenn sie mir jetzt sagen würde, dass sie mich nicht mehr liebte, dass ich sie so sehr verletzt hatte, dass ich nun wirklich alles verloren hatte? Aber sie antwortete gar nicht. Sie sagte kein Wort und sah mich noch immer nicht an. Ich begann wieder darüber nachzudenken es jetzt zu riskieren. Ich hatte den Ring hier in meiner Tasche und ich hatte eigentlich nichts mehr zu verlieren.

„Warum fragst du mich so etwas Orlando? fragte sie leise und riss mich damit aus meinen Gedanken „Hab ich dich betrogen, oder du mich? Ich hab immer geglaubt, dass das zwischen uns was ganz besonderes ist. Warum sonst, denkst du, bin ich noch hier? Ich liebe dich! Ja! Aber ich weiß nicht, ob das noch richtig ist! Ich kann dir einfach nicht mehr vertrauen und Vertrauen ist das was wir brauchen! Du bist manchmal monatelang unterwegs und triffst die schönsten Frauen der Welt. Wie soll ich dir noch glauben, dass du mir treu bleibst? Du hast es einmal getan und ich glaube du wirst es wieder tun! Darauf kann und will ich keine Beziehung mehr mit dir aufbauen!“ ich bemerkte, dass sie wieder zu weinen begann, aber als ich sie in den Arm nehmen wollte ging sie einen Schritt zurück.

„Lea, gibt es denn noch eine kleine Chance für mich, dass du mir vielleicht eines Tages wieder vertrauen kannst?“

„Vielleicht... irgendwann... Aber nicht jetzt!“

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Warum konnte er mich nicht endlich in Ruhe lassen? Von mal zu mal wurde es schwerer für mich ihn abzuweisen. Verflucht! Aber ich liebte diesen Mann nun einmal, aber ich hatte Angst mich wieder an ihn zu binden. Ich hatte Angst wieder enttäuscht zu werden. War das egoistisch von mir? Diese Frage stellte ich mir immer öfter. Ich verletzte ihn nur um nicht selber verletzt zu werden. Irgendetwas sagte mir, dass er es ernst meinte. Vielleicht sollte ich ihm wirklich noch mal eine Chance geben. Immerhin war ich so glücklich, wenn er in meiner Nähe war. Immer wenn er mich ansah, spürte ich die Schmetterlinge in meinem Bauch aufsteigen und mein Herz begann zu rasen. Ich kam mir manchmal vor, wie ein verliebter Teenager. Jeder Mensch macht Fehler und vielleicht würde er diesen Fehler wirklich kein zweites mal begehen, was aber wenn doch? Ich war so verdammt verwirrt. Ich wusste nicht mehr was ich denken, glauben oder tun sollte. Direkt neben mir stand der Mann meiner Träume, aber ich hatte nicht den Mut und auch nicht die Kraft ihm das alles zu sagen.

Vielleicht sollte ich erst mal klein anfangen. Vielleicht sollte ich einfach abwarten, wie die Dinge sich entwickelten. Immer noch stand er vollkommen perplex neben mir. Wie gerne hätte ich gewusst, was in diesem Moment in seinem Kopf vor sich ging. Warum er ständig versuchte sich bei mir zu entschuldigen. War er wirklich so verzweifelt, wie es aussah?

„Orlando?“ er blickte auf und sah mich mit einem Dackelblick an, der mich wieder mal fast zu Wachs in seinen Händen machte. „Hast du morgen schon was vor?“ erstaunt sah er mich an und schien zu überlegen.

„Morgen? Morgen ist der 23. oder? Nein, ich hab nichts vor, warum?“ ich sah wieder die Hoffnung in seinen Augen aufblitzen.

„Also ich hab morgen früh einen Termin zum Ultraschall, möchtest du vielleicht...“ er ließ mich nicht ausreden „Natürlich möchte ich mitkommen!“ ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, dass auch mich zum Lächeln brachte. Ich konnte mich nicht länger zurückhalten, also umarmte ich ihn einfach, was ihn sichtlich überraschte, aber er schien genau so glücklich zu sein wie ich. Auch wenn wir beide wussten, dass dies eine freundschaftliche Umarmung war. Es fühlte sich so gut an, ihm so nah zu sein. Am liebsten hätte ich ihn gar nicht mehr losgelassen, aber plötzlich hörte ich dieses Quieken, das nur von Sam kommen konnte. Irgendwie schien sie das immer von sich zu geben, wenn sie sich über irgendwas freute. Scheinbar hatte sie uns beide schon gesehen. Orlando fuhr herum und lächelte Sam an.

„Es ist nichts passiert! Also hör auf zu grinsen!“ aber sie grinste weiter ohne auch nur ein Wort zu sagen.

Alles in allem wurde das noch ein wunderschöner Abend. Irgendwann saßen wir im Wohnzimmer zusammen und erzählten. Ich fühlte mich so unglaublich wohl in dieser Familie und auch bei Orlando fühlte ich mich endlich wieder wohl. Den ganzen Abend lagen wir zusammen auf der Couch. Ich lag mit meinem Kopf auf seinem Schoß und er spielte mit meinen Haaren. Es war, als ob nie etwas zwischen uns gewesen wäre. Er war mir so vertraut, dieses vertraute Gefühl hatte ich schon fast vergessen, aber es war wunderbar es wieder zu spüren. Wenn er mir durch die Haare strich, oder mich ansah, war mir, als würden wir schon ewig zusammengehören.

Als ich irgendwann mal auf die Uhr sah, fiel mir auf, dass es schon ziemlich spät geworden war.

„So, ich glaub ich werde mich dann mal wieder auf den Weg nach Hause machen!“ plötzlich sah Orlandos Mum mich verständnislos an.

„Nach Hause? Hast du schon mal rausgeguckt?“ irgendwie verstand ich nicht so ganz was sie wollte, aber Sam klärte mich schnell auf.

„Lea, draußen stürmt es wie verrückt und es gießt es wie aus Eimern! Du kannst doch jetzt nicht zu Fuß nach Hause gehen!“ ich ging zum Fenster und sah hinaus. Sie schienen Recht zu haben. Draußen sah es aus, als wollte die Welt untergehen. Fragend sah ich Orlando an, der noch immer auf dem Sofa lag. Doch bevor ich etwas sagen konnte, kam er mir zuvor.

„Nee! Glaub nicht das ich dich fahren kann!“ er deutete auf die Weinflasche auf dem Tisch. „Ich glaub es ist besser, wenn du heut Nacht hier bleibst!“

„Das denk ich auch!“ antwortete Orlandos Mutter.

„Also gut, wenn ihr meint...“ mit diesen Worten legte ich mich wieder zu Orlando auf die Couch. Dieser schien sehr froh darüber zu sein, jedenfalls begann er gleich wieder voller Elan mir irgendwelche Knoten in die Haare zu drehen und mich dabei anzugrinsen. Wenn ich ihn manchmal so ansah, dann kam er mir vor wie ein kleiner Junge. Aber ein verdammt niedlicher! Wenn die Kleine auch nur ein wenig von seinem hübschen Gesicht abkriegen würde, dann würde es ohne Zweifel ein wirklich süßes Kind werden.

Wir erzählten noch lange über Gott und die Welt, übers Wetter und vor allem natürlich über das Baby, dass sich erstaunlicherweise mal ziemlich ruhig verhielt. Sie holten irgendwelche Kataloge vor und suchten Babysachen aus. Es war ein eigenartiges Gefühl. So langsam wurde es wohl wirklich ernst und von Zeit zu Zeit bekam ich es mit der Angst zu tun. Ich hatte Angst, dass mit dem Baby irgendwas nicht in Ordnung sein könnte, Angst dass etwas schief gehen könnte und vor allem Angst allein zu sein. Aber ich brauchte nur in Orlandos glückliches Gesicht zu sehen und ich wusste, dass es mich niemals im Stich lassen würde, ob wir nun zusammen sein würden oder nicht. Irgendwann muss ich wohl auf der Couch eingeschlafen sein.

Als ich irgendwann mitten in der Nacht durch einen kräftigen Tritt in die Rippen aufwachte lag ich jedenfalls nicht mehr auf der Couch, sondern im Bett. Ich musste erst mal meine Gedanken ordnen um festzustellen wo ich war. Ich suchte meine Uhr und stellte fest, dass es grad mal 2:30 Uhr war. Und plötzlich hatte ich einen wahnsinnigen Hunger auf Eis. Ich versuchte nicht weiter drüber nachzudenken, wie gerne ich jetzt ein Eis essen würde, aber es funktionierte nicht und die Kleine gab auch keine Ruhe. Das war wohl die Antwort darauf, dass ich so froh war, dass sie den ganzen Abend so ruhig war. Sie schien mich schon mal richtig auf das Leben mit ihr vorbereiten zu wollen.

Wiederwillig stand ich auf und versuchte so leise wie möglich in die Küche zu schleichen. Vielleicht würde ich ja Glück haben und irgendwo was finden. Und genau so war es auch. Im Gefrierfach stand tatsächlich Eis. Da muss wohl jemand meine Gedanken gelesen haben, dachte ich, nahm mir einen Becher, einen Löffel, ließ mich auf einen Stuhl fallen und löffelte so vor mich hin. Plötzlich schlich Orlando in die Küche. Verständnislos und total verschlafen sah er mich an.

„Was machst´n du hier?“ bei seinem Anblick musste ich lächeln. Wenn ich mir überlegte, dass dieser total zerknautschte Typ, mit den langen verwuschelten Haaren der dort in der Tür stand und am laufenden Band gähnte, der Hollywood-Hottie Nr. 1 war...

„Ich ess Eis! Das sieht man doch oder?“

„Ja sicher! Aber weißt du wie spät es ist?“ brummte er „Es ist grad halb 3! Hast du sonst um die Zeit nichts besseres zu tun?“

„Ich hätte schon besseres zu tun, aber deine Tochter meint, dass sie mir grad mal wieder zeigen müsste, wie beweglich sie ist!“ Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, er kam auf mich zu umarmte mich und gab mir einen Kuss auf die Wange.

„Geht ja schon gut los! Wenn sie dich nervt ist es meine, oder was?“ dann ließ er mich los, ging zum Gefrierschrank, holte sich auch einen Becher Eis raus und setzte sich wieder zu mir. Als ich ihn fragte, was ihn dazu bewegt um diese Zeit noch Eis zu essen lachte er nur und sagte:

„Nur aus Solidarität! Sonst denkst du nachher noch, du müsstest das ganze Eis was da noch im Gefrierschrank steht alleine essen!“

Wir saßen fast eine Stunde so da, löffelten Eis, erzählten und lachten. Zwischendurch wäre ich ihm manchmal am liebsten um den Hals gefallen und hätte ihn geküsst für dieses wunderbare Gefühl, dass er mir gab. Wie er da so saß und mir zuhörte hatte ich das erste mal seit unserem Streit wieder das Gefühl, als wenn wir einfach zusammen gehörten. Ich saß ihm gegenüber und beobachtete ihn und merkte wie ihn das nervös zu machen schien.

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Ich bemerkte wie sie mich beobachtete und ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Es verwirrte mich ein wenig, aber es ließ mich auch wieder hoffen. Es war schön endlich mal wieder so mit ihr zusammen zu sitzen. Das war endlich wieder die Lea in die ich mich verliebt hatte. Aber das machte es noch schlimmer. Sie saß dort und ich wusste, dass ich sie nicht küssen durfte. Ich wusste, dass ich ihr nicht sagen konnte, wie sehr ich sie liebte. Hätte ich es getan, wäre sie wahrscheinlich gleich wieder aufgesprungen und weggegangen, aber das wollte ich nicht, ich wollte nicht, dass diese Zeit hier endete.

„Leute?!? Was treibt ihr denn um diese Zeit hier?“ erschrocken drehte ich mich um und sah eine total verschlafene Samantha in der Tür stehen.

„Eis essen!“ antworteten wir beide gleichzeitig und fingen an laut zu lachen. Sam schien das gar nicht witzig zu finden.

„Könnt ihr das nicht woanders? Wisst ihr wie laut ihr seit?“ sie kniff die Augen zusammen und sah uns böse an.

„´Tschuldigung!“ sagte ich und sah Lea an. „Lass uns hoch gehen!“ in diesem Moment zuckte ich ein bisschen zusammen. Hoffentlich hatte sie das jetzt nicht falsch verstanden, aber erstaunlicherweise lächelte sie mich an und nickte.

„Na dann ist ja gut!“ grummelte Sam und schlich wieder in ihr Zimmer.

Ich hätte nicht gedacht, dass Lea sich darauf einlässt, aber sie kam tatsächlich mit mir. Ich war so froh darüber. Ich wollte nicht, dass diese Zeit schon wieder vorbei ist.

„Jetzt ist mir kalt!“ sagte sie und kroch ohne ein weiteres Wort in mein Bett und unter meine Bettdecke. Das überraschte mich noch mehr und irgendwie kam plötzlich so ein Gefühl von Hoffnung in mir auf. Ich begann wieder zu hoffen, dass aus uns vielleicht noch einmal etwas werden konnte, aber ich wollte nichts überstürzen. Ich setzte mich neben sie aufs Bett, legte meine Beine auf die Bettdecke und lehnte mich zurück.

„Ich hab Hunger auf Gummibärchen!“ sagte sie plötzlich und ich musste lachen.

„Sag mal, machst du Nachts eigentlich gar nichts anderes mehr außer essen?“

„Ich weiß auch nicht, aber irgendwie nicht!“ sagte sie grinsend, setzte sich auf und legte ihren Kopf an meine Brust. Mein Herz begann wieder wie verrückt zu klopfen und ich hoffte, dass sie es nicht hörte.

„Es ist wunderschön, so wie es im Moment ist!“ sie hob den Kopf und sah mir in die Augen „Warum kann es nicht immer so sein?“ ich strich ihr mit dem Zeigefinger über die Wange „Ich weiß es auch nicht mein Engel!“ sie sagte nichts mehr, sondern kuschelte sich noch mehr an mich. Der Duft ihrer Haare stieg mir in die Nase und begann mir die Sinne zu vernebeln. Ich legte meine Arme um sie und küsste ihr Haar. Ich wollte über gar nichts mehr reden. Ich wollte sie nur halten und ihre Wärme spüren. Mir wurde plötzlich so unglaublich bewusst, dass sie die Frau war, mit der ich mein Leben verbringen wollte, aber ich hatte Angst ihr das zu sagen. Ich wollte diesen wunderbaren Moment nicht zerstören.

„Was macht eigentlich unsere Kleine?“ fragte ich sie um sie davor zu bewahren gleich einzuschlafen, denn das wäre wirklich verdammt unbequem für mich geworden. Sie erschreckte sich ein bisschen, aber sie sammelte sich ziemlich schnell wieder.

„So langsam scheint sie wieder munterer zu werden.“ Ohne viel darüber nachzudenken rutschte ich ein Stück runter, drehte mich zu ihr und legte meine Hand auf ihren Bauch. Es war wie einmal so ein faszinierendes Gefühl, zu merken, dass die Kleine wohl grad versuchte Purzelbäume zu schlagen. Als ich Lea ansah, bemerkte ich, dass sie mich lächelnd beobachtete.

„Irgendwie scheint sie zu merken, wenn du da bist.“ verwundert sah ich sie an.

„Warum das?“

„Na ja, wenn du deine Hand auf meinen Bauch legst, wird sie irgendwie immer ruhiger.“ lächelte sie.

Ich wollte jetzt nicht mehr nachdenken. Ich rutschte näher an sie heran und strich ihr mit der Hand über die Wange. Sie schloss die Augen und schien das zu genießen. Ich bekam Angst, dass sie gleich die Augen öffnen würde und mir sagen würde, dass sie das nicht wollte, aber sie begann mir mit der Hand durch die Haare zu streichen. Ich hatte das Gefühl, als würde mein Herz gleich aufhören zu schlagen. Es fühlte sich so gut an ihre Hände in meinen Haaren zu spüren. Ich fühlte ihren Atem in meinem Gesicht. Es raubte mir den Verstand. Sie kam immer näher und ihre Hände wanderten über meinen Rücken. Ich wollte sie küssen. Jetzt! Sofort!

„Ich liebe dich!“ flüsterte sie und ich sah, wie ihre Augen sich mit Tränen füllten. Dann schloss sie die Augen und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen, der mir jedes einzelne Haar am Körper aufstellte.

„Ich liebe dich auch, mein Engel!“ meine Gefühle begannen mich zu überwältigen. Hatte sie mir wirklich gesagt, dass sie mich liebt?

„Hey, du weinst ja.“ flüsterte sie und wischte mir eine Träne aus dem Gesicht.

„Ich bin so unglaublich glücklich, dass du hier bist Lea!“ sie nahm mein Gesicht in ihre Hände und küsste mich wieder, diesmal aber so leidenschaftlich, dass ich gar nicht mehr denken konnte. Unsere Küsse wurden immer fordernder. Meine Hände glitten unter das alte T-Shirt, dass sie trug. Wie hatte ich das alles vermisst. Plötzlich stoppte sie und legte einen Finger auf meine Lippen. Erschrocken zuckte ich ein Stück zurück.

„Was ist Lea? Stimmt was nicht?“ sie sah mir wieder in die Augen und flüsterte leise:

„Es ist alles in Ordnung, aber lass uns nichts tun, was wir morgen früh bereuen würden!“ es war unglaublich schwer für mich, das zu beenden. Aber sie hatte wohl recht. Wir sollten uns Zeit lassen. Ich wollte sie aber nicht gehen lassen. Ich wollte nicht wieder die ganze Nacht wachliegen und überlegen, ob ich nicht vielleicht doch etwas hätte anders machen sollen.

„Aber bleib bei mir, heute Nacht, Bitte!“ flüsterte ich, aber sie antwortete nicht, sondern kuschelte sich wieder an mich. Ich legte meine Arme um sie und irgendwann schliefen wir eng umschlungen ein. Das war einer der glücklichsten Momente meines Lebens.

Kapitel 18

Ich wachte früh auf am nächsten Morgen, aber sie war immer noch da. Ich konnte mein Glück noch immer kaum fassen. Sie war tatsächlich dabei mir noch mal eine Chance zu geben. Diese musste ich nutzen! Nie wieder durfte mir so ein Fehler passieren! Ich strich durch ihr Haar, sah sie an und träumte vor mich hin. Sie schlief noch tief und fest. Am liebsten hätte ich sie nie wieder losgelassen. Ich wollte sie für immer so halten. Plötzlich riss jemand meine Zimmertür auf.

„Hey du Schlafmütze! Du bist heut dran mit Frühstück machen!“ rief Sam und ich schreckt zusammen.

„Psst!“ ich sah sie böse an. Zuerst wusste sie nicht, was sie davon halten sollte, aber dann entdeckte sie Lea, die tief in meine Decke gekuschelt war und noch immer schlief. Ein breites Grinsen huschte über ihr Gesicht. „Ich verstehe!“ sagte sie drehte sich um und schloss leise die Tür. Aber wohl nicht leise genug. Lea gab irgendwelche niedlichen, brummelnden Geräusche von sich, kräuselte ihre Nase und öffnete langsam die Augen.

„Hey!“ sagte sie leise und lächelte mich an.

„Hey mein Engel!“ antwortete ich und streichelte ich übers Gesicht. „Gut geschlafen?“

„Klar, wie immer wenn du bei mir bist!“ sie legte eine Hand um meinen Hals, zog mich zu sich und küsste mich. Ich war ziemlich überrascht, aber wehrte mich natürlich nicht dagegen. Es war wieder alles wie vor unserem Streit und ich betete, dass dies auch so bleiben würde.

„Wie spät ist es eigentlich?“ fragte sie erschrocken und sprang auf.

„8:30 Uhr!“ antwortete ich ein wenig verwirrt.

„Halb 9? Scheiße!“ rief sie, schnappte sich ihre Sachen und stürmte ins Bad. Immer noch vollkommen perplex stand ich auf, zog mich an und ging zur Badezimmertür. Ich klopfte vorsichtig.

„Komm rein! Ist offen! Ich putz mir nur die Zähne!“ antwortete sie und ich öffnete die Tür. Mit nur einem Handtuch um ihren Körper geschlungenem Handtuch und hochgesteckten Haaren stand sie vor dem Spiegel. Wieder einmal fiel mir auf, wie hübsch sie war, sogar morgens so kurz nach dem Aufstehen. Ich ging zu ihr, legte meine Arme um sie und küsste sie sanft auf die Schulter, sie sah mich durch den Spiegel hindurch an.

„Sag mal, siehst du nicht, dass ich versuche mir hier die Zähne putzen?“ sagte sich und sah mich schelmisch an.

„Doch!“ antwortete ich „Aber es interessiert mich nicht!“ und ich küsste weiter ihre Schultern und ihren Hals. Sie schloss die Augen und lehnte ihren Kopf zur Seite. Meine Hände wanderten über ihre Bauch, ihre Brust, ihren Hals bis hin zu ihrem Kinn. Ich drehte ihr Gesicht zu mir und küsste sie. Sie drehte sich zu mir und erwiderte meine Küsse. Erst sanft und zärtlich, dann aber immer fordernder. Ihre Finger glitten durch meine Haare, über meinen Hals, meinen Rücken. Die Luft zwischen uns knisterte förmlich. Mein Herz schlug wie wild und ich merkte, wie ihr jede meiner Berührungen einen Schauer über den Rücken schickte.

„Was machst du mit mir?“ flüsterte sie und sah mich mit verschleiertem Blick an. Ich antwortete nicht, sondern versuchte das um ihre Brust geschlungene Handtuch zu öffnen. Plötzlich hörte sie auf mich zu küssen und sah mir in die Augen.

„Stopp das! Bitte!“ flehend sah sie mich an. Es war so schwer für mich, die Finger von ihr zu lassen und in ihren Augen sah ich, dass es ihr nicht besser ging. Aber ich überwandt mich und ließ sie schweren Herzens los. Sie sah mich traurig an, aber ich küsste sie noch einmal zärtlich und nahm sie wieder in den Arm.

„Schon Okay Engel! Wir haben genug Zeit um das fortzusetzen!“

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„Hilfe!“ dachte ich nur, als ich aus dem Bad kam. Meine Hände zitterten noch immer, aber es war richtig aufzuhören! Ich warf mich wieder auf sein Bett, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schloss die Augen. Eigentlich hatte ich keine Zeit mehr dazu, aber solange Orlando noch im Bad war, konnte ich mir auch ruhig Zeit lassen. Leider war ich wohl aber dann eingeschlafen. Jedenfalls erschrak ich mich fast zu Tode als plötzlich ein nasser Lappen auf meinem Gesicht landete.

„Shit! Das kannst du doch nicht mit mir machen! Ich bin schwanger!“ schrie ich ihn total verstört an, aber er stand nur im Türrahmen und lachte.

„Ich wollt dich nur wecken! Wann hast du überhaupt den Termin beim Arzt?“

„Nochmal Shit! Das hatte ich irgendwie schon wieder vergessen.“ Ich sprang auf, rannte an ihm vorbei die Treppen runter, sagte Sam, die mir gerade über den Weg lief schnell „Guten Morgen“, zog mir die Schuhe an, schnappte meine Jacke und wollte los, aber wo war Orlando? Ich wollte gerade die Treppe raufschreien und ihm sagen, dass er endlich seinen Arsch nach unten bewegen sollte, als ich sah, dass er schon fertig angezogen hinter mir stand.

„Na dann kann’s ja losgehen!“ sagte er und hielt mir die Tür auf. Ein eiskalter Wind schlug mir ins Gesicht, aber es war halt Winter und da mussten wir wohl durch. Orlando schlug noch vor das Auto zu nehmen, aber ich mochte dieses kalte Wetter eigentlich und vor allem, wollte ich ein bisschen frische Luft schnappen und so weit war es nun auch wieder nicht. Hand in Hand schlenderten wir durch die Straßen. Immer wieder blieben ein paar Leute stehen und beobachteten uns. Mir war das alles ein wenig unangenehm, aber er kümmerte sich nicht darum. Er hatte sich mittlerweile wohl schon daran gewöhnt. Er ließ sich auch nicht aus der Ruhe bringen, als plötzlich zwei junge Mädchen auf ihn zugerannt kamen und ihn ganz aufgeregt um ein Autogramm baten. Ich blieb vorsichtshalber ein paar Schritte hinter ihm stehen, aber trotzdem musterten die Mädchen mich von oben bis unten. Ich fühlte mich so verdammt unwohl. Ich trat von einem Fuß auf den anderen und versuchte mich zu verhalten, als wenn ich nicht zu Orlando gehörte, aber ich bekam mit, wie die Mädchen ihn fragen, wer ich sei. Er drehte sich zu mir und lächelte mich an. „Eine Bekannte!“ antwortete er den beiden kurz.

„Eine Bekannte?!?“ schoss es durch meine Gedanken. War ich das für ihn? Nur eine Bekannte? Ich weiß nicht, ob er meinen nachdenklichen Blick bemerkte aber er verabschiedete sich von den beiden, kam auf mich zu und nahm mich in den Arm.

„Was hätte ich denn sagen sollen? Das du meine Freundin bist und wir ein Baby kriegen? Ich glaub dann wär es nur noch eine Frage von Tagen gewesen bis der Rest der Welt das auch wüsste!“ er sagte das in einem so lieben Ton, dass ich ihm gar nicht böse sein konnte. „Ich liebe dich!“ flüsterte er und ich küsste ihn flüchtig.

Zum Glück kamen wir doch noch pünktlich zu meinem Termin. Aber manchmal fragte ich mich, warum ich überhaupt mitgekommen war. Der Arzt unterhielt sich ununterbrochen mit Orlando und fragte ihn aus über seine Karriere. Ich wusste nicht, ob sie sich kannten, aber es schien wohl so. 10 Minuten lag ich auf der Liege und wartete, dass wir dann mal endlich mit dem Ultraschall anfangen würden.

„Ähm... Hallo? Ich will ja nicht stören, aber ich bin auch noch hier!“ sagte ich und beide drehen sich zu mir um.

„Stimmt!“ sagte der Arzt und lachte. Orlando, der neben mir saß schien vollkommen fasziniert zu sein. Er ließ sich alles ganz genau erklären und zeigen. Manchmal glaubte ich sogar eine Träne über seine Wange laufen zu sehen, die er natürlich sofort wieder wegwischte. Es machte mich glücklich ihn so zu sehen. Er schien sich wirklich so sehr zu freuen, dass mir unser Streit schon richtig leid tat.

Als wir wieder auf dem Rückweg waren blieb er plötzlich vor einem Schaufenster eines Babygeschäftes stehen und hielt mich fest.

„Los! Da gehen wir jetzt rein!“ Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich liebte es Babysachen auszusuchen. Ich war schon öfter in diesem Laden gewesen, hatte aber vorher noch nichts gekauft, aber das sollte sich jetzt ändern. Orlando zog mich von Regal zu Regal packte mir immer mehr Klamotten auf den Arm. Er schien vollkommen in seinem Element zu sein.

„Guck dir das an! Ist das nicht süß?“ erschrocken sah ich ihn an.

„Orlando! Das ist nicht Süß! Das ist Pink!“ alleine der Anblick dieses rosa Jäckchens brachte meine Augen schon zum Schmerzen. „Eins sag ich dir! Meine Tochter trägt kein Pink!“ Orlando begann laut zu lachen, nahm mich in den Arm und gab mir einen Kuss auf meine Nase.

„Wie? Du magst kein Pink? Guck mal, das sieht doch so süß aus!“ sagte er mit einen ironischen Unterton. Als er meinen angewiederten Blick sah küsste er mich wieder.

„Weißt du eigentlich wie niedlich du aussiehst, wenn du so guckst? Und weiß du eigentlich wie sehr ich dich liebe und wie glücklich ich im Moment bin! Lass und nie wieder so streiten, ja?“ ich war so überwältigt von meinen Gefühlen, dass ich fast gar nichts sagen konnte. Wir kannten uns mittlerweile zwar schon über ein Jahr, aber jedes Mal, wenn er mich ansah oder mir so was wie das sagte, wurden meine Beine weich und ein warmes Kribbeln durchfuhr mich. „Ich liebe dich doch auch Orlando!“ flüsterte ich und küsste ihn.

Der Blitz eines Fotoapparates riss uns aus unserer Umarmung. Erschrocken schaute ich mich um und sah wie drei Reporter auf uns zukamen.

„Mr. Bloom! Mr. Bloom! Haben sie einen Moment Zeit für uns?” ich war total verwirrt und wusste nicht, was ich denken, sagen oder tun sollte. Ich stand dort, während die Reporter auf uns zukamen und war so überrumpelt, dass ich mich nicht bewegen konnte. Einer der Drei Reporter kam auf mich zu „Miss! Sind sie seine Freundin? Kann ich ihnen ein paar Fragen stellen?“

„Nein!“ antwortete ich erschrocken „Lassen sie mich in Ruhe!“ aber der Reporter hörte nicht auf mich mit Fragen zu löchern. Ich merkte, wie auch die Kleine langsam unruhig wurde und legte eine Hand auf meinen Bauch. „Sie sind schwanger!?! Ist er der Vater?“ begann mich dieser Typ gleich wieder zu löchern. Mein Herz klopfte bis zum Hals meine Hände wurde feucht und ich bekam Angst. Ich wollte weg, aber der Typ ließ mich nicht. Ich wollte mit niemandem über unsere Beziehung reden! Ich wollte nur raus hier! Verwirrt sah ich mich um. Ich sah, dass Orlando auch gerade von den anderen zwei Reportern ausgefragt wurde. Besorgt sah er zu mir rüber, aber er konnte mir nicht helfen, denn mittlerweile hatten auch einige Passanten mitbekommen was hier vor sich ging und außer den Reportern standen nun auch noch ca. 20 anderen Leute um ihn herum und hielten ihm Zettel und Stifte hin. Einige der Mädchen, die dort standen und auf Autogramme warteten sahen zu mir rüber, tuschelten und lachten. Ich konnte mir denke, worüber sie tuschelten.

Langsam bekam ich immer mehr Panik, aber dieser Typ vor mir, hörte nicht auf mich immer wieder zu fragen ob ich Orlandos Freundin war, ob das sein Kind war. Ich merkte wie ich zu zittern begann. Mein Hals schnürte sich zu und ich konnte nicht mehr atmen. Alles um mich herum begann sich zu drehen.

„Lassen sie, verflucht noch mal, endlich in Ruhe!“ hörte ich Orlando rufen, dann sank ich auf den Boden und alles um mich herum wurde schwarz.

Als ich wieder aufwachte lag ich in einem Hinterzimmer des Geschäftes. Neben mir saß eine junge Frau und sah mich besorgt an.

„Geht´s ihnen wieder besser? Möchten sie ein Glas Wasser?“

„Was ist passiert? Wo bin ich? Wo ist Orlando?“ fragte ich sie. Sie reichte mir ein Glas Wasser, was ich nahm und in einem Zug austrank.

„Sie wurden von Reportern belagert und sind ohnmächtig geworden. Wir sind hier in einem Hinterzimmer, hier kommt niemand hin und Orlando ist noch vorn im Laden. Er macht sich unheimliche Sorgen, aber diese Typen geben keine Ruhe! Brauchen sie einen Arzt?“ ich richtete mich auf. „Sie haben nur Glück, dass dieser eine Reporter so schnell reagiert hat und sie aufgefangen hat, sonst wären sie sicherlich ziemlich unglücklich gefallen!“ Das war mir egal! Geholfen oder nicht! So langsam kehrte meine Erinnerung wieder zurück und mir ging es auch schon wesentlich besser. Der Kleinen schien es auch ganz gut zu gehen, jedenfalls trat sie mir ein paar Mal so heftig in die Rippen, dass es noch eine ganze Weile weh tat.

„Mir geht’s gut! Ich brauch keinen Arzt“ sagte ich, aber ich merkte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten. Das war nun meine Erste Begegnung mit dieser Pressemeute, und das wird sicherlich nicht die letzte sein. Ich war mir sicher, dass ich Orlando liebte, aber ich wusste nicht, ob ich jemals mit seiner Berühmtheit umgehen konnte.

„Lea!“ Orlando riss die Tür auf und kam auf mich zu. „Ist alles in Ordnung mit dir?“ Er sah, dass ich weinte, setzte sich zu mir und nahm mich in den Arm. Ich legte meinen Kopf an seine Schulter und atmete tief ein. Er strich mir über den Kopf.

„Ist ja gut Engel! Ist gut! Das tut mir so leid was da gerade passiert ist! Geht’s dir gut?“ ich hob meine Kopf und sah ihn an.

„Mir geht’s gut, aber was war das da grad?“

„Das ist der Preis für meine Bekanntheit und glaub mir, ich zahle ihn nicht gern! Ich will dich nicht beunruhigen, aber ich glaube das war erst der Anfang! Die haben Fotos von uns! Spätestens nach Weihnachten, weiß die ganze Welt bescheid.“ Das was er sagte machte mir wieder unglaubliche Angst. Aber ich versuchte es mir nicht anmerken zu lassen. Ich wollte nicht, dass diese Typen das zerstörten, was wir uns aufgebaut hatten.

„Meinst du wir schaffen das?“ fragte ich ihn. Er streichelte mir über die Wange und küsste mich kurz auf die Nase.

„Ich weiß dass wir das schaffen! Auch wenn es schwer wird, aber wir dürfen unser Privatleben nicht davon beeinflussen lassen, sonst können wir es gleich aufgeben!“

„Ich will uns nicht aufgeben Orlando! Es ist grad wieder so schön!“ Er drückte mich noch fester an sich und legte eine Hand auf meinen Bauch.

„Wir schaffen das auch! Das versprech ich dir! Siehst du? Die kleine stimmt mir zu!“ das tat sie und zwar mit einen kräftigen Tritt. Wir saßen dort noch ein paar Minuten. Dann rief er Sam an und sie holte uns ab. Ich war froh, dass ich nicht den ganzen Weg zu Fuß nach Hause laufen musste. Sicherlich wären wir wieder in eine solche Meute geraten. Nach dieser Aktion warteten sie wahrscheinlich nur, bis wir das Geschäft wieder verließen, aber zum Glück schleuste uns die Verkäuferin durch den Hintereingang.

Mir fiel ein Stein vom Herzen als wir endlich wieder zu Hause waren. Orlandos Mum wartete schon auf uns und nahm mich erst mal in den Arm. „Arme Kleine!“ sagte sie. Aber ich wollte kein Mitleid. Es würde ja sowieso nichts ändern! Ich hatte mich für Orlando entschieden und nun musste ich auch mit den Konsequenzen zu leben versuchen. Sie fragte mich noch ob ich mich hinlegen wollte, aber das wollte ich nicht. Ich wollte diese Sache nur so schnell wie möglich vergessen. Wir standen noch im Flur und redeten, als Orlando mit einem Haufen Tüten reinkam.

„Wenigstens ein Gutes hatte die Sache! Babysachen haben wir jetzt genug!“

„Oh wie Süß!“ rief Sam gleich, schnappte sich die Tüten und schleppte sie ins Wohnzimmer. Wir saßen noch eine ganze Weile dort und guckten uns die Sachen an. Es war wirklich ein Menge. Plötzlich stellte jemand die Frage über die Orlando und ich noch gar nicht geredet hatten.

„Sagt mal, habt ihr euch schon mal überlegt, wie das überhaupt alles werden soll? Wo wollt ihr drei denn wohnen?“ die Frage kam von seiner Mutter, aber sie war berechtigt.

„Tja.“ sagte Orlando und sah mich an. „Das Beste wäre wohl, wenn wir erst mal in mein Apartment in London ziehen würden. Genug Platz hätten wir dort und es wär genug Zeit um sich nach etwas anderem umzusehen. Außerdem wäre London sowieso am praktischsten! Mein Management ist da, dann müsste ich auch nicht dauernd hin und her reisen.“ Wow! er hatte sich aber wirklich schon sehr mit dem Thema beschäftig. Aber London? Ich war damals hierher nach Canterbury gekommen, weil ich diesen Stress in den Großstädten nicht mochten und jetzt? Jetzt wollte er mich genau dorthin mitnehmen? Ich hatte keine gutes Gefühl dabei und ich verstand nicht, warum er das alles jetzt so vor Sam und seiner Mutter ausbreitete, ohne vorher mit mir gesprochen zu haben. Schnell bemerkte er den bösen Blick, den ich ihm zuwarf.

„Ähm... das ist doch in Ordnung.... oder?“ stotterte er und sah mich fragend an.

„Ich hol mir mal was zu trinken.“ sagte ich, stand auf und sah ihn an. Er begriff schnell, dass er mitkommen sollte. In der Küche drehte ich mich zu ihm.

„Warum haben wir denn nie darüber geredet? Du erzählst das alles so, als wenn es schon klar wär, aber ich glaub du hast da was vergessen! Und zwar mich mal zu fragen!“ Ich merkte wie ich langsam wieder wütend wurde. Ich hatte doch meine Arbeit hier in Canterbury! Und ich kannte niemanden in London. Ich hatte einfach Angst vor dieser Riesen-Stadt.

„Sorry!“ sagte er und sah mich wieder mit diesem reuevollen Dackelblick an. „Aber ich dachte das wäre das Beste.“ Gott! Warum guckte er nur immer so? Ich konnte ihm wieder mal nicht böse sein. Er hatte ja Recht. Es war wahrscheinlich wirklich das Beste. Immerhin wollte ich auch, dass er bei mir war und nicht ständig von Canterbury nach London pendeln musste. Es war schon schlimm genug, dass er sowieso schon so viel in der Welt umherreisen würde, dann wäre es doch schön, wenn wir wenigstens zusammensein konnten, wenn er in England war. Er kam auf mich zu, legte seine Arme um mich und sah mich immer noch fragend an.

„Bist du sauer deswegen?“

„Nein, du Spinner! Du weißt doch, dass ich dir nicht lange böse sein kann! Aber wir müssen bei Gelegenheit wirklich noch mal darüber reden!“ ich lächelte ihn an und er zog mich an sich und küsste mich.

„Ich liebe dich und wir werden schon das richtige machen!“ sagte ich beruhigend. Ich hoffte dass ich Recht behalten würde. Aber es gab noch eine Sache, die mir, je länger ich darüber nachdachte Magenschmerzen bereitete.

„Orlando?“ fragte ich leise und er sah mich liebevoll an.

„Was ist denn mein Engel?“

„Was denkst du denn was jetzt passiert, wegen der Sache mit den Fotografen? Ich hab irgendwie Angst!“ er zog mich noch näher an sich.

„Ich weiß es auch nicht, aber ich pass auf dich auf! Wir werden das schon schaffen!“

Kapitel 19

Es wurde trotz allem noch ein wunderbares Weihnachten. Ich fühlte mich so wohl in dieser Familie, dass ich nicht mehr viel darüber nachdachte, dass ich in diesem Weihnachten nicht mit meiner Mutter verbrachte. Bei uns lief Weihnachten sowieso immer nach dem gleichen Muster ab. Morgens am 24. wurde der Plastbaum vom Dachboden geholt, dann kochte meine Mutter irgendwas. Abends gab Geschenke wir saßen kurz zusammen und aßen und dann gingen wir in Bett. Das war unser Weihnachten, aber hier war es ganz anders. Das ganze Haus war geschmückt und es duftete nach Weihnachten. Wir saßen abends lange zusammen und redeten. Leider ging diese wunderbare Zeit nur viel zu schnell vorbei. Und der Tag an dem Orlando wieder zurück zum Dreh musste, rückte immer näher. Ich mochte nicht daran denken, weil es mich traurig machte. Auch wenn ich wusste, dass er nur noch einen Monat weg war, aber dieser Monat konnte lang werden.

Wir entschlossen uns nach Weihnachten nach London zu fahren um ein paar Tage für uns zu haben. Es war eine gute Entscheidung, weil wir endlich Zeit hatten in Ruhe zu reden über die Sachen die in der Vergangenheit so vorgefallen waren. Und das erste Mal in unserer Beziehung hörte er mir wirklich zu. Es schien ihm diesmal wirklich ernst zu sein. Er schien seinen Fehler unglaublich zu bereuen. Er begann mir jeden Wunsch von den Augen abzulesen, was mich manchmal ziemlich nervte, weil ich schon fast gar nichts mehr machen durfte. Wäre es nach ihm gegangen, dann hätte ich nur auf den Sofa gelegen und nichts getan, aber das konnte ich nicht, ansonsten wäre ich ihm wahrscheinlich irgendwann an den Hals gesprungen. Ich schaffte es immer wieder ihn zu überzeugen raus zu gehen und was zu unternehmen. So vergingen die Tage bis es Silvester war. Er hatte ein paar seiner alten Freunde eingeladen, was mir sehr recht war, weil ich das Alleinsein mit ihm schon fast nicht mehr ertragen konnte. Elijah, Dom und Andre hatten schon fest zugesagt. Ich freute mich darauf, weil ich merkte, wie er sich freute. Aber die ganze Freude wurde am Silvestermorgen abrupt zerstört. Orlando hatte ein paar Brötchen besorgt und eine Zeitung. Ich traute meinen Augen nicht, als ich sie aufschlug. Dort war ein Foto von uns beiden im Babygeschäft. Es stand nicht viel dabei, aber es reichte um mich total zu verwirren. Als Orlando sah wie ich entsetzt in die Zeitung starrte. Er kam zu mir und nahm mir die Zeitung weg. Verwirrt sah ich ihn an.

„Am Besten du liest das gar nicht erst! Das hab ich mir schon vor langem angewöhnt.“ sagte er und sah mich an. Aber ich wollte das sehen. Ich wollte lesen, was die da über uns schrieben. Aber so sehr ich es auch versuchte, er gab mir die Zeitung nicht zurück.

„Ich hab dir gesagt, dass ich auf dich aufpasse und dazu gehört auch, dass ich aufpasse, dass du dich nicht mit irgendwelchem Tratsch über uns auseinandersetzt!“ mich ärgerte was er da tat, also stand ich auf, ging ins Schlafzimmer und warf mich aufs Bett. Es dauerte nicht lange bis er zu mir kam, mir durch die Haare strich und mich flüchtig küsste.

„Versteh doch! Ich will dich damit nicht ärgern, aber je weniger du von dem weißt, was die für einen Mist schreiben umso weniger grübelst du drüber nach. Das wird mit Sicherheit nicht der letzte Artikel über uns gewesen sein. Diese Bilder werden rund um die Welt gehen und jeder wird was anderes reininterpretieren. Wahrscheinlich werden sie sogar versuchen in deinem Leben zu kramen und wenn sie das tun, dann werden sie mit Sicherheit auch Dinge erfahren, von denen du nicht wolltest, dass sie überhaupt mal jemand erfährt. Deshalb fang am Besten gar nicht erst an, den Kram zu lesen. Das würde dich kaputt machen! Glaub mir das, Lea!“ wahrscheinlich hatte er Recht mit dem was er sagte, aber ich fühlte mich trotzdem nicht wohl. Immer wieder stieg der Gedanke in mir hoch, dass er übermorgen wieder wegfliegen würde. Was würde ich dann machen? Ich würde wieder zurück nach Canterbury fahren und unterrichten, aber ich wäre allein und ich hatte Angst allein zu sein. Ich drehte mich zu ihm und lächelte ihn an. Ich wollte ihn nicht unnötig mit meinen Problemen belästigen, aber er sah, dass ich Tränen in den Augen hatte. Zum Glück fragte er nicht weiter nach, sondern nahm mich in den Arm. Ich glaube er wusste was mit mir los war, aber keine Diskussion der Welt hätte dazu geführt, dass er bei mir geblieben wäre.

Ich war froh als endlich die ersten Leute zu unserer Silvesterparty eintrudelten. So hatte ich etwas worum ich mich kümmern konnte auch, wenn Orlando das mal wieder nicht wollte.

Es war schon gegen 22 Uhr, als ich in der Küche stand. Ich wollte einfach mal 2 Minuten für mich sein und in aller Ruhe was trinken. Ich stand am Küchenschrank, als Orlando mich von hinten umfasste und begann an meinem Hals zu knabbern. Ich legte den Kopf zu Seite und ein warmer Schauer lief über meinen Rücken.

„Was machst du hier Engel? Wir feiern da draußen und du bist hier ganz allein.“ ich merkte, dass er wohl schon ein bisschen mehr getrunken hatte, aber warum auch nicht, es war doch Silvester.

„Ich wollt nur mal ein bisschen Ruhe haben.“

„Geht’s dir nicht gut?“ fragte er besorgt. Ich drehte mich um und küsste ihn.

„Doch! Mir geht’s gut!“ sagte ich kurz und in dem Moment begann die Kleine munter zu werden, als wollte sie sagen „Mami lüg nicht!“ Ich hätte ihm gerne gesagt, was mir so alles durch den Kopf ging, wenn ich daran dachte, dass er bald wieder weg war, aber ich konnte es nicht. Wenn ich mit ihm zusammen sein wollte, dann musste ich mich wohl daran gewöhnen.

„Ich liebe dich!“ flüsterte ich und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er nahm mein Gesicht in seine Hände, hob es an und legte seine Stirn gegen meine. „Ich liebe dich auch und denk nicht soviel nach! Ich bin doch nur für einen Monat weg. Das werden wir schon schaffen!“ Dann küsste er mich wieder und ich begann mich wieder ein bisschen besser zu fühlen.

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Ich fühlte mich auch nicht wohl bei dem Gedanken, dass ich am übernächsten Tag wieder wegmusste, aber es tat mir weh zu sehen, wie sehr sie darunter zu leiden schien. Ich nahm sie in den Arm und versuchte sie ein wenig zu beruhigen in dem ich ihr immer wieder sagte, dass es doch NUR ein Monat war, aber ich wusste wie lang dieser Monat werden konnte. Ich wollte aber nicht weiter darüber nachdenken. Ich wollte jetzt einfach nur bei ihr sein. Vorsichtig hob ich ihren Kopf an und küsste ihr die Tränen aus dem Gesicht.

„Hör auf zu weinen. Bitte!“ sagte ich leise. Aber sie antwortete nicht. Sie fuhr mit dem Finger über meine Lippen und küsste mich wieder. Plötzlich spürte ich ihre Hände überall und ich genoss diese Berührungen. Ich löste mich von ihren Lippen und begann zärtlich ihren Hals und ihre Schultern zu küssen. Meine Hände öffneten vorsichtig die Knöpfe ihrer Bluse und glitten über ihre nackte Haut.

„Was machst du mit mir?“ stöhnte sie leise auf. Oh Gott! Diese Frau machte mich verrückt. Mein Herz raste und ihre Berührungen brannten auf meiner Haut.

„Was macht ihr denn hier?“ unterbrach uns jemand ziemlich unangenehm. Am liebsten hätte ich diesem Jemand den Hals umgedreht.

„Hat man denn hier nicht mal zwei Minuten Zeit sich den wichtigeren Dingen des Lebens zu widmen?“ Lea knöpfte sich so schnell sie konnte die Bluse wieder zu und warf mir einen Blick entgegen, der mir deutlich machte, dass sie genau so genervt war wie ich.

„Ich dachte ich wäre eine der wichtigsten Sachen in deinem Leben!“ lachte dieser Jemand wieder und ich drehte mich um.

„Atti! Was machst du denn hier? Ich mein... ich hab schon gar nicht mehr mit dir gerechnet!“

„Was ich hier mache? Ich hab euch wohl gerade vor einem Fehler bewahrt, den du sonst wieder die nächsten Monate lang bereut hättest! Ich kenn dich doch!“ Andre war wirklich so ziemlich der Einzige, dem ich diese Störung verzeihen konnte. Wir hatten uns schon ewig nicht mehr gesehen, oder gehört.

„Warum Fehler?“ fragte ich ihn unschuldig „Ich glaub dafür wäre es schon ein bisschen zu spät!“ Andre sah mich vollkommen verständnislos an. Aber ich reagierte schnell und stellte ihm Lea vor. Als er sie, oder besser ihren Babybauch sah, erkannte er auch was ich damit gemeint hatte.

„Nein! Bloom! Sag jetzt nicht....“

„Doch Andre genau!“ lachte ich und amüsierte mich über seinen erschrockenen und überraschten Blick.

„Ich glaub es ja nicht! Das du dich mal festlegst hätte ich ja nicht gedacht!“ ich warf ihm einen bösen Blick zu und er verstand was ich damit sagen wollte, aber er reagierte nicht, sondern grinste nur und wandte sich Lea zu.

„Wie hast du es denn geschafft den zu bändigen?“

„Bändigen ist gut!“ sagte Lea lachend. „Glaub nicht, dass das so einfach war!“ jetzt blinzelte ich Lea böse an. Musste sie mir denn nun auch noch in den Rücken fallen? Aber ich war schon froh, dass sie nicht, auf Andres Spruch reagiert hatte und ich hoffte, dass sie das auch nicht mehr tun würde. Ja ich hatte vielleicht mal ab und zu ein paar One-Night-Stands, aber das war was ganz anderes als das mit ihr. Sie liebte ich und ich glaube sie wusste das auch.

„Und? Wie siehts jetzt aus? Wann wird geheiratet?“ Lea, die gerade ein Schluck Wasser trinken wollte, verschluckte sich daran. Und auch ich war im ersten Moment ziemlich überrascht. Klar, ich hatte darüber nachgedacht und ich war auch schon kurz davor ihr einen Heiratsantrag zu machen, aber in den letzten Tagen hatte ich nicht mehr darüber nachgedacht. Aber jetzt wo er es sagte, erschien es mir schon fast richtig, sie endlich zu fragen. Ich wollte mit ihr zusammen sein. An diesem Abend wollte ich sie fragen ob sie meine Frau werden wollte. Das wurde mir in diesem Augenblick klar.

„Wer weiß?!?“ sagte ich kurz und zwinkerte Andre zu. Aber plötzlich zerschlug sie alle meine Pläne.

„Heiraten? Nur wegen dem Baby? Wir leben im 21. Jahrhundert. Ich halte nicht viel vom heiraten!“ das hatte gesessen. Wie ein Messer in meiner Brust hatte es gesessen. Das tat wirklich weh, aber ich wollte es mir nicht anmerken lassen. Ich würde mit ihr darüber reden, aber noch nicht jetzt. Andre hatte meinen Blick allerdings schnell gedeutet und sah mich mitleidig an.

„Na los Andre, lass uns gehen! Es ist Silvester, lass uns feiern. Wir haben uns so lange nicht gesehen.“ dann gingen wir wieder zu den anderen. Lea ließ ich in der Küche sitzen. Ich weiß nicht warum ich das getan hatte, aber vielleicht wollte ich ja, dass sie merkte, dass sie mir grad sehr wehgetan hatte. Andererseits hatte ich aber auch Angst, dass sie jetzt wieder dort saß und weinte. Ich war hin und hergerissen. Ich wollte sie spüren lassen, was sie da gerade gesagt hatte, aber war das richtig? Die Gedanken an sie ließen mich nicht los. Wir waren jetzt schon seit 20 Minuten im Wohnzimmer, aber sie kam nicht hinterher. Ich nahm mir eine Flasche Bier und setzte mich zu Andre, der schon eine Flasche Tequila auf dem Tisch hatte. Er klopfte mir auf die Schulter, goss ein und wir tranken erst mal 3 Tequila auf Ex.

„Du wolltest sie heute Abend fragen, Stimmts?“ fragte er und verwirrte mich damit wieder total.

„Hm...“ antwortete ich leise und nickte.

„Meine Güte Bloom, was hat sie nur mit dir gemacht? Ich hätte ja mit viel gerechnet, aber dass du mal Heiraten und Kinder haben willst, darauf wäre ich nie gekommen. Es ist dir wohl ziemlich Ernst was?“ bevor ich antwortete kippte ich erst mal noch einen Tequila hinter.

„Ja verdammt! Das ist es!“ ich stütze mein Gesicht in meine Hände. Andre legte seinen Arm um meine Schulter.

„Dann lass ihr noch ein bisschen Zeit!“ Wahrscheinlich hatte er Recht. Ich sollte noch ein bisschen warten. Sie war schließlich schwanger und ich hatte so langsam gelernt, dass ich bei ihren Stimmungsschwankungen nicht alle ihre Worte auf die Goldwaage legen durfte.

„Sieh noch mal nach ihr!“ sagte Andre und das tat ich dann auch. Vorsichtig öffnete ich die Küchentür. Sie saß am Tisch und schien nachzudenken und sie weinte wieder. Genau wie ich es befürchtet hatte. Sie sah nicht auf als ich auf sie zukam. Ich nahm mir einen Stuhl und setzte mich neben sie.

„Hey Engel, was ist denn los?“ ich streichelte ihr sanft über die Haare „Ist es wegen der Hochzeitsgeschichte vorhin?“ sie sah mich mit verweinten Augen an.

„Tut mir leid, was ich da vorhin gesagt hab, aber es ist einfach noch zu früh für so was! Weißt du? Ich hab bei meinen Eltern gesehen, wie schnell so was schief gehen kann, wenn man zu überstürzt heiratet. Es ist ja nicht so, dass ich nie heiraten will. Aber ich hätte Angst, dass du es jetzt nur wegen der Kleinen machen würdest und das ist bestimmt keine gute Voraussetzung!“ jetzt begann ich ihre Reaktion zu verstehen. Sie hatte Angst, dass es mit uns so wie mit ihren Eltern enden würde. Ich nahm sie einfach in den Arm und sie legte ihren Kopf auf meine Schulter.

„Ist ja gut Kleines, ist ja gut! Wir müssen auch nichts überstürzen!“ Ich merkte wie sie erleichtert aufatmete. Dann wischte ich ihr die letzten Tränen aus dem Gesicht und nahm sie mit zu den Anderen. Sie verstand sich erstaunlich gut mit allen, vor allem aber mit Andre. Nachdem sie beide festgestellt hatten, dass sie aus Deutschland kamen redeten sie ununterbrochen deutsch miteinander. Das fand ich allerdings nicht so lustig, weil ich nie wusste ob und was ihr Andre über mich erzählte. Sie schien sich wieder einigermaßen wohl zu fühlen. Ich weiß nicht wie viele Leute mir an diesem Abend gesagt hatten, dass sie überrascht von meinem Lebenswandel waren, aber ich war Stolz darauf! Ich war Stolz so eine wunderbare Frau wie Lea gefunden zu haben und ich war stolz darauf, dass wir bald eine wunderbare kleine Tochter haben würden. Es wäre der perfekte Abend für einen Heiratsantrag gewesen, aber ich musste ihre Meinung akzeptieren.

Hin und wieder erwischte ich mich dabei, wie ich sie Minutenlang beobachtete und mich darüber ärgerte, dass Andre uns vorhin gestört hatte. Allerdings kam jedes Mal, wenn ich so in Gedanken versunken war, jemand an und fuchtelte mir vorm Gesicht rum um mich zu wecken. Ich fand es gut, dass sie sich mit meinen Freunden verstand, aber manchmal wollte ich sie einfach nur für mich haben, aber für mehr als einen flüchtigen Kuss hatte sie keine Zeit, aber so dachte sie wenigstens nicht nach und dieser traurige Blick, mit dem sie mich schon seit 3 Tagen ansah war auch endlich mal wieder verschwunden.

„3.... 2.... 1... Happy New Year!“ riefen plötzlich alle und ich wurde wieder aus meinen Gedanken gerissen. Ich nahm Lea, die schon neben mir stand und mich verständnislos ansah, in den Arm und küsste sie. Das war unser erstes Silvester zusammen und ich war glücklich mit ihr zusammen zu sein.

„Ich liebe dich!“ flüsterte sie mir leise ins Ohr. In diesem Moment fühlte ich mich, als währen alle meine Träume und Wünsche in Erfüllung gegangen. Plötzlich kam jemand auf die Idee ein bisschen Kuschelmusik aufzulegen.

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Irgendjemand hatte scheinbar gerade Orlandos Kuschel-CD-Sammlung gefunden und nun begannen alle engumschlungen zu tanzen. Auch Orlando zog mich zu sich und wir tanzten. Plötzlich legte er seinen Kopf an meine Schulter und begann leise zu singen.

Es machte mich einmal mehr fast wahnsinnig seinen warmen Atem an meinem Hals zu spüren und seine sanfte Stimme zu hören. Ich wollte ihn nie wieder loslassen. Ich verlor mich in meinen Träumen. Ich bemerkte die anderen Leute nicht mehr, die um uns herum waren. Für diesen Moment waren nur noch er und ich da und es gab nicht, was uns trennen konnte.

Kapitel 20

Als das Lied zu Ende war, standen wir noch eine Weile engumschlungen da. Immer wieder streichelte er mir sanft über den Rücken, was mir jedes Mal wieder eine Gänsehaut verpasste. Irgendwann stand Andre mit zwei Flaschen Campanger und Gläsern in der Hand neben uns.

„So ihr zwei Turteltauben. Jetzt reichts erst mal, dass könnt ihr nachher auch noch fortsetzen!“ dann grinste er uns an. Ich hasste ihn in diesem Moment wirklich. Ich wollte Orlando nicht loslassen, aber was sollte ich tun? Aber auch Orlando schien mich nicht loslassen zu wollen. Immer wieder küsste er mich und schien sich gar nicht um Andre kümmern zu wollen. Irgendwann zog er dann beleidigt ab, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass er wirklich beleidigt war.

„Geht doch!“ murmelte Orlando in mein Ohr. „Komm, lass uns hier abhauen!“ Erstaunt und verwirrt sah ich ihn an. Es schien es aber Ernst zu meinen. Also schlichen wir uns aus der Wohnung. Es war verdammt kalt draußen und ich wickelte mich so gut ich konnte in meinen Mantel. Wir gingen eine ganze Weile durch die Straßen. Als wir sicher waren, dass uns niemand folgte, weil er uns vermisste, ließen wir uns auf eine Parkbank fallen. Als er merkte, dass ich fror, legte er seine Arme um mich und versuchte mich ein bisschen zu wärmen. Eine ganze Weile sagten wir gar nichts, sondern sahen nur in die Sterne.

„Lea?“ flüsterte er mir plötzlich ins Ohr.

„Mhh...“ murmelte ich und kuschelte mich noch mehr in seine Arme.

„Weißt du eigentlich wie glücklich ich mit dir bin?“ Ich mochte nicht, wenn er so was sagte, weil dadurch noch schlimmer für mich wurde, daran zu denken, dass er am nächsten Tag wieder wegfliegen würde.

„Hör auf damit! Bitte!“ sagte ich leise und merkte, wie meine Stimme wieder zu zittern begann. Plötzlich merkte ich, wie er tief Luft holte. Er ließ mich los und stand auf. Ein wenig verwirrt sah ich ihn an.

„Was ist denn jetzt? hab ich was falsches gesagt?

„Nein!“ antwortete er und ich merkte, dass ihn irgendwas sehr zu beschäftigen schien. Gerade als ich anfangen wollte mir Sorgen zu machen, griff er in seine Jackentasche und holte ein kleines Schächtelchen heraus. „Oh Gott!“ schoss es mir durch den Kopf und meine Gefühle begannen Achterbahn zu fahren. Mein Magen begann sich im Kreis zu drehen und mir wurde schwindelig. Plötzlich nahm er meine Hand und ging vor mir auf die Knie. Mir wurde schlecht! Unglaublich schlecht! Ich konnte das alles nicht glauben, wir hatten doch von ein paar Stunden erst darüber geredet, dass es noch zu früh wäre. Was tat er da? Immer noch sehr verwirrt sah ich ihn an. Seine Hände waren eiskalt und ich glaube nicht, dass es an den Temperaturen lag.

„Engel...“ sagte er plötzlich und stockte „... Ich weiß, dass wir vorhin erst drüber geredet haben, aber es ist mir egal! Ich muss das jetzt tun und ich will es auch! Auch wenn ich damit das Risiko eingehe, dass du danach gar nicht mehr mit mir sprichst. Ich kann einfach nicht mehr länger warten.“ Ich konnte nichts mehr sagen und ich konnte nichts mehr denken. Ich schlug meine Hände vors Gesicht und merkte wie sich meine Augen mit Tränen füllten.

„Lea, ich kann dir gar nicht sagen, wie es mir jetzt geht. Ich hab Angst und ich bin verdammt nervös! Aber du bist das wichtigste in meinem Leben! Ohne dich hätte ich wahrscheinlich schon lange den Boden unter den Füßen verloren. Auch wenn du mich manchmal ziemlich unsanft wieder auf den Teppich geholt hast.“ ein Lächeln huschte über mein Gesicht und ich glaube, dass ihm das ein bisschen Mut machte. „Ich hab viel Mist gemacht, seit wir uns kennen, aber nachdem ich bis vor kurzem noch dachte, dass ich dich verloren hätte, weiß ich, dass ich das nie wieder will! Und ich will auch nicht hören, dass ich das nur wegen der Kleinen mache! Ich mach das hier, weil ich DICH liebe, und weil ich mit dir zusammen sein will. Ich kann dir nicht versprechen, dass es uns nie so geht, wie deinen Eltern, aber ich würde alles daran setzten, dass wir uns nie wieder trennen!“ Noch immer starrte ich ihn mit Tränen in den Augen an. Mein Herz war kurz davor zu zerspringen. Noch von ein paar Stunden dachte ich, dass es noch viel zu früh ist für so was, aber er hatte Recht. Es würde niemals eine Garantie dafür geben, dass es gut geht. Er schien immer nervöser zu werden. Als er das Schächtelchen nahm und es versuchte zu öffnen, merkte ich wie sehr seine Hände zitterten.

„Lea!“ jetzt atmete er wieder tief ein und ich merkte wie schwer es ihm fiel diese Worte über seine Lippen zu bringen. Er muss so nervös gewesen sein, wie ich es davor noch nie erlebt hatte. „Willst du mich heiraten?“ ein paar Sekunden herrschte nun Stille zwischen uns. Er sah mich erwartungsvoll an und ich war noch immer total überwältigt von dem, was er da gerade gesagt hatte. Aber ich hatte mich bereits entschieden.

„Ja...“ flüsterte ich mit tränenerstickter Stimme. Er schien das im ersten Moment gar nicht zu registrieren, aber dann sah ich eine Träne über seine Wange laufen. Es musste ihm ein riesiger Stein vom Herzen gefallen sein. Ich stand auf und zog ihn zu mir hoch. Mit noch immer zitternden und eiskalten Händen steckte er mir einen kleinen goldenen Ring, in den 4 kleine Diamanten eingefasst waren an den Finger. Ich konnte es nicht glauben. Jetzt war ich wohl tatsächlich verlobt mit Orlando Bloom. Ich möchte nicht wissen, wie viele Frauen mich darum beneidet hätten. Aber ich hoffte dass ich mich richtig entschieden hatte.

„Du bist verrückt!“ sagte ich und küsste ihn. Er antwortete nicht sondern erwiderte meinen Kuss und hielt mich fest in seinem Arm. Irgendwann machten wir uns dann wieder auf den Weg zurück. Als wir vor seiner Haustür standen, stoppte er und sah mich an.

„Lass uns versuchen das solange es geht für uns zu behalten! Ich mein, ich denke nicht, dass ich es lange vor Andre verheimlichen kann, aber lass und vorsichtig mit den anderen sein. Ich weiß nicht ob man hier allen 100 %ig vertrauen kann, dass sie die Klappe halten und ich will nicht, dass die Presse schon davon erfährt! Immerhin muss ich das ja erst mal meinem Management beibringen.“ er grinste mich verlegen an. Ich liebte diesen Blick, wenn er so guckte musste ich immer lächeln.

„Okay!“

„Da seid ihr ja wieder! Wir dachten schon, ihr seid verloren gegangen!“ rief uns Dominic lachend entgegen als wir zur Tür reinkamen. Die meisten Gäste waren schon gegangen und nur noch der „harte Kern“ bestehend aus Dom, Elijah und Andre, die sowieso über Nacht bleiben wollten waren noch da.

„So schnell gehen wir nicht verloren!“ Antwortete Orlando ebenfalls lachend. Ich zog erst mal meinen Mantel aus und setzte mich auf die Couch an die Heizung. Ich war halb erfroren und legte erst mal meine Hände auf die Heizung. Dabei betrachtete ich den Ring. Er hatte wirklich einen guten Geschmack, was Schmuck anging, dachte ich mir. Plötzlich stand Andre neben mir und starrte ebenso gebannt auf den Ring an meinem Finger wie ich. Ich erschrak mich und zog schnell meine Hände zurück, aber Orlando hatte ja gesagt, dass er es wissen durfte. Allerdings fragte Andre nicht weiter nach, sondern sah mich nur fragend an. Als sich ein Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitete schien er sofort verstanden zu haben.

„Hey Leute, ich glaub wir haben noch was, was wir feiern müssen!“ rief er plötzlich. Ich befürchtete, dass mein Herz gleich stehen bleiben würde, aber als Orlando aufmunternd zu mir rübersah, wusste ich, dass es okay war, wenn Dom und Elijah auch davon erfuhren. Die beiden sahen sich ersteinmal verwirrt an.

„Was denn? Das Silvester war, dass haben wir doch schon genug gefeiert, oder?“ fragte Elijah und ihm war anzusehen, dass er eigentlich schon genug gefeiert hatte. Er hatte jedenfalls schon arge Probleme sich auf den Beinen zu halten.

„Ich glaub die beiden wollten uns was verschweigen!“ sagte er und deutete auf Orlando und mich. Orlando kam zu mir und setzte nicht neben mich auf die Couch. Dom und Elijah guckten sich immer noch verwirrt an. Aber als sie uns beide auf der Couch sitzen sahen und Andres blödes Grinsen bemerkten schienen ihre Gehirnwindungen zu arbeiten anzufangen. Irgendwann brachte Dom dann ein.

„Nein! Bloom! Du hast doch wohl nicht... Das gibt’s ja nicht! Hey! Herzlichen Glückwunsch!“ Nun schien auch Elijah zu verstehen. „Aber wehe, wir werden nicht zur Hochzeit eingeladen!“ sagte Elijah und kam zu uns rüber. Andre stürmte in die Küche und holte noch eine Flasche Champagner. Wir feierten noch bis zum frühen Morgen. Na ja wir nicht... ich war irgendwann so fertig, dass ich ins Bett gegangen bin.

Ohne viel nachzudenken schlief ich sofort ein und wurde erst wieder wach, als mich die ersten Sonnenstrahlen anfingen zu blenden. Orlando lag neben mir und schlief noch tief und fest. Eigentlich wäre ich auch gerne noch liegen geblieben, aber die Kleine war da wohl anderer Meinung. Sie strampelte wie verrückt und mir blieb nichts anderes übrig als aufzustehen. Als ich das Chaos im Wohnzimmer sah, war ich erst mal bedient. Am liebsten wäre ich doch wieder zu Bett gegangen. In der Küche sah es noch einigermaßen annehmbar aus, also kochte ich mir einen Tee und setzte mich dort hin. Mein Blick fiel auf einen den Umschlag mir Orlandos Flugticket und wieder begann ich nachzudenken. Ich saß dort eine ganze Weile und dachte nach, als plötzlich die Tür aufging und Andre reinkam.

„Morgen!“ brummte er, kniff die Augen zusammen und hielt seinen Kopf.

„Guten Morgen!“ antwortete ich ihm in einem überschwänglich fröhlichen Ton „Frühstück?“ Angewidert sah er mich an. „Dann lieber ne Aspirin?“

„Das ist ne gute Idee!“ brummte er wieder. Ich stand auf und holte ihm zwei Aspirin und ein Glas Wasser. Er warf sich beide Tabletten auf einmal ein und trank das Glas Wasser in einem Zug aus. Nach einer Weile schien er sich dann tatsächlich besser zu fühlen.

„Warum bist du überhaupt schon wach?“ fragte er.

„Tja, das sind die weniger angenehmen Dinge, wenn man schwanger ist. Die Kleine hält nicht viel davon mich ausschlafen zu lassen.“ Ich lehnte mich zurück und legte die Hände auf meinen Bauch.

„Verstehe!“ sagte er und grinste mich an. So nach und nach krochen dann alle aus ihren Betten und ließen sich in der Küche blicken. Nach dem Frühstück machten sich Dom und Elijah auf den Weg zu Flughafen und Andre wollte nach seiner Wohnung sehen. Na ja Orlando meinte, dass es sich bei Andres Wohnung wohl eher um eine zu groß geratene Abstellkammer handelte, aber Andre war überzeugt davon, das schönste Apartment in ganz London zu besitzen und damit das auch so bleibt, wollte er mal nachsehen, was seine Blumen so machten. Er wollte allerdings am nächsten Tag mit zum Flughafen kommen, was mich freute, so war ich wenigstens nicht alleine dort. Den halben Tag verbrachten Orlando und ich damit, die Wohnung wieder halbwegs in Ordnung zu bringen und die andere Hälfte verging so verdammt schnell, dass es ehe ich mich versah schon wieder Abend war. Orlando war damit beschäftigt seine Sachen zusammen zu packen und ich lag auf dem Bett und sah ihm dabei zu. Ich hatte mir vorgenommen, die verbleibende Zeit mit ihm noch zu genießen und nicht ständig über seine Abreise nachzudenken. Das klappte auch erstaunlich gut. Wir verbrachten einen wunderschönen Abend und eine wunderschöne Nacht, aber als am nächsten Morgen Andre an der Tür klingelte um uns abzuholen, war es vorbei mit meiner Fassung. Immer wieder kamen mir auf dem Weg zum Flughafen die Tränen. Ich versuchte es Orlando nicht merken zu lassen, weil ich wusste, dass es ihm schon schwer genug fiel mich hier allein zu lassen. Wir waren allerdings schon so spät dran, dass nicht mehr viel Zeit für die Verabschiedung am Flughafen blieb. Andre wollte im Auto warten, damit wir beide mehr Zeit hatten um uns zu verabschieden. Das war wirklich lieb und irgendwie auch besser so. Als wir in die Halle kamen, wurde sein Flug schon aufgerufen. Uns blieb nicht mehr viel Zeit. Wir suchten uns eine einigermaßen ruhige Ecke, von wo aus man einen guten Überblick hatte um sicher zu gehen, dass uns nicht schon wieder irgendwelche Leute mit ihren Fotoapparaten erwischten. So sehr ich auch die ganze Fahrt über versucht hatte, meine Tränen vor ihm zu verstecken, jetzt ging es nicht mehr. Ich weinte so sehr, dass ich kaum noch sprechen konnte. Völlig hilflos nahm er mich in den Arm und streichelte über meinen Kopf.

„Ist doch gut! Ich bin doch nicht für ewig weg!“

„Ich weiß, aber ich kann nichts dagegen tun! Ich muss einfach weinen!“ sagte ich und musste unter meinen Tränen kurz lächeln. Immer wieder küsste ich ihn.

„Ich vermiss dich jetzt schon!“ Sagte ich und in diesem Moment kam der letzte Aufruf für seinen Flug.

„Ich dich doch auch, aber ich muss jetzt los! Pass auf dich auf und auf die Kleine natürlich auch! Und sei vorsichtig mit der Presse!“ plötzlich begann die Kleine wieder zu treten.

„Ich glaub sie will dir selbst noch Tschüss sagen.“ erwiderte ich, nahm seine Hand und legte sie auf meinen Bauch. Jetzt sah ich, dass auch er Tränen in den Augen hatte.

„Verdammt!“ Sagte er leise. „Weißt du wie gerne ich hier bleiben würde? Versprich mir, dass du mich sofort anrufst, wenn irgendwas sein sollte, ja? Egal ob ich grad beim Dreh bin oder nicht!“ Er sah mir in die Augen und meine Knie wurde wieder weich. Ich musste diese Verabschiedungszeremonie jetzt beenden! Sonst würde ich ihn nicht mehr gehen lassen.

„Mach ich! Ich liebe dich! Und jetzt geh endlich!“ Er küsste mich noch einmal.

„Ich liebe dich auch! Ich ruf dich an, wenn ich angekommen bin!“ dann drehte er sich um und ging. Ich stand noch eine Weile da und sah ihm nach, dann machte ich mich auf den Weg zum Auto. Doch plötzlich rief hinter mir jemand: „Miss, warten sie!“ Erschrocken drehte ich mich um und sah dass mir ein Fotograf folgte. Ich ging schneller, ich wollte so schnell es geht zu Andre in Auto, aber dieser Typ lief mir immer weiter hinterher. Irgendwann war er dich genug an mir um meinen Arm festzuhalten.

„Lassen sie mich los!“ fuhr ich ihn an, aber das kümmerte ihn nicht.

„Darf ich ihnen ein paar Fragen stellen?“ Ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, aber das klappte nicht. Nun blieben auch noch ein paar Passanten stehen, aber anstatt mir zu helfen, beobachteten sie das Geschehen nur aufmerksam.

„Nein! Das dürfen sie nicht! Lassen sie mich sofort los!“ sagte ich nun noch bestimmter, aber er hörte nicht auf.

„Sie sind doch die Freundin von Mr. Bloom, oder?“ Der Satz erschreckte mich noch mehr, ich versuchte krampfhaft meine Hand mit dem Ring zu verstecken. „Erzählen sie mir etwas von sich. Wer sind sie? Wo haben sie sich kennen gelernt?“ Immer wieder versuchte ich ihm meinen Arm zu entziehen, aber er ließ nicht los und löcherte mich weiter mit seinen Fragen.

„Lassen sie mich verdammt noch mal gehen! Es reicht!“ schrie ich ihn nun wütend an. Die Gruppe der Passanten wurde immer größer. Es standen ein paar junge Mädchen dabei, die mich kritisch beäugten und miteinander tuschelten. Eins der Mädchen holte einen Fotoapparat vor und fotografierte mich andauernd.

„Was erlauben sie sich eigentlich?“ sagte plötzlich eine bekannte Stimme hinter mir „Lassen sie die Frau los!“ Auf ein mal, ließ der Typ mich tatsächlich los. Mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich Andre sah, der neben mir stand und den Fotografen böse ansah. Andre nahm meine Hand und schleuste mich aus der Flughafenhalle. Als wir im Auto waren sah er mich besorgt an.

„Ist alles okay?“

„Ja, geht schon, aber ich hasse diese Pressetypen! Was soll das? Was wollen die von mir?“

„Tja, du bist die Freundin, oder sollte ich besser sagen Verlobte, von Orlando Bloom. Das wollen die von dir!“ Ich war froh, dass Andre da war. Er brachte mich wieder in Orlandos Wohnung und half mir meine Sachen zu packen. Ich musste schließlich wieder zurück nach Canterbury.

... 3 Wochen später...

Ich erzählte Orlando nichts von dem Vorfall am Flughafen. Sonst hätte er mir nur wieder gesagt, dass ich vorsichtiger sein sollte. In Canterbury war es zum Glück ruhiger als in London. Ich konnte auf die Straße gehen ohne ständig von irgendwelchen Leuten verfolgt zu werden.

Ich verbrachte viel Zeit bei Sam und Orlandos Mutter. Ich wollte einfach nicht alleine sein, deshalb blieb ich auch öfter über Nacht dort. Als ich den beiden davon erzählte, dass wir heiraten wollten waren sie total aus dem Häuschen. Ich konnte das erst gar nicht verstehen, weil ich dachte, dass Orlando ihnen schon davon erzählt hatte, aber das hatte er scheinbar nicht. An diesem Abend luden sie mich zum Essen ein, aber Orlando bekam erst mal Ärger mit seiner Mutter, weil er ihr nichts davon gesagt hatte. Ich glaube sie wollte ihm noch gehörig den Kopf waschen, wenn er wieder nach Hause kam.

Auch wenn ich Orlando unglaublich vermisste, ich fühlte mich doch wieder wohl hier in Canterbury. Zumindest bis zu diesem einen Tag in der Schule. Ich war mittlerweile schon im 8. Monat schwanger und ich wollte sowieso bald aufhören zu arbeiten, aber als ich an diesem Morgen in die Schule kam, traute ich meinen Augen nicht. Ein Haufen von Fotografen und Journalisten standen da. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich konnte doch nicht einfach so versuchen an denen vorbei in die Schule zu gelangen. Das würde niemals klappen und ich konnte auch nicht einfach so wieder nach Hause gehen. Plötzlich sprach mich eine Kollegin an.

„Was ist denn hier los?“ fragte sie erschrocken.

„Ich weiß es auch nicht!“ antwortete ich „Aber ich befürchte, dass die was von mir wollen!“ Meine Kollegin wusste von meiner Beziehung mit Orlando und sah mich besorgt an.

„Da willst du jetzt aber nicht reingehen, oder?“ verständnislos sah ich sie an.

„Sicherlich nicht, aber was soll ich machen? Ich kann doch nicht einfach wieder nach Hause gehen!“ Plötzlich sah ich Mr. Miller aus einem Hintereingang auf uns zukommen. Ich ahnte Schlimmes!

„Ms. Winter, wir müssen uns unterhalten! Kommen sie mit in mein Büro!“ Meine Kollegin sah mich aufmunternd an, aber ich hatte Angst vor dem was da nun kommen würde. Er schleuste mich an den Reportern vorbei durch den Hintereingang in sein Büro.

„Meine Güte!“ murmelte er als er sich in seinen Sessel setzte. „Setzen sie sich!“ Mein Herz schlug wie wild.

„Ms. Winter, ich denke sie wissen warum die hier sind, oder?“ Warum fragte er mich das? Natürlich wusste ich es!

„Normalerweise gehen mich ihre privaten Angelegenheiten ja nichts an, aber ich denke die sind wegen ihnen hier! Ich weiß nicht, woher die ihre Informationen haben, dass sie hier unterrichten, aber sie verstehen mich doch, wenn ich ihnen sage, dass wir irgendwas tun müssen! Ich kann auch nicht begreifen, warum die sich so für ihre Beziehung mit Mr. Bloom interessieren und ehrlich gesagt tut es mir wirklich leid für sie, aber ich denke es ist für sie, ihr Baby und für diese Schule besser, wenn sie schon jetzt aufhören zu unterrichten.“ Genau das war es, was ich befürchtet hatte. Jetzt begannen diese Pressetypen auch noch damit mir mein Leben zu zerstören. Ich konnte es nicht begreifen. Ich hatte doch nichts getan! Ich wollte doch einfach nur mit dem Mann zusammen sein, den ich liebte!

„Es tut mir so leid für sie!“ sagte Mr. Miller wieder und sah mich besorgt an. „Aber ich denke, dass ist erst der Anfang. Um ehrlich zu sein war es doch nur eine Frage der Zeit, dass die hier auftauchen und dass wissen sie! Ich hatte schon angefangen zu hoffen, dass sie nicht so weit gehen und sie an ihrem Arbeitsplatz suchen, aber ich hatte mich wohl getäuscht.“ Als er sah, dass ich nah dran war zu weinen, stand auf, kam zu mir und setzte sich neben mich.

„Sie wissen, dass die hier nicht verschwinden werden, solange sie hier unterrichten. Ich glaube nicht, dass unter diesen Bedingungen noch ein normaler Unterricht für unsere Schüler möglich ist. Außerdem hätten sie doch in 2 Wochen sowieso mit dem unterrichten aufgehört.“ Er nahm meine Hand und sah mir in die Augen. Er war so lieb zu mir, und es schien ihm wirklich leid zu tun, mir das alles sagen zu müssen. „Nutzen sie die Zeit! Machen sie was aus ihrem Leben und geben sie nicht Mr. Bloom die Schuld für das alles hier. Er kann genauso wenig dafür wie sie, oder ich, oder irgendjemand anderes hier.“ Ich konnte nichts dazu sagen. Ich stand auf und wollte gehen.

„Ich wünsch ihnen wirklich alles erdenklich Gute! Und ich würde mich freuen, wenn sie uns vielleicht irgendwann mal wieder besuchen würden, aber jetzt kümmern sie sich erst mal um sich!“ als ich mich noch einmal umdrehte lächelte er mich an. „Und grüßen sie Mr. Bloom von mir!“

„Ich danke ihnen!“ brachte ich leise hervor „Es tut mir leid!“

„Es gibt nichts, was ihnen leid tun müsste!“ sagte er noch bevor ich das Zimmer verließ. Vor der Tür warteten schon einige meiner Kolleginnen. Als sie mich ansahen, wussten sie was passiert war. Eine nach der anderen nahm mich in den Arm. Da konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten.

Zwei Tage waren seit dem vergangen und ich hatte noch immer mit niemandem darüber geredet, auch nicht mit Orlando. Ich wollte ihm das lieber persönlich sagen, immerhin wollte er ja in ein paar Tagen nach Hause kommen. Aber ich glaube er merkte, während unseren Telefonaten, dass irgendwas nicht stimmte. Ich hatte mir vorgenommen, meine Sachen zu packen und erst mal zurück nach London. Als ich gerade dabei war meine Koffer zu packen, klingelte es an der Tür. Eigentlich hatte ich keine Lust hinzugehen, weil ich nicht über das reden wollte, was passiert war, aber ich machte es trotzdem. Es war Sam und wie immer wartete sie nicht bis ich sie reinbat. Sie ging an mir vorbei ins Wohnzimmer und setzte sich in einen Sessel. Als ich zu ihr kam, sah sie mich erwartungsvoll an.

„Lea? Warum redest du nicht mit uns?“ In dem Moment war mir klar, dass sie alles wusste. Es war ja auch nicht verwunderlich, denn immerhin war ich seit 2 Tagen Stadtgespräch. Ich ließ mich auf die Couch fallen.

„Was soll ich denn noch dazu sagen Sam? Langsam beginnt das alles mir Angst zu machen!“

„Und deshalb willst du dich, ohne ein Wort zu sagen aus dem Staub machen, oder was?“ sie deutete auf meine bereits gepackten Koffer.

„Nein, will ich nicht! Ich hätte dir schon noch Bescheid gesagt, aber ich denke es ist besser, wenn ich nach London gehe. Orlando kommt auch in ein paar Tagen zurück und hier in Canterbury traue ich mich im Moment sowieso nicht mehr auf die Straße!“ Sam kam zu mir auf die Couch und nahm mich in den Arm.

„Ist doch okay, aber kannst du dir vorstellen, dass wir uns Sorgen gemacht haben? Du hast dich seit dem Vorfall nicht mehr bei uns gemeldet. Wenn Orlando nicht gestern angerufen hätte und gefragt hätte, was mit dir los ist, dann hätten wir gedacht du hast irgendwas angestellt! Ich wollte ja gestern schon kommen, aber Mum hat gesagt, dass ich dich ein bisschen allein lassen soll.“ Als sie sagte, dass Orlando gefragt hatte, was mit mir los war schreckte ich zusammen.

„Hast du es ihm gesagt?“ fragte ich vorsichtig.

„Nein! Hab ich nicht, aber ich versteh nicht, warum du ihm nichts sagst!“ beruhigt lehnte ich mich wieder zurück.

„Ich will nicht, dass er sich meinetwegen Sorgen macht!“ antwortete ich kleinlaut.

„Lea? Hallo? Was denkst du denn? Er macht sich sowieso schon genug Sorgen, weil er nicht weiß was mit dir los ist!“ Ich sah Sam an und begann an meinen Fingernägeln zu kauen. „Erzähl es ihm! Sonst tu ich es!“ Sie hielt mir mein Telefon hin. Mir wurde wieder schlecht. Ich hatte Angst, was er sagen würde. Sicherlich würde er mit dieser Ich-hab-dir-doch-gesagt-dass-du-vorsichtig-sein-sollst-Geschichte anfangen und er würde recht damit haben. Ich ging immer noch viel zu leichtfertig mit dieser ganzen Presse-Geschichte um.

„Hallo? Nicht grübeln! Anrufen!“ unterbrach Sam meine Gedanken. Sie hatte Recht. Ich nahm das Telefon und ging ins Schlafzimmer. Mit zitternden Fingern wählte ich seine Nummer. Es klingelte und klingelte und gerade als mir der Stein vom Herzen fiel und ich wieder auflegen wollte, ging er ran.

„Hi Engel!“ sagte er fröhlich. Es war schön seine Stimme zu hören. Ich vermisste ihn so sehr. Ich konnte es kaum noch abwarten, dass er in ein paar Tagen wieder bei mir war.

„Hi mein Schatz! Wie geht’s dir?“ antworte ich und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass ich etwas auf dem Herzen hatte.

„Mir geht’s super. Ist zwar alles ein bisschen stressig hier, aber sonst... Und? Wie geht’s dir? Warum rufst du an? Ich hätte mich heute Abend sowieso bei dir gemeldet!“ Na Toll! Dachte ich mir, das war doch mal eine freundliche Antwort, aber ich nahm es ihm nicht übel.

„Na danke!“ antwortete ich gespielt trotzig und setzte mich aufs Bett. „Dann kann ich ja gleich wieder auflegen! Ich wollte doch nur mal deine Stimme hören! Ich vermiss dich! Außerdem wollt ich dir was erzählen, dass dich sicherlich nicht freuen wird.“ Ich stockte wieder und dachte drüber nach, was er wohl denken würde, wenn ich ihm von meiner Kündigung erzählen würde. Er schien sich bei den letzten Worten ein wenig erschrocken zu haben.

„Warum? Ist was passiert? Ich wusste doch, dass irgendwas nicht in Ordnung ist, sonst hättest du mich doch nicht angerufen!“ ich holte tief Luft und nahm all meinen Mut zusammen.

„Orlando! Hör zu! Vor zwei Tagen haben ein paar Journalisten vor der Schule auf mich gewartet....“ ich hatte keine Lust, ihm die ganze lange Geschichte zu erzählen. Ich wollte nur, dass es endlich raus war. „Sie haben mich „beurlaubt!“ ich ließ mich auf dem Bett zurückfallen, starrte an die Decke, begann an meinen Fingernägeln zu kauen und wartete seine Reaktion ab. Eine weile sagte er gar nicht, aber ich glaubte ein leises „Fuck!“ gehört zu haben.

„Beurlaubt?“ fragte er und schien nachzudenken. „Du meinst die haben dich entlassen?!? Das gibt’s doch nicht! Diesen Pressetypen ist wohl wirklich nichts mehr heilig! Haben sie dich gekriegt? Ich mein in der Schule? Hast du irgendwas gesagt?“ fragte er und klang sehr besorgt dabei. Aber für wie blöd hielt er mich. Er wusste ganz genau, dass ich diesen Leuten niemals etwas erzählen würde!

„NEIN! Was denkst du denn? Ich hab denen gar nichts erzählt, ich hielt es nur für besser, dir davon zu erzählen.“ Er schien sich wieder zu beruhigen.

„Schon Okay! Engel, dass tut mir so leid! Wie geht’s dir jetzt Ich war überrascht, dass er gar nichts weiter dazu sagte, aber ich wusste, dass ihn das jetzt wohl noch eine Weile beschäftigen würde, denn so weit ich wusste, hatte er seinem Management noch immer nicht die Wahrheit über uns erzählt.

„Mir geht’s wieder relativ gut! Ich werd morgen nach London fahren. Wann kommst du nach Hause?“

„Geht’s dir wirklich gut, Lea? Aber das ist gut, dass du nach London gehst. Da kennt dich nicht jeder, aber sei vorsichtiger!...“ plötzlich begann er zu stottern... „Aber ich muss dir auch noch was sagen... Der Dreh dauert länger als geplant. Ich werde wohl erst in 3 Wochen nach Hause kommen können.“ Im ersten Moment glaubte ich mich verhört zu haben.

„Was? Orlando, treib keine Scherze mit mir!“

„Lea, das ist kein Scherz! Ich kann auch nichts dran ändern. Es tut mir leid.“ Jetzt war ich erst mal bedient! Ich hatte mich so auf ihn gefreut... Aber ich wusste auch, dass er wirklich nichts dran ändern konnte.

„Ähm... Ja... Okay...“ stotterte ich mir, total in Gedanken versunken zurecht. Damit musste ich nun wohl leben. Aber wir hatten einen Monat überstanden, da würden wir 3 weitere Wochen auch noch überleben.

... 3 Wochen später...

Ich war nun schon seit 3 Wochen in London und mir ging es langsam wieder besser. Ich dachte nicht mehr viel über die Sache in der Schule nach. Ich hatte besseres zu tun. Sam kam mich für zwei Wochen besuchen half mir aus einem kleinen Zimmer, was Orlando immer als Abstellkammer benutzte, das schönste Kinderzimmer der Welt zu machen. Dadurch verging die Zeit wirklich schnell. Außerdem besuchte Andre mich ab und zu mal um mir Gesellschaft zu leisten. Ich hatte mich gut mit ihm angefreundet. Er war ein unglaublich lieber Mensch und ich mochte ihn sehr. Ich verbrachte auch viel Zeit damit Orlandos Rat, dass ich vorsichtiger sein sollte nicht zu befolgen. Ich ging viel spazieren und saß oft dick in meine Jacke gewickelt im Park und beobachtete die Leute. Ich weiß nicht ob ich dabei ab und zu fotografiert wurde, aber es musste wohl so gewesen sein.

Am nächsten Tag wollte Orlando nach Hause kommen und ich freute mich sehr. Aber als ich es mir gerade vor dem Fernseher gemütlich gemacht hatte, riss auf einmal jemand die Tür auf. Ich erschrak mich fast zu Tode. Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen, als plötzlich Orlando vor mir stand. Mein Herz machte einen Satz und die Schmetterlinge in meinem Bauch flogen wie schon lange nicht mehr. Ich hatte ihn so vermisst. Ich stand auf und ging überglücklich auf ihn zu, aber als ich ihn küssen wollte, stieß er mich von sich weg und sah mich auf eine Art und Weise an, die ich nicht deuten konnte. Ich wurde ein wenig nervös, weil ich nicht wusste, was das sollte. Ich hatte doch nichts verbrochen?

„Was ist los Schatz?“ fragte ich vorsichtig und versuchte zu lächeln, aber er verzog keine Miene, sondern sah mich weiter böse an. Dieser Blick machte mich wahnsinnig, weil ich ihn nicht deuten konnte. „Was ist? Was hast du denn? Warum siehst du mich so an?“ Er ließ seine Taschen fallen und ging einen Schritt von mir weg.

„Was soll der Scheiß, Lea? Warum hast du nicht auf mich gehört?“ Ich verstand nicht, was das sollte. Vollkommen verwirrt sah ich ihn an. Er hielt eine Zeitung in der Hand, aber ich wusste nicht was er von mir wollte.

„Wie? Was? Was ist passiert? Orlando? Was willst du von mir?“ stotterte ich vollkommen hilflos. Ich merkte wie mir langsam wieder Tränen in die Augen stiegen. Warum ließ er mich hier so ahnungslos stehen? Warum sagte er nicht endlich was mit ihm los war?

„Was ich von dir will? Hier!“ Jetzt hielt er mir die Zeitung unter die Nase und mein Blick fiel auf einen Artikel „Orlando Bloom: heimliche Verlobung“ . Darunter war ein vergrößertes Bild von meinem Ring und ein Bild, von mir im Park. Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte. „Hast du auch nur die geringste Vorstellung davon, wie mich meine Managerin gerade zur Sau gemacht hat?“ sagte er in einen unglaublich wütenden Ton, der begann mir Angst zu machen.

„Ich versteh dich nicht.“ sagte ich leise „Ich dachte du interessierst dich nicht für diesen Pressemüll?!?“ Noch immer sah er mir starr in die Augen, aber in seinen Augen war keine Spur von Liebe mehr zu sehen.

„Ich interessiere mich auch nicht dafür. Stimmt! Aber wenn ich nichtsahnend zu einem Termin bei meinem Management fahre und dort runtergeputzt werde, warum sie davon nichts wussten und wie ich mir das vorgestellt habe, dann interessiert mich das sehr wohl!“ So langsam wurde ich auch wütend. Was dachte es sich denn bei diesem Auftritt hier.

„Sag mal, was denkst du denn? Das ich mich hier von dir einsperren lasse? Ich hab auch noch ein Leben, Orlando! Und wenn du zu feige bist, deinem Management zu sagen, dass es mich in deinem Leben gibt, dann ist das verflucht noch mal nicht mein Problem!“ Ich merkte wie mein Herz vor Wut zu rasen begann und ich befürchtete, dass das nicht gut war.

„Zu feige? Ich glaub es ja wohl nicht! Ich wollte dich vor diesem ganzen Mist beschützen! Ich wollte nicht, dass die anfangen dich zu verfolgen!“ schrie er mich nun an, was mich noch rasender machte.

„Beschützen, ja? Soll ich dich mal drauf hinweisen, dass die schon seit Wochen hinter mir her sind? Da wäre wohl genug Zeit gewesen mit deinen Leuten zu reden glaub ich! Aber so wie du dich im Moment verhältst, weiß ich sowieso nicht mehr was ich denken soll! Ich dachte du liebst mich, warum ist es dann so schwer für dich auch dazu zu stehen? Bin ich dir etwa peinlich, oder was? Denkst du die Welt erwartet besseres von dir als eine einfache Lehrerin aus Deutschland? Bin ich nicht gut genug für dich?“ schrie ich nun zurück. Ich wusste, dass ich begann mich hoffnungslos in diese Sache reinzusteigern, aber ich konnte mich nicht mehr zurückhalten. Ich dachte nicht mehr über das nach, was ich ihm an den Kopf warf. Er hatte mir weh getan und das wollte ich ihm heimzahlen. Koste es was wolle.

„Das hab ich nicht gesagt! Hör auf mir solche Sachen vorzuwerfen! Du weißt, dass ich dich liebe und das ich auch dazu stehe!“ plötzlich wurde er ganz kleinlaut aber ich konnte mich nicht wieder beruhigen.

„Nein? Hast du nicht? Was sollte das dann heißen? Shit! Wir sind jetzt seit mehr oder weniger 9 Monaten zusammen. Wie viel Zeit brauchst du denn noch um das deinem komischen Management endlich mal klar zu machen?“ mein Herz raste wie verrückt und ich zitterte vor Wut. Wenn er mir auch nur einen Schritt näher gekommen war, dann hätte ich für nichts mehr garantieren können.

„Fuck! Ich muss mir das nicht länger anhören! Ich hab’s gut gemeint, aber die Lady ist wohl sowieso der Meinung, dass sie recht hat, oder?“ Dann drehte er sich um und ging. Aber er ging nicht, ohne die Tür noch einmal provokativ zu knallen, aber das konnte ich mir nicht gefallen lassen. Ich riss die Tür noch einmal auf.

„Genau! Hau ruhig ab! Wenn du meinst, dass ist die richtige Entscheidung... Bitte Schön! Aber dann sieh auch zu, wo du dich heut Nacht einquartieren kannst. Ich hab die Nase gestrichen voll! Ich hab mich auf dich gefreut, ich hab die wie verrückt vermisst und alles was du zu tun hast, nachdem du 7 Wochen weg warst, ist mich zusammen zu niesen, nur weil ich versuche ein normales Leben zu führen!“ Die Tränen liefen mir durchs Gesicht und meine Stimme zitterte. „Ich hasse dich jetzt gerade wirklich für das was du getan hast! Ich hoffe, dass weißt du!“ Er drehte sich nicht mehr um, sondern ging schnurstracks aus der Eingangstür auf die Straße und verschwand. Nachdem ich die Tür wieder zugeknallt hatte, lehnte ich mich dagegen und versuchte mich ein wenig zu beruhigen. Aber es ging nicht. Ich konnte nicht aufhören zu weinen. Ich nahm den erstbesten Teller, den ich finden konnte und warf ihn gegen die Wand. Am liebsten hätte ich so laut geschrieen wie ich konnte um meine Wut abzureagieren, aber plötzlich merkte ich einen heftigen Schmerz durch meinen Körper zucken. „Shit!“ dachte ich mir und legte mich erst mal auf die Couch in der Hoffnung, dass es bald wieder aufhören würde. Aber das tat es nicht.

Die Kleine hatte sich wohl gerade im perfekten Zeitpunkt dazu entschieden auf die Welt kommen zu wollen. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Alleine konnte und wollte ich nicht ins Krankenhaus fahren, dazu waren die Wehen schon zu stark und Orlando erreichte ich einfach nicht. Dieses verdammte Ar*** hatte sein Handy abgestellt, dass ärgerte mich natürlich wieder extrem. Sofern ich mich noch auf meine Wut konzentrieren konnte.

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Ich musste mich abreagieren. Ich wollte sie nur vor dem ganzen Presserummel beschützen und sie legte es mir nun aus, als wollte ich sie einsperren. Okay, ich war vielleicht noch ein bisschen zu aufgebracht von dem Gespräch mit meiner Managerin. „Was denkst du dir eigentlich dabei?“ hatte sie mich gefragt „Es ist ja okay, wenn du nicht willst, dass sich da jemand einmischt, aber es ist wirklich ein starkes Stück von dir uns zu verschweigen, dass du mittlerweile mit ihr verlobt bist! Orlando! Du stehst nun mal in der Öffentlichkeit und so schlimm das sein mag, aber wie stellst du dir unsere Zusammenarbeit vor, wenn du mir gar nichts erzählst? Neuerdings erfahr ich diese ganzen Sachen nur noch aus der Presse! Das geht so nicht! Warum manage ich dich überhaupt noch? Eigentlich würde es doch reichen, wenn ich nur noch Zeitung lese, da erfahre ich genug über dich! Wir können nichts gegen diese Schlagzeilen machen, wenn wir selber immer wieder total überrumpelt werden! Ich würde gerne alles dementieren und dir helfen, aber wie denn, wenn ich von nichts weiß?“ Dieses Gespräch ging mir immer wieder durch den Kopf und regte mich unglaublich auf. Warum interessierten sich alle für mein Privatleben? Warum kann ich nicht einfach Schauspieler sein und trotzdem ein Privatleben haben. Ich wollte Lea nicht in diesen ganzen Mist mit reinziehen, weil ich Angst hatte, dass sie nicht damit umgehen kann, aber wie sollte ich das tun, wenn sie jetzt sogar schon hinter ihr her waren?

Ich musste erst mal raus, sonst wäre ich explodiert. Als sie versuchte mich anzurufen, stellte ich mein Handy aus, ich wollte jetzt nicht mit ihr reden. Ich wollte nur meine Ruhe haben!

Ich fand eine kleine, versteckte Bar in die ich mich setzte um mir den Ärger von der Seele zu trinken. Das war es was ich in diesem Moment brauchte!

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