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  A_New_Life 2

Kapitel 6

Ich war so ein Idiot. Ich wollte doch nur ihr Bestes, vielleicht würde sie es eines Tages verstehen. Aber ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, obwohl ich das musste. Ich hatte noch viel zu tun. Es war an der Zeit meine Sachen zu packen und zuzusehen, dass ich zum Flughafen kam. Aber vorher wollte ich noch etwas anderes erledigen. Ich musste Sam anrufen. Ich musste ihr sagen, dass sie auf Lea aufpassen sollte. Ich machte mir Sorgen, dass ich sie zu sehr verletzt hatte.

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Meine Gedanken kreisten nur noch um diese eine Frage. Warum hatte er das getan? Machte es ihm Spaß mich zu verletzen? Ich wollte nur noch meine Ruhe haben. Als ich endlich zu Hause war, war ich am Ende meiner Kräfte. Ich wollte keinen mehr sehen, und nur noch alleine sein. Ich musste mir darüber klar werden, wie bescheuert ich eigentlich gewesen bin. Wie konnte ich mich nur in ihn verlieben? Da klingelte es an der Tür. Ich wollte nicht aufmachen und blieb auf meinem Bett liegen, aber der Besuch schien ziemlich hartnäckig zu sein. Nach 10 Minuten stand ich dann doch auf und ging zur Tür. Es war Sam, und sie wartete nicht bis ich sie reinbat, sondern ging einfach an mir vorbei ins Wohnzimmer. Gut! dachte ich mir, schloss die Tür und folgte ihr.

„Mensch Lea! Ich hatte dich gewarnt! Warum hast du nicht auf mich gehört?“ ich fragte mich woher Sam schon wieder über alles Bescheid wusste, aber wahrscheinlich hatte sie mit Orlando gesprochen.

„Glaub mir Sam, das hab ich mich auch schon oft genug gefragt, er versteht das wohl einfach eine Frau einzuwickeln. Aber, sorry, wenn ich das jetzt sage, dein Bruder ist das Allerletzte!“ ich hatte eigentlich gar keine Lust mehr zu erzählen, ich wollte einfach meine Ruhe haben, aber Sam quetsche mich aus bis aufs letzte.

„Was ist denn genau passiert? Er hatte mich heute morgen nur angerufen und gesagt, dass er nach LA muss. Und das ich mal nach dir sehen soll. Und er klang irgendwie komisch. Wenn ich nicht wüsste, dass mein Bruder einer der Männer ist, die sich nie die Blöße geben würde zu weinen, dann würde ich sagen, er weinte.“ Was? Was hatte er denn für einen Grund zu weinen? Ich war so wütend auf ihn, jetzt noch viel mehr. Wenn das was er gesagt hatte, ihn zum weinen brachte, oder meine Reaktion, warum hatte er es denn dann gesagt? Aber bis ich das herausfand, das sollte noch eine ganze Weile dauern.

„Ach Sam. Wir wollten uns einen so schönen Tag machen. Er hat mir die Stadt gezeigt, abends waren wir in ein paar Club und haben was getrunken, aber dann ist halt was geschehen, was nicht hätte geschehen dürfen.“

„Lass mich raten, du warst mit ihm im Bett?!?“

„Treffer! Und heute morgen hat er mich dann aberserviert. Es tat ihm leid was passiert ist und er will nicht, dass wir uns noch mal sehen.“ meine Stimme begann wieder zu zittern. Das Ganze machte mich einfach fertig.

„Nein! Das gibt’s doch nicht! Ich glaub der Typ lernt nie dazu, aber warte ab, wenn ich denn zwischen die Finger kriege, dann...“

„Hör auf Sam! Ich möchte nicht, dass du mit ihm darüber redest. Wenn das seine Entscheidung ist, dann muss ich das akzeptieren. Aber das tut so weh! Ich kann nicht mehr, ich kann an nichts anderes mehr denken. Nach letzter Nacht, dachte ich, dass wir vielleicht doch eine kleine Chance hätten, aber dem ist ja nun nicht so.“ Sam nahm mich in den Arm und ich fing wieder an zu weinen. Nun war ich doch froh, dass sie da war.

„Was würde ich jetzt nur ohne dich machen? Hast du noch ein bisschen Zeit? Ich hätte jetzt wirklich Lust mir irgendeine Liebesschnulze auszuleihen.“

„Mach dir nichts draus. Das ist er nun wirklich nicht wert! Was hältst du davon, wenn ich Tammy anrufe, die hat bestimmt auch Zeit“ Das ist er nicht wert?!? Ich hasste diesen Satz. Wie oft hatte ich ihn mir schon selber gesagt, aber es half nichts.

Aber das mit dem Film war eine Super Idee, so war ich wenigstens ein bisschen abgelenkt. Wir machten uns einen schönen Abend. Tammy hatte „Stadt der Engel“ mitgebracht und wir heulten nur so um die Wette. Bis plötzlich mein Handy klingelte. Tja, ich konnte nicht viel machen, weil die Nummer nicht angezeigt wurde, also ging ich ran.

„Hallo?“ keiner antwortete und ich wollte schon wieder auflegen.

„Ähm... Hallo... Lea?… Ich bin’s ….. Orlando” stotterte er.

“Oh Nein! Was willst du noch? Lass mich doch einfach in Ruhe! Ich will jetzt nichts von dir hören!“

„Lea! Ich will dir doch nur erklären, warum ich das heute früh.......“ ich konnte es nicht ertragen und legte auf. Ich wollte nichts von ihm hören, besonders nicht jetzt! Jetzt war mir wieder schlecht und mir schossen die Gedanken durch den Kopf. „Was wollte er?“, „Warum hab ich aufgelegt“ aber da fragte Tammy schon:

„Was war das denn? Orlando?“ sie lachte, also nahm ich an, dass das eigentlich ein Scherz war.

„Ja! Das war er! Aber ich hab jetzt keinen Nerv für ihn!“

Sam guckte mich erschrocken an. „Was? Na der hat ja Nerven, oh Mann. Aber das hast du richtig gemacht“ Er versuchte nicht noch mal mich zu erreichen. Der Abend ging danach schnell zu ende, weil ich mit meinen Gedanken wieder einmal nur bei Orlando war. Ich glaube, wenn ich seine Nummer gehabt hätte, hätte ich ihn sogar noch zurückgerufen, aber zum Glück, hatte ich die nicht.

Als Sam und Tammy gingen, überkam mich wieder ein schrecklich einsames Gefühl. Zum Glück sagte Tammy mir noch, dass am nächsten Tag Bandprobe war. So hatte ich wenigsten etwas worauf ich mich freuen konnte. Aber trotzdem wurde es eine schlimme Nacht. Immer wieder dachte ich an Orlando. Ich wollte ihn einfach aus meinem Kopf haben, aber das ging nicht.

Auch als am Montag die Schule begann, fühlte ich mich noch nicht viel besser. Aber ich musste mich zusammenreißen. Die Klassen in denen ich Unterricht hatte, waren superlieb und ich fühlte mich zum ersten mal seit der Sache mit Orlando wieder wohl. Ich wollte nach dem ersten anstrengenden Tag gerade meine Sachen zusammenpacken, als plötzlich eine Schülerin in den Raum kam. Sie hielt einen Umschlag in der Hand und schaute mich an.

„Hallo, was gibt es denn? Hast du noch irgendeine Frage?“ ich hatte ja keine Ahnung, was für eine Frage sie hatte, aber sie macht schon jetzt einen sehr unsympathischen Eindruck auf mich. Sie schien der Typ Mädchen zu sein, die gerne mal auf dem Schulhof die kleineren um Geld erpressen.

„Na ja, dass kann man sehen wie man will. Verschaffen sie mir ein Date mit Orlando Bloom!“ hatte ich da richtig gehört? Was fiel denn dieser Göre hier ein? woher wusste sie überhaupt, dass ich Orlando kannte? Mein erster Eindruck schien sich zu bestätigen.

„Was? Wie kommst du denn auf eine solche Schnapsidee? Ich kenne ihn doch überhaupt nicht.“ ich versuchte mich schnell aus der Affäre zu ziehen.

„Machen sie mir nichts vor! ich weiß, dass sie ihn kennen!“ sie öffnete den Umschlag und hielt mir zwei Fotos unter die Nase. Das müssen Bilder von dem Abend in London gewesen sein. Ich hatte ja schon gesagt, dass wir ziemlich viel getrunken hatten. Ich saß auf seinem Schoß und er hatte seine Hand unter meiner Bluse. Wir küssten uns. Oh Gott! Wie besoffen war ich eigentlich an diesem Abend und woher hatte sie diese Fotos?

„Ich glaub sie kennen die Fotos, oder? Ich mein... sie können ja entscheiden, wenn sie mir kein Date mit ihm verschaffen, dann werde ich mich doch mal erkundigen, ob sich nicht vielleicht die Presse dafür interessiert und ich glaube, sie wissen, was das für ihr Leben hier und für den Job an dieser Schule bedeuten würde, oder?“

Ich glaubte das alles nicht. Da war ich einen Tag als Lehrerin hier und so eine Rotzgöre versuchte mich zu erpressen.

„Sag mal, du spinnst doch wohl, oder was? Was bildest du dir denn ein?“ sie kam näher heran.

„Oh, ich bilde mir gar nichts ein, aber mein Bruder arbeitet bei einer ziemlich bekannten englischen Zeitung, und glauben sie mir, die würden sich sehr dafür interessieren. Mit dem passenden Artikel dazu, könnte ich ihnen das Leben richtig schwer machen. Orlando ist ja schließlich im Moment der Frauenschwarm schlechthin. Was denken sie, was passiert, wenn sie die Fotos abdrucken? Glauben sie, dass sie dann hier noch eine ruhige Minute haben? Die Fotografen, werden versuchen sie in jeder Situation zu erwischen, die sich ihnen bietet. Ich glaube nicht, dass die Schule sie hier unter solchen Umständen noch dulden würde. Wenn hier laufend Paparazzi vor der Tür stehen würden. Orlando Blooms neue Liebe, das macht doch was her, oder? Ich glaube nicht, dass sie das Gerücht so schnell aus der Welt schaffen könnten, wie ich es in die Welt bringen kann. Überlegen sie gut, was sie jetzt machen!“

„Was ich jetzt mache? Erst mal schmeiß ich dich hier raus, und dann werde ich Mr. Miller davon unterrichten! Ich lass mich doch nicht von einer Schülerin erpressen!“

„Wenn sie auch nur ein Wort zu Mr. Miller oder sonst irgendwem sagen, dann können sie morgen früh ihr Gesicht auf allen Zeitungen in England finden!“ da ging die Tür auf und eine Kollegin kam herein.

„Überlegen sie gut, was sie jetzt machen. Ich will das Date! Und ich will eine Nacht mit ihm! Also, sehen sie zu! Wir sehen uns!“ dann ging sie.

„Was war denn hier grad los?“ fragte Melanie, meine Kollegin. „Ich kenn doch diese Schülerin, wart mal, ich glaub sie heißt Linda. Die ist doch nicht ganz sauber. Was wollte sie denn von dir?“

„Ach nichts. Sie hatte nur eine Frage zum Unterricht“ ich hielt es für besser erst mal nichts zu sagen. Ich musste mir erst mal darüber klar werden, wie ich mich nun verhalten sollte. Ich konnte mich auf keinen Fall von einer Schülerin erpressen lassen, aber ich wollte auch nicht, dass die Welt von mir und Orlando erfährt. Es läuft ja auch nichts zwischen mir und Orlando. Aber sie hatte Recht, bis ich die Welt davon überzeugt hätte, würde das eine Weile dauern. Ich wusste auch nicht, wie sich das auf ihn auswirken würde. Er würde womöglich noch denken, dass ich das ganze inszeniert habe, nur um bekannt zu werden. Aber das hatte ich nicht nötig! Er würde mich dafür hassen, wenn er das nicht schon genug tat. Aber ich wollte das nicht. Ich liebte ihn doch! Auch wenn es keine Chance für uns gab. Ich konnte ihr aber auch unmöglich ein Date mit ihm verschaffen. Ich hatte keinen Kontakt mehr zu ihm und ich wollte auch keinen Kontakt mehr. Schon gar nicht aus so einem Grund! Das wäre wohl wirklich lächerlich gewesen, wenn ich ihn fragen würde, ob er nicht mal mit einer meiner Schülerinnen ins Bett gehen würde. Was dachte sich diese Tussi nur dabei?

Ich wusste nicht mehr was ich denke sollte. Ich musste unbedingt mit jemandem reden, aber mit wem? Sam konnte ich nichts davon sagen, ich hatte Angst, dass es dann Orlando irgendwie erfahren würde. Also machte ich mich auf den Weg zu Tammy.

Als ich Tammy die Geschichte erzählte, wusste sie auch nicht was sie sagen sollte. Sie war genau so geschockt wie ich. Also beschloss ich, erst mal nichts mehr von der Angelegenheit zu erwähnen. Aber das war nicht so einfach. Linda terrorisierte mich. In der Schule fing sie mich dauernd ab, sie rief mich manchmal mitten in der Nacht an und stand manchmal sogar vor meiner Tür. Aber ich wollte es niemandem sagen, ich befürchtete, dass sie es verdammt ernst meinte. Obwohl es wirklich lächerlich war, eine Lehrerin, die sich von einer Schülerin erpressen ließ, aber ich glaubte, sie säße wirklich am längeren Hebel.

Linda terrorisierte mich ungefähr 1 ½ Monate, jeden Tag. Dann stand sie eines Tages nach Unterrichtsschluss wieder vor meiner Haustür.

„Es reicht! Ich sagte, ich will ein Date mit Orlando! Es ist bis heute nichts passiert! Eine Woche noch, wenn dann nichts passiert... na ja... sie wissen schon....“ lachte sie und ging wieder. Ich knallte die Tür hinter mir zu und grübelte mich wieder ein. Was sollte ich nur machen? Da klingelte das Telefon.

„Hallo?“

„Hey, ich bin’s Lea, Tammy! Du weißt doch, dass ich nächste Woche weggehe, wegen dem Studium?“ klar, jetzt fiel es mir wieder ein. Tammy musste weg. Das hatte mir jetzt noch gefehlt. Die einzige Person, die von der ganzen Sache wusste, verließ mich nun auch noch.

„Ich wollte dich nur einladen. Am Samstag wollte ich eine kleine Abschiedsparty geben. Bist du dabei?“

„Ja, klar bin ich dabei. Ich kann dich doch nicht einfach so gehen lassen! Du bist doch mittlerweile meine beste Freundin.“ Ja, das war sie. Und es machte mich traurig, dass sie wegging.

„Mensch Lea, sag das nicht. Ich krieg ein ganz schlechtes Gewissen. Wie geht’s dir eigentlich? Wie läuft denn die Sache mit deiner bekloppten Schülerin? Hat sie aufgegeben?“

„Leider nicht! Sie war grad wieder hier. Sie hat mir ein Ultimatum gestellt, bis nächsten Mittwoch, dann will sie Antwort. Ich weiß nicht mehr was ich noch machen soll. Ich hab echt Angst, dass sie Ernst macht, wenn ich das ignoriere.“

„Ach Schatz, mach dir nicht solche Gedanken. Aber ich muss dir noch was beichten. Ich hoffe, dass es nicht an deiner Entscheidung ändert, zu meiner Abschiedsfeier zu kommen.“ ich hoffte, dass sie mir jetzt nicht sagte, dass Orlando kommen würde, aber....

„Orlando wird auch da sein. Vielleicht kannst du ja mit ihm reden. Vielleicht wäre das besser?!? Bist du böse?“

„Tammy, ich kann dir doch nicht böse sein, obwohl mir das nicht so richtig gefällt, wie du dir vielleicht denken kannst, aber es ist deine Party und ich werde dann wohl versuchen müssen ihm aus dem Weg zu gehen.“

„Du bist ne echte Freundin Lea. Wir sehen uns dann am Samstag, OK?“

„OK, Bye!“

„Bye Schatz, und mach dir nicht so viele Gedanken!“

Keine Gedanken machen, sie war echt gut. Gerade hatte ich angefangen, den Gedanken an Orlando erfolgreich zu verdrängen und dann setzt Tammy ihn mir wieder vor die Nase.

Die Zeit bis zum Samstag verging schnell. Aber der Samstag kroch nur so vor sich hin. Ich war wieder mal so schrecklich nervös. Ich wollte ihm einfach nicht begegnen, aber ich wollte auch Tammy nicht vor den Kopf stoßen. Also machte ich mich auf den Weg zu ihr. Ich war zum Glück die Erste.

„Hey du siehst gut aus heute Abend.“ sagte Tammy, sie schien wirklich gute Laune zu haben. Ich half ihr noch ein bisschen bei den Vorbereitungen, bis es an der Tür klingelte. Ich zuckte zusammen, aber es war nur Sam. So ging das den ganzen Abend Bei jedem Klingeln zuckte ich zusammen. Aber als Orlando dann um 22 Uhr noch nicht da war, da beruhigte ich mich langsam. Bis mir plötzlich jemand auf die Schulter fasste. Ich drehte mich um und mein Magen fuhr wieder Achterbahn.

„Hi Lea!“ das war alles was er zu mir sagte, dann ging er wieder. Er hatte so eine langbeinige Schönheit im Arm. Ich hatte keine Ahnung wer das war. Da lief Sam an mir vorbei.

„Halt mal Sam! Sag mal, wer ist das da bei Orlando? Ich mein, nicht dass mich das interessieren würde, aber...“

Sam lachte „Das ist wohl seine neue Freundin. Irgend so eine Schauspielschülerin aus LA, aber ich glaub, die ist ein bisschen hohl im Kopf. Aber psst!“ das war es, was ich mir schon gedacht hatte. Nun war es Gewissheit und ich fühlte mich nicht wohl dabei. Ich nahm mir eine Flasche Wein und musste erst mal zwei Gläser auf Ex trinken um mich zu beruhigen. Tammy rief, dass ich mich doch zu ihr setzten sollte. Ich machte es auch, aber mit einem blöden Gefühl. Alle um mich rum lachten und feierten, aber mir war die Lust vergangen. Ich saß Orlando und seiner langbeinigen Schönheit gegenüber. Die beiden kuschelten, fummelten und küssten die ganze Zeit. Ich wollte das nicht sehen, aber ich konnte meine Augen nicht davon lassen. Jede Faser meines Körpers krampfte sich zusammen, meine Hände begannen zu zittern und ich spürte eine unglaubliche Wut in mir aufsteigen. Heute glaube ich, dass ich sehr eifersüchtig wurde. Ab und zu trennten sich die beiden und Orlando sah mich an, aber ich drehte mich weg, weil ich das nicht wollte. Mir reichte es echt für den Moment.

Mir war schon ziemlich duselig, also nahm ich mir die Weinflasche und mein Glas und ging in den Garten. Es war wunderschön hier draußen. So ruhig. Ich setzte mich ins Gras und schaute in die Sterne. Ich atmete tief die angenehme kühle und klare Luft ein. Da merkte ich, dass sich jemand neben mich setzte. Mir war egal, wer es war, nur nicht Orlando! Aber wie es der Zufall immer so will, könnt ihr ja raten, wer es war... Orlando!

„Wie geht es dir Lea?“

„Wie soll’s mir denn gehen? Was denkst du denn? Mir geht’s super! Ich fands toll wie du mich abserviert hast und ich fühle mich richtig wohl jetzt.“ er schien wirklich Nerven zu haben... „Was machst du überhaupt hier? Wo hast du denn deine „Lolita“ gelassen? Ich musste selber ein bisschen grinsen über „Lolita“, aber was anderes fiel mir in dem Moment nicht ein.

„Das ist Nicki, meine Freundin. Sie wollte sich kurz frisch machen“ oh, die Lady wollte sich „frisch machen“, na ja, so sah sie mir auch schon aus. War wahrscheinlich die Frisur verrutscht, oder so was.

„Ja und? Was willst du hier, ich mein von mir?“

„Ich wollte ein bisschen mit dir reden. Ich wollte sagen, dass es mir Leid tut. Ich war wohl sehr gemein zu dir, aber ich wusste nicht, wie ich es dir anders sagen sollte, dass ich das was wir gemacht haben, für einen großen Fehler hielt.“

„Ich will nichts mehr von dem Thema hören! Lass mich doch endlich in Ruhe! Du hast mir genug wehgetan, jetzt hör endlich auf! Verschwinde endlich aus meinem Leben!“ vor Wut kamen mir wieder die Tränen. Ich war nun mal eine Heulsuse. Deswegen, wollte ich so schnell wie möglich, weg von ihm. Er brauchte nicht sehen, dass mich das alles immer noch so sehr beschäftigte. Also stand ich auf und wollte gehen, aber er hielt mich fest und zog mich zurück.

„Lauf doch nicht immer weg, wenn ich mit dir reden will! Das war nicht OK was ich gemacht hab, aber wir sind doch zwei erwachsene Menschen und... Lea, ich mag dich, wirklich. Ich hab dich verdammt vermisst in der Zeit in LA.“

„Warum hast du mich denn vermisst? Du hast doch jetzt jemanden!“

„Ja, aber ich kann Nicki nicht mit dir vergleichen! Du warst meine Freundin und ich konnte mit dir über so viele Dinge reden. Ich möchte, dass wir uns wieder verstehen!“ er sah mir in die Augen und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. NEIN! Warum tat er das? Warum fing er schon wieder an mir den Verstand zu rauben. Er geschah, das was immer geschah, wenn wir uns zu nahe waren, er küsste mich. Ich wollte das nicht mehr! Ich drückte ihn von mir weg.

„Hör auf damit, Orlando!“ schrie ich ihn an „Hör endlich auf! Ich ertrage das nicht mehr! Ich kann nicht mehr! Erst servierst du mich ab, und willst nie mehr was mit mir zu tun haben, dann kreuzt du hier auf, und fängst wieder an mir den Kopf zu verdrehen! Warum tust du das? Ich hab weitaus genug Probleme. Die ganze Sache mit dir geht mir nicht aus dem Kopf, Tammy geht weg, ich werde von meinen Schülern erpresst....“ oh Nein, was hatte ich da gesagt, ich wollte doch nicht, dass er es erfährt.

„DU WIRST WAS?“

„Nichts Orlando, gar nichts!“ in diesem Moment kam zum Glück Nicki und nahm Orlando mit. Das reicht für diesen Abend. Ich verabschiedete mich von Tammy und machte mich auf den Weg nach Hause...

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Autors Note:

In diesem Kapitel werde ich jetzt das machen, was ich eigentlich nach der Überarbeitung vermeiden wollte, aber es geht nicht anders. Da sich Orlando und Lea zur Zeit an verschiedenen Orten aufhielten und ihr vielleicht auch mehr über seine neue Flamme Nicki erfahren möchtet, werde ich die Geschichte aus Orlandos Sicht noch mal an dem Punkt beginnen, an dem er in Südafrika sitzt und versucht nicht mehr an Lea zu denken. Also weit vor Tammys Party. Es lässt sich aber dadurch leider nicht vermeiden, dass ich einige Teile noch mal aufrolle, die bereits gesagt wurden, diesmal aber aus Orlandos Perspektive.

Kapitel 7

Ich musste langsam damit aufhören, andauernd über Lea nachzudenken. Immerhin sollte ich die Verträge für ein neues Filmprojekt unterschreiben. Der Dreh dazu begann in 2 Wochen und zwar in Südafrika. Das war dann wohl wirklich die langersehnte Möglichkeit Lea aus dem Kopf zu kriegen. Aber leider waren da noch diese zwei Wochen. Zwei Wochen in denen ich trotz Presseterminen und Fotoshootings meinen Kopf nicht frei bekam. Zwei Wochen in denen keine Stunde verging in der ich nicht an Lea dachte, und zwei Wochen in denen ich jeden Abend mit meinem Telefon auf meiner Couch saß und ihre Nummer wieder und wieder wählte. Aber ich legte immer wieder auf. Nachdem ich es am Tag nach unserem Streit versucht hatte und sie einfach auflegte, traute ich mich einfach nicht mehr, es noch einmal zu versuchen. Ich glaub ich fing langsam an verrückt zu werden( in Bezug auf Lea).

Endlich war nun der Tag gekommen und ich flog nach Südamerika. Die Leute am Set waren supernett und wir hatten viel Spass miteinander. Besonders fiel mir eine meiner Nebendarstellerinnen auf. Sie kam wohl grade von der Schauspielschule und ich konnte gut nachvollziehen wie sie sich fühlte, das erste Mal an einem Filmset; denn so erging es mir damals beim „Herr der Ringe“. Ich dachte noch wehmütig an meine Ringgefährten, bevor ich beschloss, mich mit ihr zu verabreden. Die Verabredungen wurden immer häufiger und wir hatten viel Spass miteinander. Ich wollte Lea jetzt ein für alle mal vergessen und ließ mich letztendlich auf eine Beziehung mit ihr ein. Ich mein sie sah super aus und sie schien mich zu mögen. Zugegeben, sie war ziemlich naiv, aber ich wollte ja auch keine hochintelligenten Gespräche mit ihr führen. Sie reichte aus um mich von Lea abzulenken. Sie lenkte mich sogar so sehr ab, dass ich nach und nach vergaß Sam anzurufen. Ich wollte es auch nicht mehr, das würde mich nur zu sehr dazu verleiten, sie wieder nach Lea zu fragen und das wollte ich nicht mehr...

Bis der Tag kam, an dem eines Abends mein Telefon (Handy) klingelte und Tammy fragte, ob ich nicht Zeit hätte zu ihrer Abschiedsparty zu kommen. Das traf sich gut, da ich zu dem Zeitpunkt sowieso zwei Wochen Drehpause hatte und Nicki, meine neue Freundin, meiner Mutter vorstellen wollte. Nicki bekam das Gespräch zwischen mir und Tammy mit und als ich Tammy fragte, ob denn Lea auch da sein würde, schaute sie ein wenig verärgert und wollte sofort wissen wer denn Lea sei. Ich erzählte ihr, dass sie nur irgendeine Bekannte sei, aber sie schien mir nicht ganz zu glauben. Dass sie eine Bekannte anderer Art wäre, verschwieg ich Nicki. Trotzdem fragte sie nicht weiter nach und wollte mich sogar auf Tammys Party begleiten. Denn sie ahnte dass Lea doch nicht nur irgendeine Bekannte war. Vielleicht war es aber auch besser, wenn sie mitkommen würde. Ich wollte nicht wieder irgendwelche unüberlegten Dinge zwischen mir und Lea geschehen lassen.

Als der Morgen gekommen war, an dem wir nach Canterbury fliegen wollten, war Nicki nicht auffindbar. Ich suchte sie bestimmt eine halbe Stunde, bis ich sie fand, wie sie grade versuchte ihre fünf Koffer in den Kofferraum meines Leihwagens zu stopfen. Ich traute meinen Augen nicht und fragte sie, was denn das alles für Sachen waren, und wofür, um alles in der Welt, sie den ganzen Kram brauchte? Aber sie ließ sich nicht dazu bewegen auch nur irgendwas wieder auszupacken. Sie brauchte ihren Koffer voll Kosmetik, ihren Koffer voll Abendkleider, ja sie brauchte sogar ihre 6 Bikinis und ihren unglaublichen Vorrat an Sonnencreme, obwohl wir Oktober hatten. Ich verstand nicht, wie man unnütze Sachen überall mitnehmen könne. „Sam war nicht so und Lea bestimmt auch nicht! Lea?! Vergleiche ich Nicki wirklich mit Lea?!“ schoss es mir durch den Kopf. „Das kann nicht sein!“ ich schüttelte den Kopf, als ob ich Lea aus meinem Kopf verjagen wollte. Ich wusste schon, dass sie nun mal keine Intelligenzbestie war, aber sie war der Meinung, dass man ja auch nicht viel im Kopf haben bräuchte, wenn man nur gut genug aussah. Ich ahnte schon, wie meine Mutter, Sam und meine Freunde auf sie reagieren würden. Aber ich konnte sie ja jetzt schlecht noch hier lassen, oder? Ich muss allerdings sagen, dass mir der Gedanke gefiel!

Samantha holte uns vom Flughafen ab und der Blick, mit dem sie Nicki begrüßte, sagte mir alles. Aber Nicki war nun mal meine Freundin, also sollte sie sich, verdammt noch mal, damit abfinden! Die ganze Autofahrt über versuchte Sam ein Gespräch mit Nicki zu führen, aber die beiden schienen wirklich überhaupt nicht miteinander zurechtzukommen. Ich glaube Sam war heilfroh, als wir endlich in Canterbury waren und sie wieder ihre Ruhe hatte. Dann stellte ich Nicki meiner Mutter vor. Nicki war wirklich freundlich, aber sie kam aus LA und ihre Eltern waren beide Schauspieler, also war ihre Art ein bisschen überheblich, obwohl sie es sicher nicht böse meinte. Wir wollten gerade unsere Sachen in mein Zimmer bringen, als meine Mutter und Sam mich zurückriefen.

„Orlando, kommst du mal bitte her? Du kannst Nicki ja schon mal vorgehen lassen.“ ich ahnte schon, was jetzt kam. Sam saß am Küchentisch und lachte Tränen.

„Sag mal, ich weiß ja, dass du einige Probleme hast über Lea wegzukommen, aber war DAS denn wirklich nötig?“ Es machte mich wütend, dass sie über Nicki lachte.

„Was habt ihr denn für ein Problem? Nicki ist sehr nett und ich mag sie wirklich, also lasst mich damit in Ruhe, schließlich ist das mein Leben. Wenn ich mit Nicki zusammen sein will, dann werde ich das auch tun, egal was ihr dazu sagt oder macht!“ meine Mutter schaute mich, im Gegensatz zu Sam, die immer noch lachte, besorgt an.

„Junge, ich mach mir Sorgen um dich. Als du das letzte Mal aus LA zurückgekommen bist, da war es schon schlimm genug noch mit dir umzugehen. Wenn du Lea nicht kennen gelernt hättest, wärst du wahrscheinlich nicht so schnell wieder auf den Boden der Tatsachen gekommen. Aber jetzt mit dieser Nicki, befürchte ich, dass du bald komplett abheben wirst. Ich weiß, dass mich deine Beziehungen nichts angehen, aber ich glaube sie passt nicht zu dir; im Gegensatz zu Lea. Ihr passt zusammen wie der Deckel auf den Topf. Ich weiß was du denkst, aber das musste ich dir mal sagen! Und ich weiß auch, dass du das bestimmt nicht hören willst, aber warum hast du Lea gehen lassen? Ihr beide hättet so gut zusammengepasst!“ meine Mutter hatte Recht, das ging sie absolut nichts an. Aber jetzt wo ich hier war, und wieder an meine Zeit mit Lea erinnert wurde, versetzten mir ihre Worte wieder einen Stich ins Herz. Ich dachte ich hätte Lea vergessen, aber hatte meine Liebe zu ihr nur verdrängt und unterdrückt. Aber ich durfte sie nicht lieben, ich hatte doch jetzt Nicki!

Wir waren um 20 Uhr bei Tammy eingeladen, aber bis Nicki sich geschminkt und gestylt hatte, war es schon fast 22 Uhr. Aber egal, lieber zu spät da, als gar nicht. Den ganzen Weg bis zu Tammy konnte ich kaum ein vernünftiges Wort mit Nicki reden. Ich war so nervös. Ich hatte Angst, davor Lea zu begegnen und zu merken, dass meine Gefühle für sie immer noch genau so stark waren, wie vor meiner Abreise. Nicki merkte das etwas nicht stimmte, aber sie sagte nichts, sondern nahm einfach meine Hand. Das fühlte sich gut an. Sie war doch eigentlich eine liebe Person und ich glaube sie hätte verdient, dass ich sie liebte, aber ich konnte es nicht. Ich mochte sie, aber ich musste mir immer wieder eingestehen, dass ich immer noch Lea liebte. Dafür hasste ich mich selber.

Als wir bei Tammy ankamen sah ich Lea, die auf einer Couch in der Ecke saß. Sie bemerkte mich nicht. Erst als ich ihr auf die Schulter fasste, drehte sie sich zu mir um... „Nein! Da war es wieder, das Gefühl, als wenn mich ein Blitz getroffen hatte. Mein Herz klopfte bis zum Hals, meine Hände wurden feucht und ich konnte kein Wort mehr rausbringen. Ich schaffte es dann doch noch mir ein „Hallo, Lea“ rauszuquetschen und dann zog Nicki mich von ihr weg. Ich merkte, dass sie eifersüchtig wurde, aber als wir uns an den Tisch zu den anderen setzten, zog ich sie auf meinen Schoß und küsste sie. Ich wollte Lea nicht sehen! Ich wollte diese Gefühle nicht mehr haben! Aber ich konnte meinen Blick doch nicht von ihr lassen. Irgendwann meinte Nicki, dass sie sich frisch machen wollte, und ging ins Bad. Ich hatte bemerkt, dass Lea verschwunden war. Also fragte ich Tammy wo ich sie finden könne.

„Orlando? Du bist doch mit deiner neuen Freundin hier. Was willst du denn von Lea? Lass sie einfach nur in Ruhe. Sie ist meine Freundin und ich weiß, dass du ihr sehr wehgetan hast, falls dein Gehirn es noch nicht registriert hat.“

Ich unterbrach sie ungeduldig.

„Ich weiß es und mein Gehirn ebenfalls, Tammy, aber ich will mit ihr reden. Das geht einfach nicht mehr so weiter zwischen uns!“

„Das geht nicht mehr so weiter zwischen euch? Irgendwie ist mir, als wenn ich diesen Spruch schon mal von dir gehört hab. Ich glaub, das war vor einer Weile im Dark River, kann das sein? Und wenn ich mich recht erinnere, dann hat euer reden nicht viel geholfen...“

„Tammy, sag mir doch einfach wo sie ist, alles andere kannst du ruhig meine Sorge sein lassen, okay?“

„Ich sag dir, wo sie ist, aber nur, wenn du mir verspricht, sie nicht wieder zum weinen zu bringen.“

Ich war wütend und zugleich verzweifelt.

„Ich versprechs dir! Ich will es doch selber nicht!“

„Gut, ich glaube sie ist in den Garten gegangen, aber ich warne dich! Ich mach dich kalt, wenn du ihr wieder wehtust!“ sie lachte und ich hoffte, dass ich ihr nicht wieder wehtun würde.

Sie war, wie Tammy gesagt hatte, im Garten. Sie saß mit einem Weinglas, alleine auf dem Rasen und schaute in die Sterne. Das Mondlicht schien auf ihr Gesicht und sie sah wunderschön aus. Ich hätte Stunden so stehen bleiben können um sie zu beobachten, aber wenn ich mit ihr sprechen wollte, dann jetzt oder nie! Leider geschah aber das, was ich befürchtet hatte. Sie wollte nicht mit mir sprechen, sondern wieder, wie sie es immer machte, weglaufen. Ich hielt sie fest und machte wieder den verdammten Fehler sie zu küssen. Im Gegensatz zu den anderen Malen erwiderte sie meinen Kuss nicht, sondern stieß mich weg. Das brachte mich wieder zu Verstand. Und sie weinte wieder. Ich hatte es wieder erreicht! Ich war so ein Idiot! Plötzlich kam Nicki und wir gingen wieder rein. Als wir drinnen waren, begann sie mir eine Szene zu machen, wie wenn sie eine Szene aus dem letzten Film wiedergab. Sie hatte auch vollkommen Recht. Sie war Eifersüchtig und ich hatte ihr auch allen Grund dazu gegeben. Aber nachdem ich mich 20 mal bei ihr entschuldigte und ihr versicherte, dass es nicht so war wie es ausgesehen hat, verzieh sie mir und wir feierten mit den anderen weiter.

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Als ich meine Jacke geholt und mich von Tammy verabschiedet hatte, stand plötzlich Mick, ein Freund von Tammy hinter mir. Er sah wirklich gut aus, hatte kurze schwarze Haare und blaue Augen. Ich liebte diesen Kontrast. Es gab ihm irgendwas geheimnisvolles. Er fragte ob er mich nach Hause bringen dürfte und ich ließ ihn gewähren. Als wir vor meiner Haustür waren, fragte er mich nach meiner Handynummer und ich gab sie ihm. Vielleicht würde er sich ja noch mal bei mir melden. Es war endlich Zeit sich auch mal nach anderen Männern umzuschauen als nach Orlando.

Zwei Tage später klingelte mein Telefon tatsächlich und Mick wollte sich mit mir verabreden. Ich sagte natürlich zu. Er lud mich zum Essen ein und es war ein wunderschöner Abend. Endlich konnte ich Orlando vergessen. Mick war so lieb zu mir, er las mir jeden Wunsch von den Augen ab. Als er mich nach Hause brachte und wir vor meiner Tür standen. Fragte er mich, ob er mich küssen dürfte. Ich fand es so niedlich! Ein Mann der nach einem Kuss fragte und der nicht, wie Orlando, es einfach tat. Oh Gott! Da war er wieder in meinem Kopf! Orlando! Warum nur? Warum nur konnte ich mich nicht endlich in einen anderen Mann verlieben? Warum nicht in Mick? Ich wollte nicht weiter über Orlando nachdenken und küsste Mick. Er war so zärtlich und ich fühlte mich unglaublich geborgen in seinen Armen. So gut hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. In dieser Nacht schlief ich endlich mal wieder ein, ohne auch nur einen Gedanken an Orlando zu verschwenden. Ich war einfach nur glücklich.

Von dort an, traf ich mich täglich mit Mick und vergaß Orlando fast schon vollkommen. Er holte mich von der Schule ab und überraschte mich jeden Tag neu. Wenn er zum Beispiel einen Riesengroßen Straus Rosen mitbrachte, oder mich einfach mal zu einem Picknick entführte. Ich hatte eine wunderschöne Zeit mit ihm und ich kann sagen, dass ich mich sogar ein bisschen in ihn verliebt hatte.

Als ich 10 Tage später wieder Schulschluss hatte, ging die Klassenzimmertür auf. Ich dachte natürlich es wäre Mick gewesen, aber ich täuschte mich. Es war Linda. Ich hatte sie schon fast vergessen, so glücklich war ich.

„Na? Denken sie noch an mich? Ich will jetzt wissen, wann ich mein Date mit Orlando kriege!“

„Du kriegst überhaupt kein Date mit Orlando! Es reicht! Ich hab die Nase voll von dir!“

„OK, wenn sie meinen, dann werde ich mich jetzt mal auf den Weg zu meinem Bruder machen, der wartet schon auf die Fotos. Wir werden ja sehen...“ Eigentlich waren mir die Fotos mittlerweile egal gewesen, aber ich dachte nicht drüber nach, was passieren würde, wenn Mick die Bilder sah. Ich hatte ihm gegenüber Orlando nie erwähnt. Er sollte es nicht mitkriegen. Vor allem nicht jetzt, wo wir doch grad so glücklich waren. Ich musste mir was einfallen lassen. Ich hatte Angst Mick zu verlieren. Immerhin hatte ich ihn jedes mal, wenn er mich fragte, ob da etwas zwischen mir und Orlando lief, angelogen. In dem Moment ging die Tür auf und ich dachte, dass nun alles zu spät war. Das Mick reinkommen würde, die Fotos sehen würde und ich alles kaputt gemacht hätte. Aber zu meiner Überraschung war das nicht Mick, das war Orlando. Was wollte er denn nun schon wieder hier? Und wieso ist er überhaupt hier? Aber scheinbar war Linda nun ein wenig perplex.

„Was ist denn hier los?“ fragte er verwundert und ich wusste nicht, ob ich ihm alles erklären sollte, aber vermutlich war es besser so.

„Ähm, Orlando, mir ist doch herausgerutscht, dass ich erpresst werde, und hier ist sie: Linda. Ich glaub sie kann dir ja mal das gleiche sagen, wie sie mir sagte“ jetzt war ich wirklich mal gespannt, was passieren würde.

„Ja? was gibt es denn? Was willst du mir sagen?“ in diesem Moment war ich Orlando das erste Mal dankbar, dass er wieder mal in meinem Leben auftauchte, denn Linda schien so überrascht zu sein, dass sie kein Wort raus bekam.

„Linda hat hier ein paar Fotos, die sie an die Presse geben will, wenn sie nicht ein Date mit dir bekommt und, achso und wenn sie nicht mit dir ins Bett kommt.“ das hatte gesessen. Linda wurde so Rot, dass es schon nicht mehr roter ging. Damit schien ich sie getroffen zu haben. Sie hielt Orlando die Fotos hin und er sah sie sich an. Seine Miene verdunkelte sich und er schaute zu mir. Ich schickte ihm einen Blick, der ihn merken ließ, dass auch ich wusste, dass es besser wäre, wenn die Fotos niemals an die Presse geraten würden.

„Woher hast du die? Was bildest du dir denn ein? Ich kenn ja solche „Fans“ die ein bisschen verrückt sind und mich belästigen, aber warum ziehst du Ms. Winter da mit rein? Glaubst du ehrlich, dass sie es geschafft hätte dir ein Date mit mir zu vermitteln? Wie dumm bist du denn? Ich unterhalte mich immer gerne mit meinen Fans und ich bin froh über jeden einzelnen, den ich habe, aber das was du hier gemacht hast, geht eindeutig zu weit!“

Linda schien völlig fertig mit den Nerven zu sein. Sie war halt nur so eine Tussi, die einen großen Mund hatte, wenn sie mit mir redete, aber jetzt da Orlando vor ihr stand, schien ihr das Herz in die Hose zu rutschen.

„Es tut mir leid..... Ich.... Ich.... Ich wollte doch nur....“ stotterte sie mit Tränen in den Augen.

„Was wolltest du nur? Vor deinen Freunden damit angeben, mit mir im Bett gewesen zu sein? Oder wolltest du zeigen, was du alles drauf hast? Wie toll du bist, dass du es dich traust, deine Lehrer zu erpressen? Aber Mädel ich muss dir sagen, das die Idee vollkommen nach hinten losgegangen ist! Wenn du mir die Fotos und alle Negative jetzt gibst, dann bleibt die Sache unter uns, und es wird keiner mehr davon erfahren. Überleg es dir, ansonsten sind deine Stunden an dieser Schule gezählt!“

Zu meiner Überraschung drückte sie Orlando tatsächlich die Fotos, samt Negativen, in die Hand und lief verstört und weinend aus dem Raum. Jetzt hätte ich Orlando wirklich umarmen können, aber ich traute mich nicht und zwängte mir nur ein leises „Danke“ raus. Aber er sagte:

„Du brauchst mir nicht danken! Das war ja wohl wirklich selbstverständlich!“

Aber ich war ihm dankbar, ohne ihn wären die Fotos wahrscheinlich wirklich in der Zeitung erschienen und ich weiß nicht, was das besonders für mich bedeutet hätte. Mir schoss der Gedanke durch den Kopf, dass es vielleicht an der Zeit war mich endlich mit ihm zu vertragen. Er hatte jetzt seine Nicki und ich war glücklich mit Mick, also warum sollten wir uns nicht endlich aussprechen? Er war ja eigentlich gar kein schlechter Mensch, jedenfalls hatte er mir bis jetzt immer geholfen, wenn ich Probleme hatte

„Orlando? Ich glaub wir sollten unseren Streit jetzt endlich begraben. Es sind viele Dinge zwischen uns vorgefallen, aber ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir uns wie zwei erwachsene Menschen benehmen. Immerhin weiß ich ja, dass man sich mit dir auch gut verstehen kann und du hast mir so gefehlt, auch wenn es nur im Unterbewusstsein war. Ich meine du hast mir als Freund gefehlt!“ endlich hatte ich es gesagt! Wie lange hatte ich überlegt, ob ich das machen sollte. Anstatt irgendwas zu antworten nahm er mich in den Arm und knuddelte mich, so dass ich schon kaum noch Luft bekam.

„Lass mich runter! Wenn ich erstickt bin, wird das wohl nichts mehr mit unserer Freundschaft!“ er ließ mich runter.

„Ich bin nur so froh, dass du mir eben die Worte aus dem Mund genommen hast! Ich hab dich nämlich auch vermisst! Was hältst du davon, wenn wir einen Kaffee trinken gehen? Nicki ist heute morgen zurück nach Südamerika.“

„Klar, davon halt ich viel! Ich kann jetzt echt einen starken Kaffee gebrauchen.“ ich nahm meine Sachen und wir gingen los, aber eins musste ich noch loswerden.

„OK, Ms. Winter... Es geht dich nichts an, das ist richtig!” Er knuffte mich in die Seite und lachte. Ich war so froh, dass ich ihn endlich wiederhatte. Er hat mir wirklich unglaublich gefehlt. Nun war mein Leben wieder perfekt!

Dann sagte er mir etwas, was mich zum Nachdenken brachte:

„Mag sein, dass Nicki ein wenig... dumm ist, aber wenn ich dir jetzt auch mal etwas sagen darf...“ was war denn jetzt? Er wollte mir bestimmt etwas über Mick sagen, und das ließ ich ihn auch.

„Ich hab kein gutes Gefühl, wegen diesem Mick! Ich weiß, dass du jetzt bestimmt denkst, dass ich ein Problem mit ihm habe, und ich muss dir sagen, du hast Recht! Ich hab ein Problem. Ich kenn ihn schon länger. Ich kann dir nur sagen, dass er kein Kind von Traurigkeit ist. Sei bitte ein bisschen vorsichtig, ja? Ich sag dir das jetzt nur als Freund!“

Mick und mich betrügen? Das konnte ich nun wirklich nicht glauben. Ich lachte über seine Bemerkung, aber ein paar Tage später, sollte mir das Lachen gehörig vergehen.

Die nächsten Tage waren so wunderschön. Endlich konnte ich wieder mit Orlando reden, und glaubt mir, ich hatte echt viel mit ihm zu bereden. Nicht einmal hatte ich das Gefühl, dass wir uns nicht so nahe kommen sollten. Zwar hatte ich immer noch diese Flugzeuge im Bauch, wenn ich ihn sah, aber ich konnte nun weitaus besser damit umgehen. Er war mein Freund! Und kein bisschen mehr! Am Abend bevor er abreiste, hatte ich noch einen Auftritt. Das war das erste mal, dass ich meine Songs singen konnte, ohne jeden Text gleich auf uns zu beziehen. Ich war froh, dass er da war. Ich war auch überrascht von Mick, denn er zeigte keinerlei Anzeichen von Eifersucht. Aber dann kam der Tag des Abschiedes:

Es war ein trauriger Abschied, als er wieder nach Südafrika flog. Zum Glück war Mick wirklich verständnisvoll, na gut, er hat ja nie gewusst, das zwischen uns mal was lief, also fand er sich damit ab, dass wir einfach nur gute Freunde waren. Mick und ich brachten Orlando zum Flughafen. Kurz bevor er ins Flugzeug stieg, musste ich ihn einfach noch mal umarmen und wie immer, heulte ich natürlich.

Orlando flüsterte mir ins Ohr.

„Kleine, hör auf zu weinen! Wir telefonieren jeden Tag. Versprochen! Und ich komm auch bald wieder zurück. Aber sehe dich ein bisschen mit Mick vor. Der Typ ist mir nicht geheuer. Ich weiß nicht warum, aber ich hab ein schlechtes Gefühl. Wenn er dir irgendwas tut, dann sag mir Bescheid und ich bring ihn um!“

„Er wird mir schon nichts tun Orlando! Und wenn doch, dann glaub mir, dass ich mir nicht alles gefallen lasse. Das solltest du doch nun langsam schon wissen, oder? Ich wünsch dir viel Spaß mit Nicki.“ hmm, klang das jetzt ironisch? Wenn ja, dann war es richtig so, aber nachdem er mir wieder einen vernichtenden Blick zugeworfen hatte, sparte ich mir weitere Kommentare.

„Ich werde dich vermissen, Kleine! Pass gut auf dich auf. ... Ich hab dich lieb!“ zong! da waren wieder die Schmetterlinge, die ich eigentlich schon fast vergessen hatte. Aber ich war mir sicher, dass er das nur freundschaftlich meinte, also wollte ich nicht weiter drüber nachdenken.

„Pass du auch auf dich auf! Wäre lieb, wenn du dich kurz melden würdest, wenn du angekommen bist.... und.... ich hab dich auch lieb!“

Plötzlich trennte Mick uns.

„Sorry, dass ich euch bei eurer Verabschiedungsorgie unterbreche. Nicht das ich eifersüchtig werde, aber wenn du heute noch los willst, dann solltest du jetzt wirklich mal los, Orlando!“ Orlando sah auf die Uhr.

„Oh, danke, dann werde ich mich wohl mal beeilen. Pass gut auf Lea auf, Mick und wehe nicht!“ Dann drückte er mir noch einen Kuss auf die Wange „Machs gut Süsse, ich meld mich!“ und verschwand im Flieger.

Mick nahm mich in den Arm und küsste mich. Ich glaube ich hatte die zwei besten Männer in meinem Leben, die es auf der Welt gab.

Zwei Wochen vergingen in denen ich fast jeden Tag mit Orlando telefonierte. Ich glaube er musste sich manchmal von Nicki erholen. Er schien sie wirklich zu mögen, aber ihm fehlte wohl... wie er immer sagte... der nötige Tiefgang, wenn er mit ihr redete. Wir verstanden uns immer besser und unsere Gespräche wurden immer länger. Zum Glück rief er meistens an, sonst hätte ich wohl meine Telefonrechnung niemals bezahlen können. Ich war so glücklich mit Mick und ich verstand mich so gut wie noch nie mit Orlando. Ich glaube eine Weile lang, dass nichts mehr schief gehen könnte.

Bis ich eines Tages von der Schule kam und an diesem Restaurant vorbeiging. Ich glaubte nicht richtig zu sehen. Ich sah, durch das Fenster Mick, der dort mit einer anderen Frau saß Das alles hätte mich ja nicht allzu sehr geschockt, aber ich konnte nicht weitergehen. War er eifersüchtig auf Orlando? Wollte er mich eifersüchtig machen? Wer ist die Dame überhaupt?! diese Fragen stellte ich mir. Die beiden saßen direkt am Fenster und Mick schien mich nicht zu bemerken. Plötzlich nahm er ihre Hand und sie schauten sich in die Augen. Das durfte doch nicht wahr sein! Sollte Orlando wirklich Recht haben? Aber das konnte doch nicht sein! Warum mussten solche Sachen immer nur mir passieren? In mir begann die Wut zu brodeln. Aber was sollte ich machen? Sollte ich mir zum Affen machen und reingehen um ihn fertig zu machen? Das wäre dumm gewesen. Aber ich konnte mich nicht mehr darauf konzentrieren, was dumm war und was nicht! Da saß der Mann den ich liebte! Zusammen mit einer anderen Frau! Das konnte ich mir nicht bieten lassen. Mittlerweile zitterte ich vor Wut. Ich riss die Tür auf und ging auf die beiden zu. Noch bevor ich etwas sagen konnte, schaute Mick mich an als wollte er mir sagen, dass alles nicht so war, wie es aussah. Aber Mick konnte sich seine Worte sparen. Ich hatte gesehen, was dort vor sich ging und er brauchte nicht versuchen sich zu verteidigen!...

Kapitel 8

Ich ging schnurstracks auf die beiden zu. Ich zitterte am ganzen Körper.

„Hallo Mick!“ sagte ich und Mick sah mich erschrocken an.

„Ähm... Lea... Hallo... Was machst du denn hier?” das konnte doch nicht wahr sein! Der fragte mich tatsächlich, was ich hier machte? Ich konnte mich nicht mehr zusammenreißen und schrie ihn an, dass es das ganze Restaurant mitbekam.

„Was ich hier mache? Das traust du dich noch zu fragen? Was bildest du dir eigentlich ein? Vielleicht hättest du dich mit deiner Freundin hier irgendwo treffen sollen, wo ich nicht jeden Tag auf meinem Rückweg vorbeigehe!“

„Lea! Du verstehst das alles falsch! Es ist nicht so wie du denkst!“

„Alles klar, ich hab mir schon gedacht dass du mir das sagst! Wie ist es denn dann, wenn nicht so wie ich denke? Aber warte ab, mein Freund! Du komm mir mal nach Hause!“ mit diesen Worten verließ ich wütend das Restaurant.

Ich lief nach Hause, und knallte die Tür hinter mir zu. Ich konnte mich nicht wieder beruhigen! Ich war so sauer! Wenn er mir jetzt unter die Augen getreten wäre, ich glaube ich hätte ihn bis zur Unkenntlichkeit zusammengeschlagen! Das Bild von uns beiden, was auf meinem Nachttisch stand war ich gegen die Wand und es zersprang in 1000 Scherben. Ich schnappte mir einen Karton und schmiss alles Sachen rein, die ihm gehörten. Der sollte merken, dass ich mir das nicht gefallen ließ! Dann ging die Tür auf und Mick kam herein. Damit hatte ich schon gerechnet. Er nahm meinen Arm und versuchte beruhigend auf mich einzureden, aber ich wollte diese Gesäusel nicht hören! Ich riss meinen Arm weg.

„Spar dir deine billigen Ausreden! Ich hab gesehen was das vor sich ging!“

„Lea, das ist wirklich nicht so wie du....“ ich ließ ihn nicht ausreden.

„Stimmt! Es ist nicht so wie ich denke! Es ist wahrscheinlich noch viel schlimmer? Wie lange triffst du dich schon mit ihr? Wahrscheinlich jeden Tag, wenn ich in der Schule war, oder?“

Wieder versuchte er etwas zu sagen, aber ich wollte nichts hören. Er kam auf mich zu und schlang seien Arme fest um meine Hüfte, so dass ich nicht mehr weglaufen konnte. Das machte mich alles nur noch wütender.

„Lass mich los du Schwein! Lass mich endlich los!“ ich schaute ihm nicht in die Augen.

„NEIN! Ich lass dich nicht los! Nicht bevor du dir nicht angehört hast, was ich dazu zu sagen hab!“ ich drehte und wendete mich und versuchte seinem Griff zu entkommen, aber es brachte nichts. Mein Blutdruck stieg immer mehr. Ich wurde so langsam zu Furie!

„Lea! Hör auf! Ich hab nichts mit ihr! Das ist eine alte Freundin von mir und sie hat mir einen kleinen Gefallen getan! Es sollte eine Überraschung für dich werden! Lea! Ich liebe dich! Ich wollte dich fragen, ob du mich heiraten willst! Sie hat mir nur geholfen einen Ring auszusuchen!“ eine billigere Lüge hätte er sich wohl wirklich nicht einfallen lassen können! Als ob ich ihm das glauben würde.

„Hör auf mit deinen Scheiß Lügen! Du hast mich lange genug eingewickelt, nimm deine Sachen und verschwinde aus meinem Leben! Du kotzt mich an! Ich kann dich nicht mehr sehen! Raus hier!.... Raus! Hätte ich doch bloß auf Orlando gehört!“

„Orlando? Na das hätte ich mir ja denken können! Der Typ kennt mich doch überhaupt nicht!“ jetzt wurde er wütend „Orlando hier, Orlando da... ich kann das nicht mehr hören! Vielleicht solltest du mit ihm zusammen sein und nicht mit mir! So ein Leben wie er, kann ich dir sowieso nicht bieten! Wenn es das ist was du willst?“

Ich merkte wie mir die heißen Tränen über die Wangen liefen, aber er ließ mich noch nicht los! Ich wollte das nicht mehr. Es half nichts, so sehr ich mich auch wehrte, er ließ mich nicht los. Ich weiß nicht was es war, Reflex? Wut? Mein schlechtes Gewissen? Ich schlug ihm ins Gesicht und er nahm schlagartig seine Arme von mir. Das hatte ich nicht gewollt! Aber das interessierte ihn nicht mehr. Er schnappte sich die Kiste mit seinen Sachen und ging zur Tür! Diesmal war ich es, die ihn zurückhalten wollte.

„Mick, warte! Es tut mir leid! Ich wollte das nicht! Ich liebe dich!“ das stimmte. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie sehr ich ihn liebte. Er war mein Leben geworden! Ich wollte nicht mehr ohne ihn sein, aber leider kam meine Einsicht zu spät.

„Es reicht Lea! Dieser Orlando hat dir doch vollkommen den Verstand verdreht! Vielleicht solltest du dir mal klar werden darüber, was du willst!“ Er machte die Tür auf und war schon mit einem Bein draußen, da schaute er mich noch einmal an und griff in seine Tasche. Er holte ein kleines rotes Samtschächtelchen hervor und warf es mir vor die Füsse.

„Achso, vielleicht glaubst du mir ja jetzt, dass ich nicht gelogen habe!“ dann schlug er die Tür hinter sich zu. Ich rannte ihm noch hinterher, aber ich sah nur noch wie er in sein Auto sprang. Ich stand wie angewurzelt dort, hörte wie er den Motor seines Autos startete und ging auf das Schächtelchen zu. Tatsächlich war das ein Ring! Verdammt! Er hatte mich nicht angelogen! Ich sackte auf dem Boden zusammen und weinte. Ich war so dumm! Ich hätte ihm vertrauen sollen!

Ich weiß nicht wie lange ich dort mit dem Ring in meiner Hand auf dem Boden kauerte, aber es muss fast eine Stunde gewesen sein. „Sein Handy!“ schoss es mir durch den Kopf. Ich musste versuchen ihn anzurufen. Ich musste ihm sagen, dass es mir leid tat! Aber das einzige was ich hörte, wenn ich seine Nummer wählte, war „Der von ihnen gewählte Teilnehmer ist zur Zeit leider nicht zu erreichen!“ Ich versuchte es wieder und wieder, aber es änderte sich nicht! Langsam machte mir das Angst. Vielleicht war ja sein Akku leer, oder er hatte keinen Empfang, versuchte ich mich zu beruhigen, aber es half nichts. Ich rannte aufgeregt durch meine Wohnung und schrie mein Handy an, dass er doch endlich rangehen solle. Ich rief alle seine Freunde an, ob einer von ihnen wusste wo er war, aber niemand hatte von ihm gehört, oder ihn gesehen.

Ein paar Stunden später klingelte es an der Tür. Sam stand da mit einer Flasche Wein in der Hand. Sie schaute mich erschrocken an.

„Hey? Was ist los mit dir? Du siehst ja aus, als wenn jemand gestorben ist. Ich dachte wir könnten uns einen schönen Abend machen, aber das sieht wohl eher nach Problembewältigung aus, was? Um wen geht’s denn diesmal? Wieder mal Orlando?“

„Nein Sam!“ sagte ich „Nicht Orlando! Mick! Er hat mich verlassen!“

„Was? Warum denn das?“

„Weil ich eine blöde Kuh bin, weil ich nicht nachdenken kann, bevor ich rede! Weil ich alles falsch verstanden habe!“

Sam kam ins Wohnzimmer und setzte sich auf die Couch. Ich wollte erst mal zwei Weingläser holen. Alkohol! Das war es, was ich jetzt brauchte. Als ich in der Küche war, klingelte das Telefon. Ich rannte wieder ins Wohnzimmer und ging ran.

„Hallo? Spreche ich mit Ms. Winter? Lea Winter?“ das war eine Stimme die ich nicht kannte, aber sie hörte sich sehr verweint an. Mich überkam ein unglaublich schlechtes Gefühl, ich wusste nicht wer das war, aber diese Person machte mir Angst!

„Ähm, ja, hier ist Lea Winter“

„Lea!“ die Frau am Telefon schluckte und holte tief Luft „Ich bin die Mutter von Mick!“ was? was wollte denn Micks Mutter jetzt von mir?

„Ja?“

„Lea... Ich weiß nicht wie ich es dir beibringen soll.... Oh Gott.... Lea…. Mick war doch vor ein paar Stunden bei dir, oder?“ was sollte das? Warum sagte mir Micks Mutter nicht was los war?

„Lea! Mick.... Er hatte einen schweren Autounfall!... Er ist ..... Er ist.....“ ich merkte wie mir die Tränen in die Augen stiegen. Ich wusste was sie sagen wollte, aber ich wollte es nicht wahr haben! NEIN! DAS DURFTE NICHT SEIN!!! „Lea, Mick ist bei dem Autounfall ums Leben gekommen!“ ich ließ den Hörer fallen! Alles um mich rum begann sich zu drehen. Sam bemerkte dass und lief besorgt auf mich zu.

„Lea!“ rief sie „Lea! Was ist los? Hörst du mich? Lea? Was ist passiert?“ Ich hörte sie, als wäre sie kilometerweit entfernt. Ich stand dort und konnte mich nicht bewegen, ich konnte nichts sagen, ich konnte nichts denken, ich konnte nichts mehr fühlen. Es war alles nur noch taub. Sam nahm mich am Arm und brachte mich zur Couch. Ich wollte mich hinlegen, aber ich konnte nicht! Ich konnte nichts mehr.

„Sam! Mick.... er ist .... tot!“ ich konnte noch immer nicht glauben was ich da sagte. Mir schossen alle möglichen Gedanken durch den Kopf.

„Oh nein!“ sagte Sam geschockt „Aber... das kann doch nicht... das darf doch nicht... oh mein Gott, Lea! Das tut mir so leid!“ jetzt hatte auch sie Tränen in den Augen.

Ich konnte mich nicht hinlegen. Es war als wenn ich unter Strom stand. So viel ging mir durch den Kopf. Ich dachte darüber nach was noch alles zu tun war. Ich musste in seine Wohnung fahren! Ich musste zu seiner Mutter fahren! Die Beerdigung! Alles musste erledigt und organisiert werden! Es war keine Zeit zu trauern! Es gab so viel zu tun. Aber Sam ließ nicht zu, dass ich losrannte und anfing alles zu organisieren. Sie rief erst mal einen Arzt, der mir Beruhigungsmittel gab. Als die Mittel wirkten konnte ich erstmals ein wenig über das nachdenken was passiert war. Sam blieb in dieser Nacht bei mir. Ich hab zwar nicht geschlafen, aber ich war froh, dass ich nicht alleine war.

Am nächsten Morgen rief Sam erst mal in der Schule an und informierte sie, dass ich für die nächste Zeit nicht unterrichten konnte. Der Direktor war sehr verständnisvoll. Er sagte, ich solle erst mal alles geregelt kriegen und wenn es mir besser ginge, dann sollte ich mich wieder melden. Es waren ja bald Ferien, und die Zeit bis dahin würde es auch mal ohne mich gehen. Mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich das erfuhr. Aber jetzt wartete noch sehr viel Arbeit auf mich. Als erstes wollte ich in seine Wohnung fahren.

Als ich die Tür öffnete roch alles dort nach ihm. Es war so schwer, seine Sachen zusammenzuräumen, aber ich durfte nicht zusammenbrechen. Das musste getan werden und es war meine Aufgabe. Ich musste stark bleiben.

Der Besuch bei seiner Mutter, war das schlimmste was ich in dieser Zeit zu erledigen hatte. Aber auch das musste ich schaffen. Ich kannte seine Mutter nicht, aber sie war vollkommen fertig mit ihren Nerven. Sie weinte nur, wenn ich über Mick sprach und ich hatte keine Ahnung wie ich sie hätte trösten können. Sie tat mir so leid. Niemals sollte eine Mutter ihr Kind verlieren. Über die Trauer der Anderen begann ich mich selbst zu vergessen. Ich wollte nicht trauern! Ich wollte nicht schwach sein! Ich fing immer mehr an, meine Trauer zu verdrängen, weil ich mich für alles verantwortlich fühlte. Ich wollte nicht rumsitzen und weinen, dass hätte doch keinem geholfen, dachte ich mir, aber ich sollte noch eines Besseren überzeugt werden.

Die Woche bis zu seiner Beerdigung verging wie im Flug. Ich organisierte alles. Ich hatte keine Zeit zu trauern! Ich war nur beschäftigt. Nach der Beerdigung fuhr ich nach Hause und zog mich um. Aber ich versuchte nicht an Mick zu denken.

Seien Mutter war am Grab zusammengebrochen und sie musste weggebracht werden, aber ich weinte nicht! Ich war stark!

Ich hatte an diesem Abend noch einen Auftritt. Also machte ich mich fertig und fuhr zum „Dark River“. Die anderen warteten schon auf mich. Alle sahen mich besorgt an. Aber ich traute meinen Augen nicht. Dort in der Ecke... dort stand Orlando. Ich hatte ihn seit Micks Tod nicht mehr angerufen. Ich war doch so beschäftigt. Meine Gefühle in diesem Moment kann ich nicht erklären. Einerseits war ich wirklich froh, dass er da war, ich fühlte mich wenigstens ein bisschen sicherer, aber andererseits hasste ich ihn. Wenn ich in meinen Gedanken nicht immer nur mit ihm beschäftigt gewesen wäre, dann wäre die ganze Beziehung mit Mick vielleicht anders gelaufen. Wenn er mir nicht gesagt hätte, dass ich vorsichtig mit Mick sein sollte, dann hätte mich diese Frau, die an dem Nachmittag bei ihm war, nicht so aus der Fassung gebracht, dann hätten wir uns vielleicht nicht so sehr gestritten, dann wär er nicht weggefahren und dann wäre er nicht.... gestorben! Ich weiß, Orlando konnte wirklich nichts dafür, aber das war es, was mir in diesem Moment durch den Kopf schoss. Er sah mich an und ging auf mich zu. Er wollte mich in den Arm nehmen, aber ich stieß ihn weg. Ich wollte nicht, dass er mich anfasste, ich wollte nicht bedauert werden!

„Mensch Lea! Es tut mir so leid! Du siehst schlecht aus. Willst du den Auftritt jetzt wirklich machen? Das musst du nicht tun! Kleines, wir sind doch Freunde. Was ist los mit dir? Warum stößt du mich weg?“

„Orlando! Lass mich jetzt bitte in Ruhe! Bitte!“ ich wusste, dass ich nicht aussah, wie das blühende Leben, denn so fühlte ich mich auch nicht. Ich wollte in diesem Moment nicht mit ihm reden. Zum Glück sah er es auch ein und ließ mich in Ruhe, aber er ließ mich trotzdem nicht aus den Augen.

Es war nicht mehr viel Zeit bis zu meinem Auftritt. Ich hatte mir für heute Abend ein besonderes Lied ausgesucht. Ein Lied, das meine Gefühle beschrieb. Ich dachte ich würde es gut hinkriegen. Ich dachte, dass ich mit Micks Tod umgehen konnte. Ich ging auf die Bühne, nahm mir meine Gitarre und schaute ins Publikum. Es war voll an diesem Abend. Es waren viele unbekannte Leute da. und hinten an der Bar saß Orlando. Er schien sich Sorgen zu machen, aber das war ja nun wirklich unnötig, dachte ich. Ich ging an Mikrofon und begann zu singen

...Plötzlich begann ich an Mick zu denken...

… Ich begann über unsere gemeinsame Zeit nachzudenken. Ich hatte ihn geliebt. Mir stieg sein Geruch in die Nase. Ich begann mich daran zu erinnern, dass er immer so warme Hände hatte. Ich schmeckte seine Küsse... Meine Augen füllten sich mit Tränen und meine Stimme begann zu zittern. Mir wurde wieder schwindelig. Mir wurde schlecht....

… In mir stieg ein Schmerz hoch, den ich noch nie zuvor gefühlt hatte. Es war als wenn jemand versuchte, mir das Herz, bei lebendigem Leibe, herauszureißen. Der Boden unter meinen Füssen verschwand. Ich begann zu fallen...

… Ich fiel und fiel, immer tiefer. Es war nichts mehr da an dem ich mich hätte festhalten können. Ich war schuld an Micks Unfall! Hätte ich nicht diesen dummen Streit angefangen, dann wär das alles niemals passiert. Heiße Tränen liefen mir über die Wangen. Ich hörte auf, die Leute im Saal zu realisieren. Ich war ganz alleine. Keiner konnte mir helfen!...

… Ich konnte nicht mehr denken. Ich wollte nur noch weg. Weg von dieser Bühne, weg aus diesem Saal, weg von diesen Leuten, die mich alle mitleidig ansahen. Ja! Vielleicht wollte ich sogar weg aus meinem Leben. Ich ließ die Band weiterspielen und rannte von der Bühne. Ich warf meine Gitarre in die Ecke und lief zu Ausgang. Ich konnte das alles nicht mehr ertragen. Ich wollte schreien, aber meine Stimme gehorchte mir nicht mehr. Ich wollte, dass mir jemand sagte, dass alles nur ein böser Traum ist, aus dem ich bald wieder aufwachen würde. Aber das tat niemand. Ich rannte ziellos durch die Straßen, bis ich irgendwann vor meiner Haustür stand. Ich ging hinein. Ich wusste, dass in meinem Kleiderschrank noch einer von Micks Pullovern hing. Ich holte ihn mir. Er roch noch nach ihm. Ich atmete den Geruch ein so tief ich nur konnte. Mir war noch immer schlecht. Ich musste etwas trinken. Also ging ich in die Küche holte mir ein Glas aus dem Schrank und goss mir Wasser ein. Aber meine Hände zitterten so sehr, dass mir das Glas aus der Hand fiel. Und dann schrie ich nur noch. Ich schrie und weinte. Ich sackte vor meinem Küchenschrank auf den Boden. Ich merkte nicht, dass ich mich mit meiner rechten Hand in die Scherben des Glases stützte und sich diese sich immer tiefer in meine Hand bohrten. Ich spürte keinen Schmerz mehr. Irgendwann sah ich das Blut an meiner Hand und schleppte mich in Badezimmer.

Ich realisierte nicht, wie schlimm die Verletzungen an meiner Hand waren. Irgendwo musste ich noch Verband haben. Ich suchte danach, aber ich fand ihn nicht. Stattdessen fiel mir eine Packung Schlaftabletten in die Hände. Ich hatte sie mir mal besorgt, weil ich ohne Mick nachts oft nicht schlafen konnte. Darin sah ich die Lösung meiner Probleme. Ich schüttete ein paar Tabletten aus dem Glas in meine Hand, ging zum Wasserhahn und schaute in den darüber hängenden Spiegel. Ich sah beschissen aus, aber das zählte nun nicht mehr. Ich warf mir die Tabletten in den Mund und spülte mit Wasser nach. Ich weiß nicht, wie viel Tabletten ich genommen hatte, jedenfalls dauerte es nicht lange, bis ich anfing ruhiger zu werden. Meine Angst verschwand. Ich fühlte keinen Schmerz mehr, ich sackte auf den kalten Badezimmerboden, aber ich fühlte die Kälte nicht mehr. Plötzlich hatte nichts mehr Bedeutung. Ich schloss die Augen und begann zu fliegen. Ich sah meine Mutter, meinen Vater, meine deutschen Freunde, Tammy, Sam, Orlando... und ich sah Mick. Ich fühlte mich nur noch wohl. Ich dachte mir... „Wenn sich das sterben so anfühlt, dann hab ich mich richtig entschieden“... Weit entfernt glaubte ich Orlandos Stimme zu hören, aber das zählte nicht mehr! Nichts zählte mehr! ...

Authors Note:

Und noch einmal das ganze aus Orlandos Perspektive. Das war jetzt aber das letzte mal, versprochen!

Kapitel 9

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Ich glaube ich hatte mich wirklich in Nicki verliebt. Sie war so süß. Am Flughafen empfang sie mich, als wenn wir uns Jahre nicht gesehen hätten. Sie fiel mir um den Hals und warf mich fast um. Aber ich war genau so glücklich, wieder bei ihr zu sein. Immerhin war Lea nun auch glücklich, also durfte ich es doch auch sein! Aber trotzdem konnte ich es einfach nicht lassen, Lea jeden Abend anzurufen. Wenn ich einen schweren Tag hinter mir hatte, dann half es mir, ihre Stimme zu hören. Nicki wusste das, aber sie war nicht böse deswegen. Das faszinierte mich auch so an ihr. Sie machte es mir nicht einmal zum Vorwurf, dass ich mich so viel um Lea kümmerte. Irgendwie war sie eine ganz besondere Person, und ich wollte, dass sie das auch merkte! Wir kannten uns zwar erst seit ein paar Monaten, aber ich wusste, dass wenn ich Lea nicht kriegen konnte, dann war Nicki die Frau meines Lebens. Ich buchte eine Reise, für uns zwei, nach Paris. Paris, die Stadt der Liebe. Dort wollte ich sie fragen, ob sie meine Frau werden wollte. Aber meine Pläne wurden einen Abend vor unserer Abreise durchkreuzt. Es war bestimmt schon Mitternacht, als mein Handy klingelte. Es war Sam. Ich war ziemlich sauer, weil sie mich um diese Zeit noch aus dem Bett holte, aber es hörte sich wichtig an. Nicki schlief schon tief und fest neben mir.

„Hi Orlando! Ich bin´s, Sam. Tut mir leid, dass ich dich jetzt aus dem Bett hole.“

„Mhh...“ brummelte ich. „Was gibt’s denn, das du mir jetzt unbedingt erzählen musst?“

„Es geht um Lea!“ oh nein! Nicht schon wieder Lea! Warum musste es immer um Lea gehen, wenn Sam mich anrief? Und das grade in dieser Nacht? Aber ich hatte ein schlechtes Gefühl. Es musste irgendwas schlimmes sein, sonst hätte Sam mich bestimmt nicht angerufen.

„Ich..., Ich... weiß nicht.... wie.....“

„SAM! Was ist los? Erzähl schon!“ sagte ich, mittlerweile ein wenig genervt.

„Mick hatte heute Nachmittag einen Autounfall. Er ist.... tot!“ ich fiel erst mal in den erstbesten Sessel, der hinter mir stand. Ich wusste nicht was ich jetzt denken sollte, ich wusste nicht was ich sagen sollte, vor allem aber wusste ich nicht, was ich tun sollte. Im ersten Moment war ich nicht dazu fähig irgendwas zu denken. Nicht wegen Mick, den kannte ich ja kaum, aber ich machte mir Sorgen um Lea. Sie war so sensibel. Sie würde sicherlich große Probleme haben, dass einfach so wegzustecken.

„Sam? Was ist mit Lea? Geht’s ihr einigermaßen gut?“

„Sie schläft, oder zumindest versucht sie es. Es war grade ein Arzt hier und hat ihr Beruhigungsmittel gegeben. Aber irgendwie ist sie komisch! Ich glaube, sie will das alles noch nicht so richtig wahr haben. Orlando! Sie hat nicht einmal geweint! Ich weiß nicht, aber das kann nicht gut sein! Das einzige woran sie denkt, ist was sie noch alles erledigen muss. Morgen will sie in seine Wohnung fahren und zu seiner Mutter. Das kann doch nicht richtig sein!“ Sam machte mir Angst. Am liebsten hätte ich meine Sachen genommen und wär auf dem schnellsten Wege nach Canterbury geflogen, aber ich musste nun entscheiden, was wichtiger wäre. Nicki, oder Lea? Es war eine schwere Entscheidung, aber ich entschied mich, schweren Herzens, für Nicki!

„Orlando, du bist doch der einzige hier, auf den sie ein bisschen hören würde! Du musst mit ihr sprechen! Sie macht sich kaputt! Ich weiß nicht, was ich tun soll! Sie tut mir so leid!“ es tat mir so unglaublich weh, was Sam mir da sagte. Ich wollte Lea helfen, aber ich konnte Nicki nicht wieder vor den Kopf stoßen! Nicht jetzt, wo alles so schön geplant war. ... Heute glaube ich, dass das damals wirklich ziemlich selbstsüchtig von mir war, aber damals hielt ich das für die Richtige Entscheidung, auch wenn mir jetzt schon klar war, dass ich die Zeit in Paris sicherlich nicht genießen konnte.

„Sam, hör zu! .... Was soll ich.... sagen? Ich.... kann ... nicht... kommen! Ich hab eine Reise nach Paris gebucht, für Nicki und mich. Sam ich will ihr einen Heiratsantrag machen! Das kann ich nicht einfach so verschieben!“ ich glaube, Sam war sehr verärgert über meine Reaktion.

„WAS? Sag mal, wie blöd bist du eigentlich? Ich versteh dich nicht! Du magst Lea doch! Und ich glaub, dass nicht zu knapp. Aber diese komische Nicki ist dir trotzdem wichtiger? Ich dachte, dass du irgendwann mal wieder auf den richtigen Weg kommst, aber das scheint mir wohl doch nicht so! Dann mach doch was du willst! Wenn dir Lea so wenig bedeutet! .... Dann war es wohl richtig von ihr, dir nie zu sagen, dass sie dich liebt...... oh..!!!“ schrie sie mich an, dann knallte sie den Hörer auf. Lea hatte ihr erzählt, dass sie mich liebt? Mich durchfuhr ein wohliges Kribbeln, als ich darüber nachdachte, dass Lea mich scheinbar wirklich liebte. „Wenn Sam das schon sagte, dann wird wohl wirklich was dran sein“ dachte ich mir. Ich war so hin- und hergerissen. Hätte ich mich doch nie auf die Sache mit Nicki eingelassen, dann wäre jetzt nicht alles so kompliziert. Es war nicht wahr, dass mir Lea so wenig bedeutete, sie bedeutete mir immer noch mehr, als Sam je glauben würde. Ich hatte das Verhältnis mit Nicki angefangen um Lea zu vergessen, aber irgendwie schien so langsam alles aus dem Ruder zu laufen. War es wirklich die richtige Entscheidung Nicki zu heiraten?

Ich steckt wirklich tief in der Zwickmühle! Aber irgendwas musste ich tun, sonst hätte dieses Gefühlschaos wohl nie aufgehört. Ich versuchte diese Frage, ob das mit der Hochzeit richtig oder falsch war aus meinem Kopf zu kriegen. Natürlich war es richtig, wenn nicht, dann war ich wohl wirklich das Letzte, aber das war ich nicht, oder?

Also machten Nicki und ich uns am nächsten Tag auf nach Paris. Meine Gedanken allerdings waren nur bei Lea. Bei jedem Gedanken an sie, schien es mir, als wenn mir jemand ein Messer ins Herz bohrte. Bei jedem Gedanken tiefer...

Ich erzählte Nicki, was passiert war und sie sagte sofort, dass ich nach Canterbury fliegen sollte. Aber ich überzeugte sie davon, dass ich das nicht wollte. Aber ich wollte es! Gott weiß, wie sehr ich das wollte! Aber ich konnte es nicht.

Es vergingen 6 Tage in Paris. Es schien mir eher wie 6 Monate. Ich hatte nicht einmal etwas von Lea, oder wenigstens von Sam gehört. Immer wieder dachte ich darüber nach, was ich hier in Paris eigentlich machte. Ich gehörte nicht hierher! Um ehrlich zu sein, wusste ich auch, dass ich nicht zu Nicki gehörte. Dennoch hatte ich für den Abend geplant mit Nicki einen Spaziergang durch Paris zu machen. Ich hatte ein Boot, für eine romantische Fahrt auf der Seine. Ich hatte dort alles mit Rosen dekorieren lassen. Ich wollte, dass Nicki diesen Abend nie vergisst. Aber ich war nicht mehr ich selbst. Ich schlich nur noch durch die Gegend und konnte mich auf nichts mehr konzentrieren. Meine Gedanken kreisten nur um Lea und wie es ihr wohl ging. Ich lag grad in meinem Bett als Nicki zu mir kam und mir einen Umschlag gab.

„Orlando, das ist für dich und Bitte! Nehme es an!“ ohne etwas zu sagen, öffnete ich den Umschlag. Darin war ein Flugticket nach London, für diesen Abend!

„Nicki? Was soll das? Warum machst du das? Ich dachte wir wollten hier eine schöne Zeit verbringen?“

„Das ist schon in Ordnung! Ich merk doch, wie schlecht es dir geht. Du musst zu Lea, dass verstehe ich. Das alles hier macht dich doch absolut verrückt! Wir hätte niemals herfahren dürfen. Aber mach dir keine Sorgen, ich hab ein Flugticket für Übermorgen. Ich mach mir noch einen schönen Tag hier, und dann komm ich nach!“ ich konnte nichts mehr sagen. Ich war so überwältigt, dass ich sie nur noch in den Arm nahm und küsste. Ich wusste, dass es gemein von mir war, sie sah traurig aus, als ich meine Sachen packte, aber ich hatte keine Augen mehr dafür. Ich wollte nur noch zu Lea. Hatte ich überhaupt schon begriffen, was für ein Glück ich mit ihr hatte? Wenn nicht, dann hatte ich es jetzt!

Ich schmiss meine Sachen zusammen und Nicki brachte mich zum Flughafen. Als ich im Flieger saß, wurde ich immer nervöser. Hoffentlich ging es Lea gut.

Als ich in London ankam, wartete Sam schon auf mich. Ich dachte, sie würde mich erst mal nach Hause bringen, aber wir fuhren direkt zum „Dark River“. Lea hatte dort an diesem Abend einen Auftritt. Als wir reinkamen, war Lea noch nicht da, also setzte ich mich an die Bar und wartete. Als die Tür aufging und sie reinkam, erschreckte ich mich. Sie war blass und sah unglücklich aus. Ich weiß nicht, warum ich dieses Gefühl nicht loswurde, aber als ich sie sah, verspürte ich wieder dieses Bedürfnis, sie in den Arm zu nehmen und zu küssen. Ich glaub, auf irgendeine verrückte Art und Weise liebte ich sie noch immer, und ich konnte nichts dagegen tun. Es war, als wenn sie einfach zu mir gehören würde. Als wenn es so etwas wie Vorbestimmung geben würde, als wenn sie das war, was mir zum absoluten Glück fehlte. Aber das war etwas, worüber ich nicht nachdenken sollte! Vor allem nicht in diesem Moment! Also ging ich zu ihr, fragte sie, wie es ihr ging und wollte sie in den Arm nehmen, aber sie wies mich ab. Sie wollte nicht, dass ich ihr zu nahe kam. Ich weiß nicht, warum aber ich hielt es für besser, ihren Wunsch zu respektieren.

Als sie auf der Bühne stand und sang, merkte ich, wie es ihr von Moment zu Moment schlechter zu gehen schien. Als wenn ihr jede Strophe mehr, die Kraft nahm, das alles durchzustehen. Sam hatte Recht! Es war nicht gut, dass sie versucht hat, Micks Tod einfach so hinzunehmen. Jetzt sah es so aus, als wenn sie kurz von dem totalen Zusammenbruch war.

Als ich das sah, lief ich sofort hinter die Bühne. Ich wollte da sein, wenn sie jemanden brauchte. Ich kann nicht sagen, wie ich mich in diesem Moment fühlte. Lea stand dort auf der Bühne und schien so hilflos zu sein, aber ich war es auch. Ich war genau so hilflos. Ich konnte es nicht ertragen sie so zu sehen! Es tat schrecklich weh.

Als ich da so stand und nachdachte, rannte sie an mir vorbei, aber ich reagierte nicht schnell genug. Schon hatte sie die Ausgangstür hinter sich zugeschlagen. Ich lief ihr noch hinterher, aber sie war zu schnell. Ich bekam richtig Angst! Ich wusste nicht was ich machen sollte. Ich rief Sam und die Band zusammen. Sie hatten schon mitbekommen, was passiert war.

„Scheiße! Was machen wir jetzt? Mensch Leute! Ich mach mir echt Sorgen! Ich glaub sie war ziemlich fertig. Ich hab Angst, dass sie irgendwelchen Mist macht!“ rief ich ängstlich.

„Am Besten ist, wir trennen uns und suchen sie!“ sagte Sam.

„Tim, Brian und Chris suchen im Park. Ich weiß, dass sie da öfter ist, wenn sie Probleme hat! Orlando und ich, wir gehen zu ihr nach Hause, falls sie da auftauchen sollte. Aber Leute! Seid vorsichtig! Ich wisst nicht, was sie sich so denkt! Oder was sie vorhat!“ jetzt war ich wirklich froh, dass ich Sam hatte, die auch in dieser Situation noch die Nerven behielt.

Als Sam und ich an ihrer Wohnung ankamen, stand die Tür offen. Also musste sie zu Hause sein. Ich lief ins Wohnzimmer, aber da war sie nicht. Aber als ich in die Küche kam, sah ich Blut. Überall Blut! Ich wollte Sam rufen, aber die schrie aus dem Badezimmer.

„Orlando! Komm schnell her! Schnell!“

Lea lag auf dem Fußboden. Ich vergaß alles um mich herum! Warum meine Lea? Warum musste sie das alles durchmachen? Um sie herum war auch alles voller Blut. Woher kam das ganze Blut? Aber ich fand es schnell heraus. Sie musste sich irgendwo eingeschnitten haben. Ich nahm ihre Hand und sah, dass Glasscherben in der Handfläche steckten. Irgendwie hatte sie sich die Pulsadern angeritzt Ich weiß nicht, ob absichtlich, oder nicht, aber das war in diesem Moment auch egal.

„Sam! Sieh zu, dass du einen Krankenwagen rufst!“ aber das hatte Sam schon längst getan. Ich glaub es vergingen nur 10 Minuten, bis er kam, aber es kam mir vor wie Stunden. Ich saß dort auf dem Badezimmerboden mit Lea in meinem Arm und wollte schreien! Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Immer wieder streichelte ich ihr Gesicht. Immer wieder rief ich ihren Namen. Immer wieder küsste ich sie auf die Stirn und sagte ihr, dass alles wieder gut werden würde. Ich war so froh, als endlich ein Arzt da war. Aber ich zitterte am ganzen Körper. Ich wollte mit ins Krankenhaus fahren, aber die Ärzte wollten mich nicht mitfahren lassen.

„Wir gehen erst mal nach Hause, Orlando! Dann wäschst du dich, ziehst dich um und dann fahren wir sofort zu Lea ins Krankenhaus.“ da ich nicht mehr in der Lage war, selbstständig zu denken, hörte ich auf meine Schwester.

Als wir im Krankenhaus ankamen, wurde Lea operiert, aber man versicherte uns, dass es ihr einigermaßen gut ging, allerdings hatte sie sich mit den Glasscherben ein paar Sehnen in der Hand angeschnitten. Stunden verbrachten wir auf dem Krankenhausflur und tranken einen Kaffee nach dem anderen. Bis endlich eine Schwester kam und sagte, dass wir jetzt zu ihr gehen konnten. Sam wollte erst mal nicht mit ins Zimmer. Also ging ich alleine.

So hilflos lag sie da in ihrem Bett. Sie schlief noch. Ihre Hand war eingegipst und sie hatten ihr den Magen ausgepumt. Aber die Tabletten waren wohl nicht so stark, dass sie hätte daran sterben können. Ich nahm mir einen Stuhl und setzte mich neben ihr Bett. Als ich sie dort liegen sah, bekam ich wieder dieses Kribbeln im Bauch und ich fing an mich zu fragen, warum ich mir nicht eingestehen wollte, dass sie die Frau meines Lebens war. Ja, da war noch Nicki, aber mit ihr war das etwas anderes. Ich liebte Nicki nicht auf die Art, wie ich Lea liebte. Lea war einfach alles für mich. Ich wollte sie beschützen, für sie da sein, ihr helfen, mit ihr lachen, mit ihr weinen. Ich wollte einfach mit ihr zusammen sein. Warum tat ich mir das alles an? Endlich wurde mir klar, dass es nichts brachte mich davor zu verstecken. Auch wenn ich nicht wusste, ob Lea mein Leben mögen würde, so konnte das nicht weitergehen. OK, sie war meine Freundin, aber das reichte mir nicht! Musste wirklich erst so etwas schlimmes passieren, dass mir das endlich bewusst wurde? Und wie sollte ich Nicki das alles erklären?

Während ich nachdachte schlug Lea die Augen auf.

„Or... Or... Orlan.... Orlando?… Was?…. Warum?”

„ssschtt, Kleines! Es ist alles in Ordnung! Du bist hier im Krankenhaus! Warum hast du das nur gemacht? Warum wolltest du mir das antun?“ aber sie schloss die Augen wieder und schlief ein.

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Als ich die Augen wieder öffnete, wünschte ich mir nichts mehr, als tot zu sein, aber ich war es nicht! Jedenfalls konnte es nicht sein, denn an meinem Bett saß Orlando und hielt meine Hand. Aber ich wollte nicht mit ihm reden. Ich wollte mit niemandem reden! Warum war ich überhaupt noch hier? Was hatte ich denn falsch gemacht? Aber Orlando bemerkte, dass ich wach war.

„Hey Kleine! Schön, dass du wieder da bist. Was machst du denn? Tu so was nie wieder! Hörst du? Du hast uns allen einen ganz schönen Schrecken eingejagt!“

„Was wisst ihr denn schon?“ fuhr ich ihn an „Ihr habt doch keine Ahnung wie es mir geht! Aber ich habe euch einen Schrecken eingejagt? Ich ertrag das nicht mehr Orlando! Es tut so weh! Ich weiß nicht mehr, wie ich damit fertig werden soll!“ ich weinte wieder, aber er legte seinen Arm um mich und versuchte mich zu trösten.

„Keiner verlangt von dir, damit alleine fertig zu werden! Wir sind alle für dich da! Lea, ich bin für dich da! Jederzeit! Wenn du reden willst, dann bin ich da!“ aber ich wollte nicht reden. Ich wollte alleine sein!

„Lässt du mich bitte alleine? Bitte?“ er war ziemlich überrascht. Er küsste mich auf die Stirn und verließ ohne weiter nachzufragen das Zimmer. Es ging mir wirklich schlecht. Ich wusste nicht, wie ich weiterleben sollte. Ich wollte niemanden sehen. Ich wollte nichts essen, aber vor allen Dingen, wollte ich niemandem irgendwelche komischen Fragen beantworten. Ich wollte nur alleine sein.

Ich glaube es vergingen 5 Tage. Dann sagte mir der Arzt morgens, dass ich an diesem Tag entlassen werden sollte. Aber wo sollte ich denn hin? Ich wollt nicht zurück in meine Wohnung. Da würde mich alles an Mick erinnern. Wo sollte ich denn hin? Da klopfte es an der Tür und Orlando kam rein.

„Na Kleine, bist du fertig?“ was wollte er denn jetzt?

„Du kommst jetzt erst mal mit zu uns nach Hause. Ich will nicht, dass du alleine in deiner Wohnung bleibst. OK?“ da fragte er noch? Natürlich war das in Ordnung! Insgeheim hatte ich es mir gewünscht, aber ich hätte mich nie getraut zu fragen. Ich war so froh, dass ich erst mal nicht alleine in meine Wohnung musste.

Als wir bei Orlando ankamen, saßen Sam, Orlandos Mutter und Nicki am Küchentisch und guckten mich mitleidig an. Völlig überraschend kam Nicki auf mich zu und umarmte mich.

„Geht’s dir wieder ein bisschen besser? Es tut mir wirklich leid, was passiert ist. Wenn du reden willst, dann bin ich für dich da, wir kennen uns zwar nicht so gut, aber Orlando mag dich so sehr und hat mir schon so viel von dir erzählt, dass ich dich eigentlich doch schon ziemlich gut kenne.“ sie lächelte mich an. Ich war wirklich total überrumpelt. Damit hätte ich ja von jedem gerechnet, aber von Nicki? Trotzdem freute ich mich drüber.

„Na ja, es geht schon. Irgendwie muss es ja weitergehen...“ sagte ich kurz. Ich merkte, wie meine Beine plötzlich weich wurden. Ich musste mich erst mal setzen.

„Lea? Geht’s dir nicht gut? Willst du was trinken? Oder vielleicht was essen?“ fragte Orlandos Mutter besorgt.

„Nein Danke, aber vielleicht könnte ich mich ja irgendwo hinlegen? Mir geht’s im Moment wirklich nicht so gut.“

„Sicher kannst du das!“ sie drehte sich zu Orlando, der grad mit einem Glas Wasser in der Hand in der Tür stand und mich ansah. „Orlando, zeig ihr mal ihr Zimmer und bring ihre Sachen hoch.“

Er nahm meinen Koffer, in dem eigentlich nicht viel drin war und brachte mich ins Gästezimmer. Mir war mittlerweile so schwindelig, dass ich nur noch auf das Bett fiel und die Augen schloss. Ich merkte wie Orlando sich neben mich auf das Bett setzte.

„Geht’s dir wirklich ein bisschen besser? Du siehst ziemlich schlecht aus und der Arzt hat gesagt, dass du seit dem du da warst fast nicht vernünftiges gegessen hast. Soll ich dir was hochbringen?“ er schien sich wirklich große Sorgen um mich zu machen.

„Bitte nicht! Ich hab keinen Hunger. Ich möchte nur ein bisschen alleine sein.“ ich spürte wieder diesen Kloß in meinem Hals. Orlando fragte nicht weiter nach. Er streichelte mir noch einmal über die Wange und ging zu Tür. In der Tür drehte er sich noch mal um und sagte:

„Mach so was nicht noch mal Kleine! Du hast uns allen einen Riesen Schrecken eingejagt. Vor allem mir!“ dann schloss er die Tür hinter sich. Ich dachte noch ein bisschen nach und schlief irgendwann ziemlich fest ein.

Irgendwann so 2 Stunden später klopfte es an der Tür. Es war Nicki.

„Darf ich reinkommen?“ fragte sie schüchtern.

„Natürlich!“ ich war ganz froh über ein bisschen Gesellschaft. Sie setzte sich neben mich und begann zu erzählen.

„Weißt du, es ist zwar schon eine Weile her, aber mir ist mal genau das gleiche passiert. Ich war damals 17 und hatte mich mit meinem damaligen Freund aus irgend einem banale Grund gestritten. Irgendwann ist er dann wütend in sein Auto gesprungen und losgefahren. Ich hab ihn nie wieder gesehen. Er ist nur ein paar hundert Meter weiter mit vollem Tempo gegen einen Baum gerast. Bis heute weiß keiner warum. Aber vielleicht verstehst du jetzt, dass ich so mit dir mitfühle. Ich weiß genau, was du grad durchmachst.“

Ich war so überrascht von ihrer Geschichte, dass ich erst mal gar nicht antworten konnte. Ich merkte, dass ihr Tränen über die Wangen liefen. Auch wenn dass ganze schon ein paar Jahre her war, so schien es sie doch noch sehr zu beschäftigen. Ich griff ihre Hand und hielt sie fest. Ich war glücklich, endlich jemanden gefunden zu haben, mit dem ich darüber reden konnte.

„Aber wie ... wie bist du damals damit fertig geworden? Ich mein, irgendwie hab ich im Moment überhaupt keine Perspektive mehr. Ich weiß absolut nicht, wie das alles weitergehen soll.“ fragte ich sie und die Tränen liefen.

„Ach weißt du, irgendwann kam bei mir der Punkt, an dem ich mir gesagt hab, dass ich nichts mehr daran ändern kann. Das Leben geht einfach so weiter, ob ich das will, oder nicht. Es ist schlimm, wenn einem so was passiert, aber das ist einfach der Lauf der Welt.“ irgendwie hatte sie recht, vielleicht würde es noch eine Weile dauern, bis ich das genau so sehen konnte, aber irgendwann würde dieser Punkt vielleicht auch bei mir kommen. Sie saß bestimmt noch eine Stunde bei mir.

„Lea? Ich weiß nicht, aber ich glaube......“

„Ja? was denn? Was glaubst du?“ jetzt machte sie mich neugierig, was wollte sie mir denn sagen?

„Ich glaube.... Orlando liebt dich!“ Oh nein! Was sollte das denn?

„Hör auf Nicki! Er liebt dich!“ aber sie hörte mir nicht zu, sondern ging wieder runter zu den anderen.

Ich verstand nicht, warum sie das sagte. Warum sagte sie mir das? Sie war doch mit ihm zusammen, wie konnte sie mir da sagen, dass er mich liebte? Obwohl da vielleicht ein Stückchen in mir war, was sich ehrlich darüber freute. Aber ich war nicht eine von den Frauen, die anderen die Männer wegnahmen. So etwas fand ich immer schon mehr als gemein. Außerdem war Mick grade erst gestorben, da wollte ich mir keine Gedanken über Orlando machen! Ich wollte es nicht, aber ich tat es und irgendwie half es mir dabei, wieder zu mir selbst zu finden. Plötzlich hatte ich wieder das Gefühl nicht ganz allein zu sein. Auch wenn ich nicht wusste, ob es wirklich so war, oder nicht...

...6 Wochen später...

... Die Zeit verging. Orlando war schon wieder seit ein paar Wochen mit Nicki in LA. Auch wenn es ihm unglaublich schwer fiel mich alleine zu lassen, aber ich versprach ihm, dass ich das schon packen würde. Jeden Abend rief er mich an und wollte wissen, wie es mir ging und jedes mal, kurz bevor er auflegte, sagte er mir neuerdings

„...Hab dich lieb, meine Kleine!“ das brachte mir endlich wieder die Schmetterlinge zurück, die ich so lange nicht mehr gespürt hatte.

Am nächsten Tag hatte ich Geburtstag, ich hab nicht erwartet, dass irgendwer eine Party für mich schmeißt, aber ich hatte mich getäuscht. Sam hatte wirklich jeden eingeladen, den ich kannte. Mir kamen fast die Tränen, als die Tür aufging und plötzlich Tammy vor mir stand. Wir lagen uns bestimmt 10 Minuten in den Armen. Ich hatte sie so vermisst. Den ganzen Abend redete ich mit ihr. Irgendwie war sie nicht besonders glücklich in China. Sie hatte dort keine Freunde gefunden, es gefiel ihr einfach überhaupt nicht und sie wusste nicht, was sie machen sollte. Aber am größten war die Überraschung, als gegen 23 Uhr jemand von hinten die Hände um mich schlang und mir unglaublich zärtliches „Überraschung“ ins Ohr flüsterte. Das fühlte sich so gut an. Ein Schauder lief mir über den Rücken. Ich brauchte mich nicht umdrehen um zu wissen wer es war.

Er zog mich an sich, nahm mich in den Arm und küsste mich auf die Wange...

„Ich hab noch eine Überraschung für dich! Sozusagen dein Geschenk. Komm mit!“ ich folgte ihm und wunderte mich, als wir in sein Auto stiegen. Er wollte mir nicht sagen wohin es ging, aber es war mir auch egal, Hauptsache er war da. Wir fuhren eine ganze Weile. Es war schon nach Mitternacht, als wir anhielten. Zuerst stieg er aus dem Auto und öffnete mir die Tür. Dann hielt er mir die Augen zu und führte mich. Als wir anhielten und er seine Hand von meinen Augen nahm, konnte ich es nicht glauben. Es war so wunderschön. Wir standen auf einer Klippe am Meer. Der Blick war atemberaubend. Die Wellen rauschten und wir waren ganz allein.

„Ich weiß, wie gerne du dir die Sterne ansiehst, deswegen bin ich mit dir hierher gefahren. Sieh mal!“ Ich schaute nach oben und er hatte Recht! Noch nie hatte die Sterne so schön gesehen! Es war perfekt. Wir setzen uns ins Gras und schauten in den Himmel. Ich zeigte ihm die Sterne und er hörte mir begeistert zu. Aber irgendwas hatte er auf dem Herzen, ich wusste nicht was es war, aber irgendwann würde er es mir schon sagen. Eine ganze Weile saßen wir da. Irgendwann legte er seinen Arm um mich und ich lehnte mich an seine Schulter. Ein wunderbares Gefühl stieg in mir auf, ich fühlte mich so geborgen und wohl. Es war eine wunderbar laue Nacht. Ich drehte mich zu ihm und wollte mich bedanken, für dieses schönste Geschenk von allen. Als ich meinen Mund öffnete, legte er mir den Finger auf die Lippen. Mein Herz klopfte so laut, dass ich mich fragte, ob er es nicht hörte. Ein Kribbeln stieg mir von den Füßen bis in den Kopf. Mir wurde warm. Er kam näher an mich heran. Wieder einmal konnte ich dieses Parfum riechen. Er strich mir übers Gesicht und sah mir in die Augen. Dann küsste er mich. Es fühlte sich so wunderbar an. Ich legte meine Hände um seinen Hals. Ich wollte mehr! Er hörte auf mich zu Küssen und hob mein Gesicht an, so dass ich ihm auch in die Augen sah.

„Lea! Ich liebe dich! Ich liebe dich, mehr als alles andere auf der Welt!“

Kapitel 10.

Ich schreckte zurück und wäre am liebsten aufgestanden, aber er hielt meinen Arm fest.

„Was ist denn los? Warum willst du weglaufen? Hab ich was falsches gesagt? Wenn ja, dann tut mir das leid. Ich wollte dir nicht wehtun!“ es schien ihm wirklich leid zu tun.

„Du hast nichts falsches gesagt, aber irgendwie hab ich das doch schon mal von dir gehört, und am nächsten Morgen war alles plötzlich nicht mehr wahr! Wie willst du mir versprechen, dass es diesmal nicht wieder genauso ist?“ Ja, ich hatte mir lange gewünscht, dass er mich wirklich liebt, aber ich hatte Angst. Beim letzten Mal hatte er mir sehr weh getan und das wollte ich einfach nicht noch ein zweites mal erleben. Ich riss meinen Arm weg und ging ein Stück auf die Klippen zu. Von dort aus konnte man wunderbar auf das Meer sehen, wie im Mondschein die Wellen seicht auf den Strand spülten. Ich atmete tief die klare und frische Luft ein. Der Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hatte, nachdem er mir gesagt hatte, dass er mich liebt, verschwand nun langsam wieder.

Wie gerne hätte ich ihm geglaubt, aber sollte ich mich wirklich wieder Hals über Kopf in so ein Abenteuer stürzen? Grade jetzt, wo Mick erst seit 7 Wochen tot war? Ich hörte Schritte hinter mir, aber ich drehte mich nicht um. Er sollte nicht sehen, dass ich wieder Tränen in den Augen hatte. Ich fühlte mich wieder so allein. Er stand nun direkt hinter mir. Ich konnte seinen Atem in meinem Nacken spüren und merkte, wie sich meine Nackenhaare einzeln aufstellten. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich mich nicht auf ihn einlassen wollte! Ich wollte es! Wenn er in meiner Nähe war, fühlte ich mich so wohl. So gerne würde ich ihn immer um mich haben. Aber ich steckte in einem großen Konflikt, ich wusste nicht, wie ich mich entscheiden sollte. Sollte ich ihm sagen, dass ich ihn nicht liebte und damit vor meinen Gefühlen weglaufen? Oder sollte ich dieses Risiko eingehen? Egal jetzt! Ich wollte es einfach eingehen.

„Sag mir was ich tun soll, dass du mir glaubst!“ sanft strich er mir durchs Haar. Das fühlte sich so gut an.

„Soll ich hier von dieser Klippe springen? Soll ich vor dir auf die Knie fallen? Sag´s mir und ich tue es!“

„Für´s erste würde es reichen, wenn du mir versprichst, dass du es wirklich ernst meinst, und wenn du dir es dann doch noch mal anders überlegen solltest, dann kannst du ja immer noch springen... oder nein! Besser noch! Dann werde ich dich hier eigenhändig runterschubsen!“ ich lächelte. Er legte seine Arme um mich und ich drehte mich zu ihm.

„Ich liebe dich doch auch, Orlando! Hast du das nie bemerkt? Seid ihr Männer wirklich so schwer von Begriff?“ Er zog mich an sich und küsste mich so zärtlich, wie er es vorher noch nie getan hatte. Irgendwas an diesem Kuss war anders. Kann es sein, dass er wirklich aus tiefstem Herzen kam? Zumindest hoffte ich es.

Nachdem wir eine Weile so an der Klippe standen, fiel mir auf, dass es schon ziemlich spät, oder sollte ich lieber sagen, ziemlich früh gewesen sein musste.

„Sag mal, Orlando. Wollen wir nicht langsam zurück? So langsam, aber sicher werde ich ein bisschen müde“ aber er lächelte nur, ließ mich los und ging zu meinem Auto. Schwer bepackt kam er zurück. Er ließ erst mal alles fallen und breitete vor meinen Füssen eine Decke aus. Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen. Was hatte er denn jetzt vor? Er nahm ein paar Windlichter aus einem Korb, zündete diese an und stellte sie auf einen Stein, der neben der Decke lag. Dann packte er eine Flasche Wein und zwei Gläser aus. Letztendlich warf er zwei Schlafsäcke neben die Decke.

„My Lady, ich hoffe es ist genehm so?“

„Du spinnst! So langsam glaub ich wirklich, du bist verrückt!“ er packte mich am Arm und zog mich zu sich auf die Decke.

„Vielleicht bin ich ja verrückt! Verrückt nach dir!“ er versuchte mich auf den Boden zu drücken. Ich war vielleicht klein und schwächer als er, aber dafür war ich auch wendiger. Schnell hatte ich den Spieß umgedreht, saß auf ihm und drückte seine Arme auf den Boden.

„Tja, mein Lieber. Da hast du dich wohl verplant, was? So einfach mach ich dir das bestimmt nicht! Aber ich muss schon sagen. Soviel Sinn für Romantik hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut. Mr. Bloom, Sie haben mich wirklich überrascht!“ ich küsste ihn flüchtig auf den Mund.

„Aber sag mal, was hättest du denn mit dem ganzen Kram hier gemacht, wenn ich dir keine Chance gegeben hätte mir das zu sagen?“

„Tja... Madam, ich glaube, dann hätte ich das alles trotzdem gebraucht, weil Sam mich dann nicht mehr ins Haus gelassen hätte. Aber dann hätte ich mir ja wenigstens ne schöne Nacht im Garten machen können, oder? Man sollte halt auf alles vorbereitet sein.“

„Sam? Was hat denn Sam damit zu tun?“ er schaute mich an wie ein reumütiger Dackel. Verdammt, er sah einfach unwiderstehlich aus, wenn er diesen Schlafzimmerblick aufsetzte.

„Na ja, eigentlich hatte ich Angst dir zu sagen, dass ich dich liebe, weil ich nicht wusste, was du sagen würdest. Aber Sam hat gesagt, dass sie mich rausschmeißt, wenn ich nicht endlich mit dir rede.“ ich ließ ihn los. Warum hatte er Angst mit mir zu reden? War ich denn wirklich so schlimm? Er schaffte es sich aufzusetzen, so dass ich nun auf seinen Knien saß. Er legte seine Arme um mich.

„Möchtest du was trinken?“ sicher wollte ich das, da hätte er nicht fragen brauchen. Ich rutschte neben ihn und er gab mir ein Glas Wein. In diesem Moment war ich der glücklichste Mensch auf Erden. Ich hatte alles, was ich wollte. Ich schwebte wie auf einer Wolke.

„Hey, du bist aber ganz schön schnell mit dem Trinken, was?“ Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich mein Glas Wein in einem Zug ausgetrunken hatte, aber das brauchte ich in diesem Moment auch.

„Möchtest du noch was?“

„Wein? Ich möchte viel lieber was ganz anderes“ lachte ich.

„Oh, du gehst aber ganz schön ran, so kenn ich dich ja gar nicht. Komm her und küss mich und wir machen es gleich hier und jetzt!“

„Bloom du kleiner Lustmolch! Meinst du das ist so einfach mich rumzukriegen?“ Ich stand auf und wollte weglaufen, aber ich war einfach zu langsam. Er schnappte mich und trug mich zurück auf die Decke.

„So einfach ist das nicht, da hast du recht. Aber immer noch einfach genug!“

„Orlando, es ist doch viel zu kalt hier!“

„Ach, wenn der Lady zu kalt ist... da kann ich doch helfen!“ er sprang auf, schnappte einen Schlafsack, packte den aus und warf ihn über mich.

„Besser so?“ er kroch zu mir unter den Schlafsack, und rutschte ganz nah an mich. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich. Erst ganz zärtlich, dann aber immer leidenschaftlicher. Seine Küsse machten mich fast besinnungslos, sodass ich anfing meine Hände unter sein Shirt wandern zu lassen. Ich merkte, wie er eine Gänsehaut bekam. Auch seine Hände wanderten immer tiefer. Unsere Küsse wurde immer leidenschaftlicher. Plötzlich stoppte er.

„Lea, ich liebe dich wirklich! Ich hab so viel dummes Zeug gemacht. Gib mir eine Chance, das alles wieder gut zu machen.“ flüsterte er.

„Die Chance gebe ich dir, aber nutze sie gut!... Orlando? Ich liebe dich doch auch! Um ehrlich zu sein hab ich mich schon in dich verliebt als ich dich das erste Mal gesehen hab. Warum sonst, glaubst du, konnte ich mich einfach nicht komplett von dir trennen? Ich wollte dich einfach nie ganz verlieren. Lieber war ich nur eine Freundin für dich, als wenn ich ganz ohne dich hätte sein müssen!“ er strich mir durchs Haar und begann wieder mich zu küssen.

Das war die schönste Nacht meines Lebens, aber ich wurde trotzdem die Angst nicht los, dass er sich es noch mal anders überlegen könnte. Als wir aber am nächsten Morgen aufwachten, lag er immer noch neben mir. Er schien mich schon eine Weile beobachtet zu haben. Als ich die Augen aufschlug, küsste er mich. Es war schon 11 Uhr, als wir uns endlich wieder auf den Weg nach Canterbury machten. Ich war allerdings so müde, dass ich die ganze Autofahrt über schlief und erst aufwachte, als Orlando mich wieder sanft küsste.

„Engelchen, wir sind da!“ ich musste mich erst mal sammeln, um zu verstehen was er wollte, aber das ging ziemlich schnell.

Sam schien schon auf uns gewartet zu haben. Sofort als sie uns sah, verließ sie das Haus und kam mit einem fragenden Blick auf uns zu.

„Und? Wie sieht´s aus Brüderlein?“ er grinste mich frech an und sagte: „Wie soll´s schon aussehen? Danke für deine guten Tipps! Jetzt redet sie gar nicht mehr mit mir!“ erschrocken blickte sie ihn an.

„Sag das noch mal! Was hast du denn wieder angestellt? Lea! Wie hat er es denn diesmal wieder verbockt?“ Ich spielte sein Spielchen mit.

„Ach Sam, dein Bruder ist doch nicht ganz sauber! Kommt an mit seinem ach so tollen Auto, entführt mich einfach an die Küste und denkt, nur weil er ne flauschige Decke, ne verkorkste Flasche Wein und n paar billige Teelichter dabei hat, könnte ich ihm nicht mehr wiederstehen!“ Sam kam zu mir und wollte mich trösten.

„Ich sag´s ja, der kriegt doch nie was vernünftiges auf die Reihe. Komm erst mal mit rein. Und du...“ sie warf Orlando einen vernichtenden Blick zu „... du brauchst mir nicht mehr unter die Augen zu kommen!“

„Ach Sam, wenn ich dich nicht hätte!“ er ging auf Sam zu und umarmte sie. „Wie jetzt? Jetzt versteh ich gar nichts mehr!“ sagte sie. Dann schnappte Orlando mich und küsste mich. Diesmal aber wirklich Oscarreif! Das zog mir doch fast die Schuhe aus! Als er mich wieder losließ war mir erst mal richtig schwindelig und ich musste mich an Sam festhalten.

„Ach, ihr zwei seid ja bekloppt!“ und trotzdem umarmte sie uns „Aber ich freu mich für euch! Ihr seid ja lange genug mit geschlossenen Augen aneinander vorbei gelaufen. Das konnte ja schon keiner mehr ertragen!“

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Wir gingen ins Haus. Das Erste, was Lea wollte, war erst mal duschen gehen. Es war komisch für mich, dass sie jetzt nicht mehr hier wohnte. Sie meinte, dass genug Zeit vergangen wäre und sie nun wieder in ihre eigenen vier Wände konnte. Also suchte ich ihr schnell ein Handtuch raus, warf es ihr zu und fragte sie, ob ich nicht mitkommen könnte, aber irgendwie warf sich mir nur das Handtuch zurück an den Kopf und sagte:

„Das hättest du wohl gerne was? Nee, lass mal, alleine geht’s schneller!“ Dann zwinkerte sie mir zu, schnappte sich das Handtuch und verschwand mit einem frechen Lächeln im Bad.

Um mich nicht zu langweilen, setzte ich mich vor den Fernseher. Sam setzte sich neben mich.

„Ich bin echt stolz auf dich! Hat ja auch lange genug gedauert was?“ sie hatte recht. Wie lange hab ich drüber nachgedacht es ihr zu sagen.

„Ja, das hat es, aber ich bin echt froh, dass es raus ist!“ das war ich auch. Endlich konnte ich dieses wunderbare Gefühl genießen. Wenn ich sie küssen wollte, dann konnte ich es, wenn ich sie umarmen wollte, dann konnte ich das und wenn ich bei ihr sein wollte, dann konnte ich auch das, ohne dass mir irgendwelche Leute dumme Fragen stellten. Gut, ich war noch mit Nicki zusammen, aber ich habe, wenn ich Nicki ansah, niemals das gefühlt, was ich fühle, wenn ich Lea sehe. Lea brauchte mich nur anzusehen und ich würde alles für sie tun. Ich war ihr wohl vollkommen hilflos ausgeliefert. ... Nicki! Oh nein! Das stand ja nun auch noch vor mir! Ich musste noch mit Nicki reden. Aber wie?

„Sam? Das gibt’s nur noch ein Problem! Ich muss noch mit Nicki reden!“ sie sah mich erstaunt an.

„Wie? Hast du das noch nicht gemacht? Ich dachte ihr wärt gar nicht mehr zusammen? Warum bist du denn alleine her gekommen?“

„Ich weiß nicht, aber sie wollte nicht mit. Sie hat gesagt, es wäre besser, wenn ich alleine fahren würde.“

„Weiß Lea das denn?“

„Was weiß Lea?“ erschrocken schauten wir uns um. Ich hatte nicht mitbekommen, dass Lea reingekommen war. Nun wurde mir ziemlich heiß. Ich musste ihr das irgendwie erklären. Ich befürchtete, dass sie das falsch verstehen könnte.

„Ähm... Hi Engelchen!... Es ging grad... naja.... Es ging...“ sie setze mich neben mich und legte ihre Hand auf meine Schulter. Sie duftete so gut. Das brachte mich fast um den Verstand.

„Was ist denn? Was weiß ich noch nicht? Warum stotterst du denn so rum?“ sie schaute mich erwartungsvoll an.

„Ähm... ich ... ich ... hab noch nicht mit Nicki geredet!“ endlich war es raus, jetzt war ich nur noch ängstlich gespannt auf ihre Reaktion, aber die fiel anders aus, als ich dachte. Sie küsste mich kurz und sagte: „Das hab ich mir schon gedacht, aber wenn es dir wirklich ernst ist mit mir, dann mache das so schnell wie möglich, ja?“ Ich liebte meine Lea! Ich liebte sie so sehr!

„Ja, mach ich! Versprochen!“ sie nahm mich an der Hand und zog mich mit nach oben.

„Entschuldige uns Sam“ lachte sie.

Wir verbrachten eine wunderbare Woche miteinander. Für den Mittwoch hatte ich eine Überraschung für sie. Ich war in London zu einer Party eingeladen und ich wollte sie mitnehmen. Irgendwann musste ich damit anfangen, sie mitzunehmen. Also am besten auch so schnell wie möglich. Auch wenn ich befürchtete, dass es ihr am Anfang ziemlich schwer fallen würde. Aber diese Party war kein riesengroßer Anlass. Es war der Geburtstag einer Bekannten von der Guildhall. Es waren zwar ein paar wichtige Leute der Londoner Society da, aber keine Fotografen. Also, der richtige Anlass um sie einigen meiner Freunde vorzustellen. Ich hoffte nur, dass sie das auch wollte, aber sie willigte ohne viel nachzudenken ein.

„Hauptsache ich bin bei dir!“ sagte sie. Aber es schien sie doch ein wenig nervös zu machen. Aber mich auch. Ich wusste nicht, wie diese Leute auf sie reagieren würden. Sie war nun mal keine von ihnen. Aber sie gehörte zu mir!

Als wir am Abend auf dieser Party auftauchen, schauten erst mal alle ziemlich erstaunt. Sie versuchte sich die ganze Zeit in meiner Nähe aufzuhalten. So einfach, wie sie tat, schien ihr das alles doch nicht zu fallen. Sie wusste nicht, was sie mit diesen Leuten reden sollte. Also sagte sie lieber gar nichts. Ich merkte schnell, dass sie sich nicht wohl fühlte. Das war es, was ich befürchtete. Was sollte das werden? Sie fühlte sich schon in so einem kleinen Kreis nicht wohl, wie sollte es dann erst werden, wenn sie mit mir auf eine Filmpremiere gehen sollte? Aber es war nicht an der Zeit, darüber nachzudenken. Ich war einfach nur glücklich, dass ich endlich mit ihr zusammen war, alles andere würde sich mit der Zeit ergeben. Das hoffte ich zumindest.

Trotzdem erlöste ich sie ziemlich schnell. Sie stand mit einem Glas Champagner am Fenster und beobachtete das Geschehen. Sie sah wunderschön aus wie sie da stand, und die Leute beobachtete. Ich ging zu ihr rüber und küsste sie. Sie schien sich darüber erschrocken zu haben, aber warum sollte ich das nicht tun? Nur wegen diesen Society-Typen hier?

„Na Engel? Das gefällt dir nicht besonders, was? Wollen wir abhauen?“

„Jaaa! Bitte!“ erleichtern nahm sie meine Hand und zog mich zur Tür. Draußen fiel sie mir um den Hals „Danke! Ich glaub, ich hätte das nicht mehr länger ausgehalten! Sind eure Partys immer so langweilig und so gezwungen?“

„Hmm.... eigentlich nicht, kommt immer auf die Leute an, aber es kann schon mal vorkommen. Bist du dir sicher, dass du das wirklich willst?“ sie stand mir gegenüber und schaute mich plötzlich sehr ernst an.

„Warum denkst du, dass ich das nicht will? Ich will mit dir zusammen sein. Mit allen Hindernissen! Ich werde mich schon dran gewöhnen. Egal wie langweilig! Versprochen!“ dann küsste sie mich. Ich war so froh, dass ich sie hatte. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr.

Wir machten uns noch 2 schöne Tage in London, aber der Tag rückte immer näher, an dem ich wieder nach LA musste. Der Tag an dem ich Nicki die Wahrheit sagen musste. Wir saßen grad am Frühstückstisch, als sie plötzlich fragte: „Orlando, sag mal, wann musst du eigentlich wieder los? Ich mein, ich bin nicht so blöd zu denken, dass du jetzt für immer hier bleiben wirst, also wann?“ ich verschluckte mich fast. Ich wollte nicht darüber reden, weil ich nicht wollte, dass die wunderschöne Zeit zu Ende geht.

„Übermorgen!“ grummelte ich. Sie sah mich teils erstaunt, teils aber auch verständnisvoll an.

„Aber ich will nicht gehen Lea! Du bedeutest mir so viel. Ich will dich nicht wieder alleine lassen!“ sie nahm meine Hand. „Kann ja sein Orlando. Ich will auch nicht, dass du gehst, aber das musst du wohl, oder? Du musst mit Nicki reden! Vielleicht kannst du ja dann bald wieder her kommen. Außerdem ist mein Vertrag an der Schule auch bald ausgelaufen. Vielleicht kann ich dann sogar mit nach LA kommen?!?“ ich erschreckte mich über das, was sie da sagte. Ich wollte nicht, dass sie nach LA kam. Dort war das Leben nicht wie hier. Dort würde man uns nicht einfach so durch den Park gehen lassen. Wenn sie einmal mit mir gesehen wird, dann wird man sie dort nicht mehr in Ruhe lassen! Ich wollte ihr das doch nicht antun! Plötzlich rückten die Ängste die ich so lange schon hatte, wieder in greifbare Nähe. Eigentlich wollte ich sie doch immer davor bewahren. Aber sie war mir so wichtig! Vielleicht könnten wir es ja versuchen. Vielleicht war das alles ja gar nicht so schlimm und sie würde sogar damit umgehen können?!?

Die Zeit verging viel zu schnell. Ehe ich mich versah stand ich schon wieder am Flughafen in LA und hielt Ausschau nach Nicki.

Da war sie auch schon, und winkte mir freudig zu. Sie lief mir entgegen und fiel mir um den Hals. Sie wollte mich küssen, aber ich drehte geschickt mein Gesicht zur Seite. Ich wollte sie nicht küssen! Ich musste so schnell, wie möglich einen Weg finden, mit ihr zu reden.

Sie merkte schnell, dass irgendetwas mit mir los war, aber ich konnte es ihr nicht sagen. Sie war so glücklich, dass ich wieder da war. Sie las mir jeden Wunsch von den Augen ab. Aber ich konnte mich einfach nicht darauf konzentrieren. Ich dachte nur an Lea. Ich vermisste sie so sehr. Manchmal konnte ich mich bei Interviews nicht einmal mehr auf die Fragen konzentrieren. Ich war nur noch abwesend. Täglich telefonierte ich mit Lea. Und täglich vermisste ich sie mehr. Aber irgendwie tat mir Nicki auch Leid.

6 Wochen ging das so und langsam wurde es unerträglich. Nicki konnte machen, was sie wollte, nichts konnte mich von meinen Gedanken an Lea ablenken. In letzter Zeit hatte ich das Gefühl, dass es ihr nicht so richtig gut ging. Aber immer wenn ich sie fragte, was los war, sagte sie „Gar nichts! Orlando! Es geht mir gut!“ aber ich wusste, dass sie log.

Sam erzählte, dass sie komisch geworden wäre. Wenn sie von der Arbeit kam, hatte sie keine Lust mehr irgendetwas zu machen, sondern legte sich immer gleich ins Bett. Sie sagte dann immer, dass es ihr nicht gut ging. Naja.. vielleicht lag es daran, dass sie mich auch vermisste. Letzte Woche war sie wohl in der Schule ein paar Mal fast umgefallen, aber sie war halt unbeirrbar, und ging trotzdem am nächsten Tag wieder los. Ich machte mir langsam wirklich Sorgen!

Endlich sagte mir meine Managerin , dass ich mal 5 Tage frei hätte. Die Chance musste ich nutzen. Ich musste nach Canterbury fliegen, aber das Problem war, dass ich noch nicht mit Nicki geredet hatte. Ich hatte Lea angelogen. Ich hatte ihr gesagt, dass Nicki nicht zu Hause wäre und ich deswegen nicht mit ihr reden konnte. Sie glaubte mir, aber ich kam mir wirklich schrecklich vor. An diesem Abend wollte ich mit Nicki reden.

Sie kam grad zur Tür rein, ich hatte uns was gekocht. Sie war total überrascht. Wir aßen gemütlich und ich wollte grade anfangen mit ihr zu reden, als sie ein Flugticket unter die Nase hielt.

„Du hast doch die nächsten Tage frei, oder? Ich dachte, dass du vielleicht deine Familie gerne mal wieder sehen würdest.“ meine Familie? Ja... die auch, aber ich wollte Lea wiedersehen! Der Kloß in meinem Hals wurde immer größer, ich konnte kaum noch atmen. Aber es musste endlich raus! Ich hatte sie betrogen, und ich wusste, dass es kein Fehler war, sondern das Beste, was ich je gemacht hab. Ich holte tief Luft und wollte anfangen mit ihr zu reden, aber sie unterbrach mich.

„Ich weiß, dass deine Familie nicht das Wichtigste ist, was dich nach Canterbury zieht, stimmts? Es ist Lea! Du brauchst mir nichts mehr vormachen. Du liebst sie, oder?“ Eiskalt erwischt! Ich konnte ihr nicht in die Augen sehen. Ich war wirklich so ein Schwein. Ich war nun seit 6 Wochen wieder hier und hatte es nicht geschafft, ihr die Wahrheit zu sagen. Wie konnte ich denn glauben, dass ich ihr vormachen könnte, dass zwischen uns alles wie immer ist.

„Du musst nicht denken, dass ich blöd bin! Ich hab gemerkt, wie du sie ansiehst. Oder wie sich deinen Laune schlagartig ändert, wenn sie in der Nähe ist. Oder, dass du dich verhältst wie ein verliebter Teenager, wenn sie mit dir spricht. Es hat doch keinen Sinn, wenn du weiterhin denkst, dass du mich nicht enttäuschen darfst! Mach dir doch selbst dein Leben nicht so schwer! Und vor allem tust du mir mit dieser Lügerei mehr weh, als du denkst! Flieg! Ich werde das schon überleben!“ Womit hatte ich so eine Frau wie Nicki nur verdient? Ich konnte ihr noch nicht in die Augen sehen. Einerseits hasste ich mich dafür, was ich Nicki angetan hatte, andererseits war ich überglücklich. An diesem Abend packte Nicki ihre Sachen zusammen und zog zu einer Freundin. Ich verabschiedete mich nur flüchtig von ihr, so schlecht fühlte ich mich. Es brauchte Zeit bis ich ihr für das danken konnte, was sie für mich getan hatte.

Der Flug, den Nicki gebucht hatte ging schon am nächsten Morgen. Also packte ich das Nötigste zusammen, verbrachte eine schlaflose Nacht und war eigentlich schon viel zu früh auf den Beinen. Aber egal! Ich war nur froh, dass ich endlich zu Lea konnte. Ich fühlte mich wie ein kleiner Junge an Weihnachten, kurz bevor er seine Geschenke auspacken durfte. Ich wollte Lea überraschen, deswegen erzählte ich ihr auch nichts. Ich wusste, dass sie an diesem Abend einen Auftritt im „Dark River“ hatte. Also fuhr ich gar nicht erst nach Hause, sondern gleich dorthin. Ich stellte mich an die Bar und wartete. Sie war noch nicht da, aber die Band begann schon zu spielen. Als ich grade beginnen wollte, mir Sorgen zu machen, kam sie auf die Bühne. Wie lange hatte ich sie nicht gesehen? 6 Wochen? Mein Herz machte einen Sprung. Sie hatte sich verändert. Verändert in 6 Wochen! Sie hatte kürzere Haare, sie war ziemlich blass und sie schien ein bisschen zugenommen zu haben. Was war nur mit ihr los? Warum hat sie nicht mit mir geredet, wenn es ihr so schlecht ging?

Ob sie sich vorstellen konnte, wie sehr mich das, was sie dort sang berührte? Ich liebte sie so sehr, und ich wusste, dass es nur sie war, die ich in meinem Leben brauchte. Ich wollte sie in den Arm nehmen, also ging ich hinter die Bühne. Ich war so froh, wieder hier zu sein.

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