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  A_New_Life 1

A New Life

Special Extended B-Version

by maryane

 

Prolog

„Sehr geehrte Damen und Herren“ schallte es aus den Lautsprechern „Wir begrüßen Sie herzlich auf dem Flug von Berlin nach London/Heathrow.“ Seit Tagen war ich nun schon unglaublich nervös. Ich hatte vermutlich vor zwei Tagen das letzte Mal etwas gegessen. Soviel musste noch erledigt werden. Ich musste mein Zimmer im Studentenheim räumen, was ich übrigens sehr gerne tat, und ich musste mich von meinen Freunden verabschieden.

Mein Blick fiel auf ein kleines Büchlein, dass ich noch immer in den Händen hielt. „We miss you!“ stand in bunter Schrift darauf. Meine Freunde hatten es mir auf dem Flughagen überreicht mit der Warnung, dass ich es erst öffnen dürfte, wenn ich im Flieger sitze. Sie waren wirklich alle da gewesen und hatten mich verabschiedet. Beim Gedanken an sie stiegen mir wieder die Tränen in die Augen. Und dann auch noch dieses Buch...

Nach einer Weile entschloss ich mich es erst einmal weg zu legen. Ich würde es mir anschauen, wenn ich in Canterbury bin. Meinem neuen zu Hause, denn nun sollte es beginnen. Mein neues Leben...

 

Kapitel 1

Endlich war ich in Canterbury angekommen. Nun stand ich mit zwei schweren Koffern in der Hand vor dem Haus, in dem ich von nun an leben sollte. Ich atmete die kühle und wunderbar frische Luft tief ein. Ich liebte England und vor allem das englische Wetter. Mir konnte es gar nicht neblig und regnerisch genug sein.

Vermutlich würden sich einige Leute jetzt fragen, warum grad Canterbury? Warum nicht London oder irgend ein Ort, an dem mehr los war? Vielleicht war es der Charme, dieses kleinen, überschaulichen Städtchens. Vielleicht war es aber auch nur meine Angst in eine Großstadt wie London zu geraten. Ich mochte diesen ganzen Trouble in den großen Städten nicht. Ich wollte einfach mal so raus gehen können ohne alle 10 Meter an einer Fußgängerampel zu stehen oder jeden Moment damit rechnen zu müssen von einem Auto überfahren zu werden. Das hatte ich während meines Studiums in Berlin wirklich genug gehabt.

Hier hatte ich nun eine kleine beschaulich 2-Raum-Wohnung. Meine Vermieterin, Mrs. McKinley, war eine kleine, alte aber unglaublich liebenswerte Person. Noch bevor ich den Schlüssel ins Schloss stecken konnte, riss sie die Tür von innen auf.

„Da bist du ja Mädchen! Meine Güte, du bist ja ganz durchgefroren. Komm erst mal rein, ich hab uns einen Tee gekocht.“ Ohne meine Antwort abzuwarten, zog sie mich in ihre Küche. Der Duft von Zimt und Orangen lag in der Luft und es war wunderbar warm. Auf dem Tisch standen zwei Teetassen und ein Teller mit frisch gebackenen Keksen. Wenn ich mich auch grad noch wehren wollte und eigentlich nur die Füße hochlegen wollte, so konnte ich ihr den Wunsch jetzt nicht mehr abschlagen einen Tee mit ihr zu trinken. Ich ließ meine Koffer im Flur stehen und setzte mich zu ihr.

Ich erschrak, als ich irgendwann auf die Uhr sah. Draußen war es bereits dunkel und ich wusste, dass in meiner Wohnung ein Kistenchaos herrschte, was in den nächsten Tagen noch sortiert werden wollte. Mein eigentlicher Umzug war nun schon zwei Wochen her. Ein paar meiner Freunde waren mit mir nach Canterbury gekommen um mit mir meine Wohnung einzurichten, allerdings ließ die Lust darauf sehr schnell nach und wir hielten es für vernünftiger nach London zu fahren und dort mal richtig feiern zu gehen und nun rächte es sich.

**--**

Endlich in meiner Wohnung angekommen, dachte ich ernsthaft darüber nach, das Licht gar nicht erst anzuschalten um das Elend nicht sehen zu müssen, aber nachdem ich über die erste Kiste gestolpert war überlegte ich es mir noch einmal. Ich konnte kaum einen Schritt tun, ohne dabei über etwas zu stolpern, also verbrachte ich trotz aller Müdigkeit den Abend damit etwas Licht in diesem Chaos zu schaffen.

Es war nach Mitternacht, als ich aufgab. Ich öffnete die Flasche Wein, die meine Mutter mir zu Abschied eingepackt hatte und goss mir ein Glas ein. Noch bevor ich das Glas austrinken konnte war ich auch schon auf dem Sofa eingeschlafen. 

**--**

Meine Nacht auf der Couch rächte sich am nächsten Morgen. Ich hatte Kopfschmerzen von der stickigen Luft im Zimmer. Normalerweise würde ich nie mit geschlossenem Fenster schlafen, aber was tun, wenn man einfach nicht zu Fenster kommt?

Dennoch raffte ich mich auf und beschloss an diesem Tag Ordnung zu schaffen und wenn es bis zum nächsten Morgen dauern würde. Aber bevor ich anfing sollte ich erst einmal etwas essen. Ich griff mir die erstbeste Hose und den erstbesten Pullover, die in meinem Weg lagen und steckte meine Haare notdürftig zusammen. Auf Make Up verzichtete ich. Ich wollte ja schließlich keine Männer aufreißen, sondern lediglich irgendwas zum Frühstück kaufen!

Ich brauchte nur ein paar Minuten um mich fertig zu machen. Ich griff meine Jacke und lief die Treppe runter. „Zieh die Jacke lieber an!“ rief Mrs. McKinley mir hinterher „Es ist kalt draußen!“ und damit hatte sie recht. Eisige Luft schlug mir entgegen, als ich vor die Tür trat. Ich zog meine Jacke zu, setzte die Kapuze auf und vergrub meine Hände in den Taschen. Eigentlich hatte ich keine Ahnung, wo ich hingehen sollte, aber ich verließ mich auf meinen Orientierungssinn. Irgendwo würde schon etwas zu finden sein.

Ich lief schon eine halbe Stunde durch Canterbury. Obwohl es so kalt war, fühlte ich mich wohl. Ich hatte endlich wieder Zeit für mich. Ich schlurfte mit den Füßen durch das Laub der Bäume und ließ meine Gedanken schweifen. Ich hatte befürchtet großes Heimweh zu bekommen und war selbst überrascht, wie gut es mir ging. Ich war erst einen Tag hier und fühlte mich dennoch bereits zu Hause..

Nach einer Weile entdeckte ich einen kleinen Springbrunnen. Auf dem Boden vor dem Brunnen saßen ein paar Vögel und pickten Brotkrümel, die irgendwelche Passanten ihnen hingeworfen hatten. Als ich näher kam flogen sie nicht weg, anscheinend waren sie an Menschen gewöhnt.

Ich setzte mich auf den Brunnenrand und schloss kurz die Augen. Alles war so perfekt. Ich hatte Arbeit gefunden an einem Ort, den ich schon jetzt niemals wieder verlassen wollte. Ich hatte eine wunderbare Wohnung, meine Vermieterin versorgte mich, als wäre ich ihre Enkelin und für einem Moment vergaß ich den ganzen Stress, der vermutlich noch vor mir lag.

„Wunderbares Wetter heute, was?“ sprach mich plötzlich jemand an und ich schreckte zusammen. „Jaaa...“ seufzte ich verträumt, ohne die Augen zu öffnen. „Eigentlich meinte ich das ironisch!“ antwortete die Person neben mir und ließ ein fröstelndes „brrrr“ hören. Ich musste lachen. „Ich liebe dieses Wetter!“ Ich öffnete die Augen und sah zu der Person, die dort eben mit mir gesprochen hatte. Alles was ich erkennen konnte, war ein in einen dicken Mantel gehülltes Etwas.

„Na dann bist du wohl noch nicht lang hier, was?“ fragte er.

„Nein, genau genommen erst seit einem Tag!“ antwortete ich und für einen Moment entdeckte ich inmitten einer tief ins Gesicht gezogenen Kapuze und einem bis über die Nase gewickelten Schal das schönste paar brauner Augen, dass ich je gesehen hatte. Ich spürte die Hitze in meinem Gesicht aufsteigen. Ich hasste es immer gleich rot zu werden, wenn ein gut aussehender Mann mich ansah.

„Du kommst aus Deutschland, hab ich recht?“

„Richtig!“ entgegnete ich „Ist das so offensichtlich?“ Er lachte.

„Na ja, ich hab´s mir nur gedacht. Du hast so einen niedlichen Akzent!“ Das war nicht gut, hübsche Männer sollten in meiner Gegenwart niemals das Wort „niedlich“ im Zusammenhang mit mir nutzen. Ich spürte, wie mein Kopf noch roter wurde, als er es vorher schon war.

„Ja“ antwortete ich noch immer peinlich berührt. „Ich bin grad erst hergezogen.“ Ich schaute betreten zu Boden. Innerlich versuchte ich mein Gesicht dazu zu bringen mit dem Glühen aufzuhören, aber das funktionierte nicht. Als ich aufsah, stand mir der junge Mann so nah gegenüber, dass ich seinen warmen Atem in meinem Gesicht fühlen konnte. Ich dachte mein Herz würde für eine Sekunde aussetzen, als sich seine Hand meinem Gesicht näherte. Doch noch ehe ich mich besinnen konnte, hatte er mir etwas aus den Haaren gezupft.

„Sorry!“ Er schien zu bemerken, wie sehr ich mich erschrocken hatte. Zu meiner Beruhigung, oder sollte ich eher sagen zu meiner Belustigung, war er es nun, dem ein klein wenig Röte ins Gesicht stieg. „Da war ein Blatt!“ sprach er und hielt mir das besagte Blatt entgegen. Ich konnte nicht anders. Ich musste lachen. Es war zu niedlich wie er sich plötzlich wie ein kleiner schüchterner Junge verhielt, dessen Augen dennoch frech funkelten.

Diese wunderbare Situation wurde allerdings durch das Klingeln seines Handys jäh unterbrochen. „... Ja... Nein... in Canterbury... Muss denn das sein... Okay... Bis dann“ Er legte auf und verstaute das Telefon wieder in der Innentasche seiner Jacke. Ich war überrascht, wie man ein Telefongespräch mit so wenigen Wörtern führen konnte. „Fuck!“ hörte ich ihn murmeln, während er seine Jacke wieder zuzog.

„Schlechte Nachrichten?“ Fragte ich und biss mir anschließend auf die Zunge. Ich war unmöglich. Was gingen mich denn seine Telefongespräche an?

„Weniger schlecht... eher nervtötend!“ brummelte er „Tut mir leid, aber ich muss los! Vielleicht treffen wir uns ja mal wieder...“ Er stockte.

„Lea!“ ergänzte ich. „Mein Name ist Lea!“

„Orlando...“ entgegnete er knapp. Er lächelte mich noch einmal an, drehte sich um und ging seiner Wege.


So langsam wollt eich mich auch wieder auf den Weg machten, auch wenn ich nicht wusste, wie ich hierher gekommen war und wie ich wieder zurückkommen würde, aber das Wetter war noch so wunderschön und ich hatte schließlich alle Zeit der Welt. Also machte ich mich wieder auf den Weg durch die Straßen Canterburys.

An einer Straßenecke fielen mir ein paar Mädchen auf, die dort vor einem Haus standen und kicherten. Immer wenn sich eine Gardine oder etwas anderes im Haus bewegte, brachen sie in ein ohrenbetäubendes Geschreie aus. Zum Teil schienen sie sich dort sogar mit Schlafsäcken auf die kommende Nacht einrichteten. Was waren denn das für Verrückte und wo um Himmels willen war ich gelandet. Ich bekam es schon fast mit der Angst zu tun, als mich plötzlich ein aufgeregtes, vielleicht 15 jähriges Mädchen fast umrannte. Ich hielt sie am Arm fest und fragte sie, was denn dort los war. Sie erzählte mir, dass dies das Haus der Mutter vom Orlando Bloom sei und er wohl gerade heute bei ihr zu Besuch gekommen war. Orlando Bloom? Genau! Jetzt fiel mir auch wieder ein, warum mir der Name dieses Ortes so bekannt vorkam. Orlando? So hieß doch der Typ vorhin im Park. Aber das konnte wohl nicht sein. Warum sollte mich ein Mann, wie Orlando Bloom einfach so ansprechen? Das war wahrscheinlich nur jemand, der zufällig auch Orlando hieß und ihm ein bisschen ähnlich war, versuchte ich mich zu beruhigen, aber ein bisschen nervös machte mich das schon. Aber egal... ich glaube für diesen Fanrummel war ich wohl schon ein bisschen zu alt. „Tja“ dachte ich mir. „So verrückt wie diese Mädels muss mal wohl erst mal sein.“ Aber wenn ich mich an meine Teenager-Zeit erinnerte, dann konnte ich auch nicht behaupten, dass ich besser gewesen wäre. Ich hätte mich damals für die New Kids on the Block wahrscheinlich auch vor jeden fahrenden Zug geworfen.

Ich wollte nicht länger darüber nachdenken und schon gar nicht, wollte ich mir diese verrückt gewordenen Teenies noch weiter angucken, also ging ich weiter und versuchte nach Hause zu finden. Allerdings ließ mich der Gedanke, an diesen Orlando nicht los. Den ganzen Abend nicht und auch nachts wachte ich immer wieder auf und dachte nach, ob er der Typ im Park war, oder nicht. Irgendwann schlief ich dann aber über dem ganzen Gegrübel doch noch ein.

„...Piep... Piep... Piep... Guten Morgen!“

Ich hasste diesen Wecker! Den hatte mir meine beste Freundin Chrissie irgendwann mal geschenkt, sie fand ihn wohl überaus witzig, aber ich hätte ihn manchmal morgens schon am liebsten gegen die Wand geworfen. Ich drehte mich um und versuchte langsam die Augen zu öffnen, aber das was ich da auf meinem Wecker sah, schockte mich:

„Oh Mann“ grad 8:00 Uhr, „welcher A*** hat denn den Wecker gestellt?“ Na ja, dass muss ich wohl selbst gewesen sein, aber sei`s drum... Wenn ich liegengeblieben wäre, hätte ich ja doch nur wieder angefangen nachzudenken. Also konnte ich auch gleich aufstehen und anfangen etwas Ordnung in mein sortiertes Chaos zu bringen. Bevor ich allerdings damit anfangen konnte brauchte ich erst mal eine Dusche und ein frisches Brötchen. Das mit der Dusche war schnell erledigt, dass mit dem Bäcker sollte allerdings ein bisschen mehr Zeit in Anspruch nehmen.

Ich schmiss ich mich in die ersten Klamotten, die mir im Weg lagen, wobei es sich um eine grüne Jogginghose und ein weißes Top handelte, steckte meine Haare irgendwie notdürftig mit einer Haarspange zusammen und machte mich auf dem Weg eine Bäckerei ausfindig zu machen. Nachdem ich ein ganze Weile so durch die Straßen gelaufen war, fand ich tatsächlich eine. Wie sollte es auch anders sein, stand dort eine lange Schlange von Leuten. Also stellte ich mich an in der Hoffnung, dass ich nicht gleich im Stehen wieder einschlafen würde. Als ich endlich dran war kaufte ich mir meine zwei Brötchen und wollte wieder nach Hause stürmen. Genau! Ich wollte! Wenn mich nicht an der Schwelle jemand umgerannt hätte und ich nicht mit meiner Brötchentüte zu Boden gegangen wäre.

„Ey, du Trampel! Hast du keine Augen im Kopf, oder was?“ Der Typ der mich grade umgerannt hatte stand ziemlich erschrocken vor mir und streckte mir seine Hand entgegen. Als ich ihn ansah, blieb mein Herz fast stehen. Das war doch wieder dieser Typ vom Brunnen. Verfolgte der mich, oder was?

„Tschuldigung, ich habe dich nicht gesehen“ sagte er reumütig und schien mich auch erkannt zu haben. Jedenfalls lächelte er mich sofort wieder freundlich an. „Ja! Herzlichen Dank! Das hab ich wohl bemerkt“ antwortete ich ziemlich sauer. Ich nahm seine Hand und stand auf. Aber er sah mich so lieb an, dass ich nicht lange ärgerlich bleiben konnte. Er Entschuldigte sich bestimmt 100 mal und fragte, ob er mich mal auf einen Kaffee einladen dürfte. Natürlich durfte er das! Was war denn das für eine Frage? Ich sagte „ja“ und wir verabredeten uns für den Nachmittag in dem Café der Bäckerei.

Da mein Orientierungssinn nun nicht grad der beste war, und wohl auch bis heute nicht ist, wurde aus meinem kurzen Gang zum Bäcker mal wieder ein ausgedehnter Spaziergang. Aber ich war ja die Ruhe in Person. Also lief ich ziellos durch die Straßen, in der Hoffnung irgendwo einen mir bekannten Ort ausfindig zu machen. Aber leider passierte das nicht. Ich kam an Ecken, an denen ich am Vorabend noch nicht vorbeigekommen war. Hin und wieder fragte ich mich, ob ich denn überhaupt noch in Canterbury war.

Plötzlich fiel mir an der Tür einer Bar mit dem Namen „Dark River“ ein knallpinker Zettel auf. (Auffallen ist noch nett umschrieben, um den zu übersehen, hätte man wahrscheinlich blind sein müssen.) SÄNGERIN FÜR ROCKBAND GESUCHT! stand dort und sofort begann ich nachzudenken. Sollte ich es versuchen? Ich liebte es zu singen, deswegen hatte ich auch als Drittfach Musik studiert. Ich hatte schon in einigen Bands gesungen und somit auch ein bisschen Erfahrung. Vielleicht war das auch der richtige Weg um hier ein paar Leute kennen zu lernen. Es konnte ja nichts schaden es mal zu versuchen. Also nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und ging rein. An der Bar saß eine junge Frau. Ich schätzte sie etwa auf mein Alter. Sie war ziemlich groß, hatte riesige blaue Augen, lange glatte schwarze Haare, ein Piercing in der Unterlippe und ein supersympathisches Lächeln. Ich wusste sofort, dass ich sie mochte. Trotz allem war ich sehr aufgeregt.

„Hi, ich bin Tammy“ kam sie auf mich zu. „Bist du wegen des Vorsingens hier?“

„Ähm, ja Ich bin Lea. Ich hab grad den Zettel, draußen an der Tür, gelesen und wollte es einfach mal versuchen, oder habt ihr den Platz schon vergeben?“ Vielleicht hoffte ich insgeheim, dass der Platz schon weg war. Ich war immerhin erst den ersten Tag hier.

„Nein!“ sie lächelte mich an „Der ist noch frei. Wundert mich auch irgendwie kein Stück. Wie will man in diesem Nest hier auch so schnell ne Sängerin finden. Aber sag mal, du bist nicht von hier, oder?“ ich grinste sie an.

„Mein Akzent? Stimmts? Das hab ich schon öfter hier gehört. Ich bin aus Deutschland!“

„Oh! Deutschland. Ich hab ne Tante da, die wohnt irgendwo in München... glaub ich, aber ich mag sie nicht besonders, deswegen war ich auch noch nie da! Aber leider hab ich im Moment gar keine Zeit für dich.“ sagte sie mit einem Blick, der andeutete, dass sie grad irgendetwas ganz schön nervte „Ich muss gleich noch mal weg, aber wenn du mir deine Telefonnummer hier lassen würdest, dann melde ich mich auf jeden Fall bei dir. Versprochen!“

„Klar! Kein Problem!“ Ich gab ihr meine Nummer und machte mich wieder auf den Weg mein Zu Hause zu finden.

Tatsächlich fand ich nach Hause. Ich nahm mir vor, erst einmal in aller Ruhe zu frühstücken und ein bisschen durch die Morgenzeitung zu stöben. Dabei fiel mir ein Artikel besonders auf „ORLANDO BLOOM IN CANTERBURY!“. Ein Foto war mit abgedruckt und ich glaube meinen Augen nicht zu trauen. Das war der Typ vom Brunnen und der der mich heute morgen in der Bäckerei über den Haufen gerannt hatte und der (jetzt wurde mir langsam schlecht) mit dem ich heute Nachmittag eine Verabredung hatte! Das war Orlando Bloom!

Ich versuchte das ganze einfach mal positiv zu sehen. Wer konnte denn das schon von sich behaupten? Einen Tag in der neuen Stadt zu sein und schon von einem Star über den Haufen gerannt und dann auch noch zu einem Kaffee eingeladen zu werden? Aber so einfach war das trotzdem nicht für mich. Ich war nun schrecklich nervös. Ich konnte an nichts anderes mehr denken als an dieses Date.

„Nein!“ Schon 14:00 Uhr! Um 15:00 Uhr war ich mir Orlando verabredet. In meiner Aufregung hatte ich gar nicht mitbekommen, wie schnell die Zeit verging. Nun hatte ich noch nicht mal was vernünftiges anzuziehen. OK was nun? Schrank auf... Hände rein... irgendwas rausziehen... und anziehen.... Gut! Die Wahl war nicht mal schlecht. Ich hatte eine meiner geliebten Levis 501, ein rotes Shirt und weil es doch ein wenig kühl war noch eine weiße Strickjacke. Das sollte gehen. Meine Haare band ich wie immer zu einem Zopf zusammen. Ich glaub mich hatte seit 2 Jahren niemand mehr mit offenen Haaren gesehen. Nun noch ein bisschen Make up und mal auf die Uhr schauen. Und schon war es 14:45 Uhr. Jetzt musste ich aber los!

Endlich im Café angekommen, war es natürlich schon 10 min zu spät. Ich sah mich um und entdecke Orlando an einem kleinen Tisch am Fenster. „So jetzt geht’s dann wohl los“ sagte ich mir, und mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Ich glaube er hätte es fast hören müssen. Mein Magen drehte sich bestimmt drei mal rum und mir war schlecht! Ich betete, dass er nicht merkte, dass ich wusste wer er war. Das wäre mir dann doch etwas peinlich gewesen. Ich wäre mir vorgekommen, wie eines dieser verrückten Mädels die vor seinem Haus standen. Ich wollte einfach ganz normal sein, aber das war so schwer! „Nee, das kann ich nicht machen.... am Besten ich geh wieder nach Hause... was mache ich überhaupt hier? Ich war doch nur eine einfache Lehrerin aus Deutschland, die grade erst seit einem Tag hier in Canterbury war und jetzt schon eine Verabredung mit dem wohl heißesten Typen der Welt hatte....“. Aber, zu spät! Grade als ich mich umdrehen und das Café auf schnellstem Wege wieder verlassen wollte, winkte er zu mir rüber. „Das war jetzt wohl der Moment, an dem ich eigentlich tot umfallen sollte“ dachte ich mir, während ich auf ihn zuging

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Kapitel 2

Da saßen wir nun und wussten nicht so recht über was wir reden sollten. Es war, um es genau zu sagen eine Scheiß-Situation. Ich wollte nichts sagen, weil ich Angst hatte, er würde mich für kindisch halten und er schaute mich auch nur groß an. Mittlerweile hatte ich schon einen Kaffee und 2 Gläser Wasser getrunken und versuchte ihm aufmerksam zuzuhören. Das war allerdings gar nicht so leicht. Man konnte kein vernünftiges Gespräch mit ihm anfangen Ich verstand nicht, was mit ihm los war. Er war so anders als gestern an diesem Brunnen. Wir hatten zwar noch nicht viel miteinander geredet, aber ich hatte einen komplett anderen Eindruck von ihm. Das war nicht der Orlando, den ich gestern kennen gelernt hatte. Es war nichts mehr von diesem niedlichen jungenhaften Charme, in den ich mich auf der Stelle hätte verlieben können, zu bemerken. Gestern im Park wirkte er so normal und ich war überrascht von der Offenheit mit der er auf mich zu gegangen war, aber jetzt behandelte er mich, als wäre ich ein 14 jähriger Fan, der unbedingt ein Autogramm von ihm wollte. Er hatte sein wahrscheinlich bestes Star-Lächeln aufgesetzt und grinste mich von oben herab an. Er redete mit mir, als würde ich einen Artikel über ihn schreiben wollen.

Es ging nur um Hollywood und irgendwelche anderen Schauspieler, mit Vorliebe aber über hübsche Schauspielerinnen, die er entweder schon hatte, oder gerne mal haben würden. Tja, irgendwie entwickelte sich der Nachmittag doch nicht so ganz wie ich es erwartet hatte... Ich war gelangweilt! Ja richtig! Ich war gelangweilt, von Orlando Bloom! Wenn ich meinen Kopf nicht auf meine Hand gestützt hätte, wäre er mir wahrscheinlich irgendwann vor Müdigkeit auf den Tisch gefallen. Aber ihm schien das zu gefallen. Ich musste wohl so etwas wie eine "erzähl-mir-dein-Leben-und-ich-hör-dir-zu-Ausstrahlung" haben, die er jetzt komplett ausnutzte. Ich wünschte mich zurück in den Park und an den Brunnen, wo wir beide alleine waren, denn irgendwie hatte ich das Gefühl, dass seine Art und Weise an den ganzen Leuten lag, die um uns herum an den Tischen saßen und immer wieder tuschelnd auf uns zeigten. Jedenfalls versuchte ich halbwegs interessiert zu gucken. Wobei ich doch eigentlich nur überlegte, warum er das machte. Ich war wirklich glücklich, als er mich heute morgen auf einen Kaffee eingeladen hatte, aber wenn er sich nicht bald wieder in den Orlando von gestern verwandeln würde, dann würde das wohl unsere Erste und Letzte Verabredung bleiben.

Oh Gott! Es war nun schon 18:00 Uhr und immer noch nichts anderes als Hollywood, Money, Girls, etc. Ich hielt es keine Minute länger mehr hier aus! Jedenfalls nicht mit ihm! Zum Glück klingelte in diesem Moment mein Handy.

„Hallo?“

„Ja Hallo, Ich bin’s, Tammy. Du hattest dich heute morgen im „Dark River“ erkundigt... du weißt schon, wegen dem Vorsingen?!?“ jetzt betete ich nur noch, dass Tammy mich hier rausholen würde.

„Ja! Stimmt! Schön, dass du anrufst, gibt es gute Neuigkeiten?“ Bitte! Bitte! Bitte! schoss es durch meine Gedanken.

„Genau! Und zwar würden wir dich gerne mal vorsingen hören! Hast du grad Zeit und Lust mal vorbeizukommen?“ Mein Herz begann zu hüpfen. Meine Gebete wurden erhört. Danke!

„Klar! Ich mach mich sofort auf den Weg.... bin in 10 Minuten bei euch! Okay?“

„OK! Bis gleich! Bye“

„Bye“

So nun musste ich die ganze Sache nur noch Orlando erklären, aber das war ja wohl eine Leichtigkeit.

„Sorry, Orlando. Es war echt schön mit dir, aber ich muss ganz schnell weg! Ich hab ein Vorsingen in genau... 10 Minuten“ Er schaute ein wenig überrascht aber sagte dann

„Ach, das ist in Ordnung! Geh ruhig! Wir sehen uns bestimmt mal wieder“ hoffentlich nicht, dachte ich mir, aber das war jetzt auch egal. Ich musste mich echt beeilen.

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Ich fühlte mich so unglaublich unwohl da in diesem Café. Von allen Seiten wurden wir beobachtet und ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Letztenendes verhielt ich mich wahrscheinlich ziemlich blöd, aber was sollte ich tun? Ich konnte nun mal nicht dort sitzen und mich verhalten, wie der nette Junge von nebenan. Ich hatte gelernt, dass ich immer und überall damit rechnen musste, dass mir irgendwelche Fotografen auflauerten. Wie würden die wohl reagieren, wenn sie mich dort so mit Lea gesehen hätten?

Wenigstens hatte ich versucht sie einigermaßen gut zu unterhalten, aber irgendwie kam es mir vor, als wenn sie nicht besonders an meinen Geschichten aus Hollywood interessierte war. So gut sie auch aussah, aber irgendwie langweilte mich ihr Verhalten echt! Ich dachte jede Frau wäre froh mal mit einem Filmstar ausgehen zu dürfen, aber diese Frau wohl irgendwie nicht. Ich war vielleicht ein bisschen eingebildet, aber ich hatte ja wohl auch Recht dazu eingebildet zu sein. Als ich sie gestern mit ihrem kurzen geblümten Sommerkleid, im Park am Brunnen sitzen gesehen hab, dachte ich, sie wäre der Typ Frau, mit dem ich ein bisschen Spaß hätte haben können, aber das war wohl weit gefehlt! Obwohl sie mir schon sehr gefiel, aber ich konnte wirklich nicht riskieren, mich zu sehr für sie zu interessieren. Vielleicht hab ich grade deshalb auch diesen ganzen Hollywood-Mist erzählt. Ich wollte es einfach nicht, dass jemand zu viel über den privaten Orlando Bloom erfuhr.

Ihr Handy hatte mich vielleicht vor dem größten Fehler meines Lebens bewahrt, deswegen war ich auch irgendwie froh. Ich sollte auch wieder damit aufhören über sie nachzudenken, dass würde nur Probleme mit sich bringen. Vielleicht sollte ich mich jetzt mal wieder den wichtigeren Dingen des Lebens widmen! Vielleicht sollte ich mal meine E-Mails checken. Auch wenn ich nicht viel Ahnung von Computern, geschweige denn vom Internet habe, aber das mit den E-Mails hab ich doch schon hingekriegt. Es ist wohl auch der Beste Weg mit Lij, Dom, Billy, Viggo und den anderen Kontakt zu halten. Und wer weiß, vielleicht war ja mal wieder so eine Tussi dabei, die meine E-Mail Adresse rausgekriegt hatte und mit der ich ein bisschen Spaß haben konnte.

Es war wieder einmal ein wunderschöner Tag. Schon der zweite schöne Tag ich folge. Ich war echt überrascht von unserem englischen Wetter. Deswegen machte ich mich auch zu Fuß auf den Weg nach Hause, wenn ich mir meine Sonnenbrille aufsetzte und mir mein Basecap weit genug ins Gesicht zog, dann funktionierte es ganz gut ein bisschen unerkannt umher laufen zu können. Aber diese Frau ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Ich schlich durch die Straßen und dachte nach. Ich ging wieder in den Park und setzte mich an den Brunnen. Aber es war nicht das gleiche wie gestern. Ich konnte es fast nicht glauben. Ich kannte sie doch überhaupt nicht richtig! Wie konnte es denn sein, dass ich sie nur einmal in diesem verdammten Park gesehen hatte und sie mir so den Kopf verdrehte? Es war doch Blödsinnig!

Ich verließ den Park wieder und machte mich nun wirklich auf den Weg nach Hause. Plötzlich blieb ich vor dieser Bar stehen. Das war das „Dark River“ hier sollte also ihr Vorsingen stattfinden. Ich wollte weitergehen, aber irgendwas hielt mich zurück und zwang mich langsam die Tür zu öffnen und leise reinzugehen. Ich sah sie, wie sie grad mit einer dunkelhaarigen Frau am Tresen saß und sich lachend mit ihr unterhielt. Ich war wohl schon von jeglichem Verstand verlassen worden. Warum lief ich ihr hinterher? Plötzlich stand sie auf und begann zu singen.

Aber das war nicht nur ein einfaches singen. Das war Wahnsinn! Ich hatte noch nie eine so schöne Stimme gehört. Ich war so fasziniert, mit wie viel Gefühl sie da sang.

Ich traute mich kaum noch zu atmen. Es klang so wunderschön, aber ich merkte, dass hin und wieder ihre Stimme ein wenig zu zittern begann. Ich wusste nicht, ob mehr hinter diesem Lied für sie steckte. Aber dieses wahnsinnig starke Gefühl mit dem sie sang ließ mein Herz immer schneller schlagen. Meine Hände wurden feucht und wie ich sie dort so sah, wäre ich am liebsten zu ihr gegangen und hätte sie in den Arm genommen.

So langsam begann ich wirklich immer mehr an meinem Verstand zu zweifeln. Ich konnte nicht länger dort bleiben, wer weiß was ich sonst noch angestellt hätte. Ich drehte mich um und versuchte genauso leise wie ich reingekommen war auch wieder rauszuschleichen. Als ich draußen war musste ich erst mal tief durchatmen. Dass mir eine Frau von einer Sekunde auf die andere so die Sinne vernebeln konnte, dass hatte ich noch nicht erlebt.

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Ich war so froh, dass ich erst mal einen lauten Juchzer von mir geben musste, als ich aus dem „Dark River“ kam. Sie hatten mich tatsächlich genommen! Ich musste nicht lange überlegen, was ich singen wollte. Dieses Lied hatte für mich zwar eine besondere Bedeutung. Auch wenn es schlechte Erinnerungen in mir wachrief. Es erinnerte mich an meinen Ex-Freund Christoph. Ich hatte ihn damals während des Studiums kennen gelernt. Er war Gitarrist in einer Band, in der ich mal gesungen hatte. Es war unser Lied und wir spielten es unglaublich gerne. Es bedeutete uns beiden sehr viel. Aber Christoph hatte mich kurz vor Ende des Studiums mit einer 16!!! Jährigen, spanischen Austauschülerin betrogen. Das war mir dann doch zu viel. Wenn ich ihn darauf ansprach leugnete er bis zu Schluss alles, aber ich hatte sie oft genug zusammen gesehen. Ich hab ihm ziemlich eindeutig klar gemacht, dass ich mir das nicht gefallen lassen würde. Um ehrlich zu sein, ich hab ihm, als ich die beiden inflagranti im Bett erwischte hatte, die Nase gebrochen. Aber es tat mir nicht leid, eigentlich hätte er noch viel mehr verdient, aber das war er mir einfach nicht mehr wert. Mittlerweile ist er wohl mit seiner Tussi nach Spanien gegangen. Sollte er doch! Das einzig gute, was diese Geschichte hatte, war eigentlich nur, dass ich nun dieses Lied mit so viel Gefühl und Kraft singen konnte, dass es mir manchmal fast selbst die Schuhe auszog.

„Stopp!“ rief Tammy mir plötzlich hinterher, als ich schon fast um die nächste Ecke gebogen war. Ich blieb stehen und drehte mich um. Sie kam auf mich zugerannt und war total aus der Puste als sie bei mir war. „Tja... Raucher.“ dachte ich mir und musste lächeln.

„Sag mal, hast du heute Abend Zeit?“ hechelte sie. Ich brauchte nicht lange überlegen.

„Ja... ich würd sagen schon! Warum?“

„Wir wollen heute Abend mit ein paar Freunden eine Kneipentour machen. Hast du nicht vielleicht Lust mitzukommen? Ne bessere Gelegenheit neu Leute kennen zu lernen, kannst du doch gar nicht kriegen.“ da hatte sie recht.

„Klar! Ich komm mit! Wo treffen wir uns? Und vor allem, wann?“ Tammy überlegte einen Moment und schaute auf die Uhr.

„Am Besten wir treffen und gegen 22 Uhr hier in der Bar!“ das war doch der perfekte Treffpunkt für mich. Das war bis jetzt der einzige Ort in dieser Stadt zu dem ich fand, ohne mich zu verlaufen.

„Okay! 22 Uhr hier im Dark River! Bis dann. Bye!“ So schnell kann das manchmal gehen. Da ist man grad erst seit einem Tag in einer neuen Stadt und schon hat man eine Verabredung nach der nächsten. Kein schlechter Anfang!

Als ich zu Hause war merkte ich erst mal, wie totmüde ich eigentlich war. Ich konnte nicht anders als, die Kisten und Tasche, die auf meiner Couch standen runterzuschmeißen und hinzulegen. Ich war sofort eingeschlafen. Als ich dann irgendwann wieder aufwachte und auf die Uhr schaute, stellte ich erschrocken fest, dass es ja schon 21 Uhr war. Na ja aber dass kannte ich ja bereits. Wenn einer zu spät kommt, dann mit Sicherheit ICH! Und daran müssten sie die anderen wohl auch gewöhnen. Aber ich fand, zum Glück, ziemlich bald was vernünftige zum Anziehen. Aber meine Haare?!? Was sollte ich damit nur machen? Ich glaub ich bin schon seit meiner Geburt mit dieser Wahnsinns-Lockenpracht gesegnet. Alle anderen beneideten mich immer drum, aber ich hasste sie! Zur Feier des Abends wollte ich sie heute einfach mal offen tragen und nach ca. 2 Flaschen Haarschaum und einer halben Flasche Haarspray ging das dann auch einigermaßen.

Als ich ins „Dark River“ kam saßen dort schon ca. 15 Leute. Als Tammy von ein paar Freunden redete, dachte ich nicht daran, dass das solche Ausmaße annehmen würde. Gott sei dank sah ich Tammy und die Jungs von der Band aber gleich und ging zu ihnen rüber.

„Na Endlich, dann sind wir ja jetzt komplett!“ sagte Tammy und schob mich nach vorne. „Leute, darf ich vorstellen? Das ist Lea! Sie ist die neue Sängerin in unserer Band und ich hab sie eingeladen, heute Abend mitzukommen!“ dann führte sie mich durch die Runde und stellte mich ihren Freunden vor. Gut so viele Namen auf einmal, na ja, dass konnte ich mir sowieso nicht merken.

Dann sah ich ein bekanntes Gesicht, was ich lieber nicht gesehen hätte. Toll! Oh Nein! Hätte Tammy mich nicht vorwarnen können, dass Orlando auch einer ihrer Freunde ist? Dann hätte ich mir das mit dem mitkommen wohl noch überlegt. Langsam glaubte ich wirklich, dass er anfing mich zu verfolgen.

„Lea, das ist Orlando! Aber ich glaube schon, dass du ihn kennen müsstest“ Genau! Wie recht sie doch hatte! Allerdings fragte ich mich dennoch, was für ein Orlando mich denn diesmal erwarten würde. Der Orlando aus dem Park? Der aus dem Café? Oder überraschenderweise mal wieder ein ganz anderer Orlando? Gott! Ich kannte ja keine weiteren Schauspieler, aber wenn alle so waren wie er, dann wusste ich, warum ich auch keine weiteren kennen lernen wollte.

„Ja, richtig! Wir haben uns heute morgen schon kennen gelernt.“ Aber auch Orlando würdigte mich keines weiteren Blickes. Soviel zum Thema, welcher Orlando ist es jetzt? Jetzt schien es der zu sein, der so tat, als würde er mich nicht kennen. Auch gut!

“Lea, dass ist Sam. Orlandos große Schwester“ unterbrach Tammy meine Gedanken. Sam lachte über die Bemerkung wegen der „großen Schwester“ und gab mir die Hand.

„Ja, das bin ich wohl. Aber irgendeiner muss ja hier auf ihn aufpassen. Wenn du ihn schon kennen gelernt hast, dann weißt du ja vielleicht wovon ich rede.“ ich begann zu grinsen.

„Oh ja, ich kenn ihn zwar erst seit einem Tag, aber ich kann mir vorstellen, was du meinst!“

„So Leute, dann mal los! Ich denke wir sollte uns mal langsam auf die Socken machen“ sagte Tim, der, glaube ich, der Drummer der Band war. Und die gesamte Truppe setzte sich in Bewegung.

Als wir dann so etwa 1 Stunde durch die Straßen von Canterbury gelaufen waren, fiel irgend jemandem auf, dass dort nicht allzu viel los war.

„Lasst uns doch einfach nach London fahren!“

„Was?“ fragte ich erschrocken und fuhr herum. Mein Blick fiel auf Orlando, der sich scheinbar sehr über seinen überaus genialen Einfall freute. Da hatten wir nun also den Spaßvogel Orlando!

„Ja. Leute, dass ist eine Super Idee! Wie lange fährt man bis London? Eine Stunde schätz ich, oder? Dann brauchen wir nur noch genügend Autos für 15 Leute. Also, wer stellt sich freiwillig zur Verfügung heute nichts mehr zu trinken?“ ich konnte das nicht glauben, die wollten tatsächlich nach London fahren. Aber ich wollte auch nicht wie die Langweilerin vom Dienst dastehen und erklärte mich auch einverstanden mitzufahren.

Ein paar meldeten sich. Tim, Mike, Sarah und Orlando. Das Dumme war nur, dass die Plätze im Den Autos von Tim, Mike und Sarah sofort besetzt waren. Da ich die Neue hier war, musste ich dann wohl doch zu Orlando ins Auto steigen. Wobei ich vielleicht mal anmerken sollte, dass nicht mal seine Schwester zu ihm ins Auto wollte. Und dass machte mir echt Sorgen! Aber ein paar fanden sich dann doch noch. Zum Glück auch Tammy. Wir sollten an der Straßenecke warten bis Orlando uns abholte. Irgendwie hatte er es geschafft einen Weg zu finden, wie er unbemerkt an der Fanmeute vom seinem Haus vorbeischlüpfen konnte und dann mit dem Auto auch unerkannt wieder dort wegzukommen.

Nach 10 Minuten warten, war er dann endlich da. Tammy und Brian (Ich glaube irgendwas lief da zwischen den beiden, jedenfalls konnten sie die Finger nicht voneinander lassen.) reservierten sich gleich die Rückbank und ich musste auf den Beifahrersitz. Das freute mich nicht sehr, aber wie es aussah war Orlando auch nicht begeistert davon mich mitnehmen zu müssen.

„Na? Von den anderen wollte dich wohl keiner mitnehmen, was?“ lachte er.

„Oh doch! Aber ich wollt doch immer schon mal zu Hollywoods Sexsymbol Nr. 1 ins Auto zu steigen. Weißt du? Ich steh nämlich ganz besonders auf dich!“ Ja ja... wie ich doch meine Ironie manchmal liebte. Tammy und Brian lachten, aber Orlando schien den Witz nicht so ganz verstanden zu haben. Aber egal, der Typ wurde mir sowieso von Minute zu Minute unsympathischer.

Unterwegs holte Brian plötzlich ein paar Flaschen Bier aus seiner Tasche.

„Los! Gib mal eins rüber“ sagte Orlando. Erst glaubte ich mich verhört zu haben, aber dieser arrogante Affe hier neben mir hatte nun tatsächlich ein Bier in der Hand und trank genüsslich.

„Sag mal, hast du sie noch alle? Du sitzt hier hinterm Steuer! Wie bescheuert bist du eigentlich?“ wütend sah ich ihn an, aber er lachte nur über meinen Kommentar.

„Ohh, die Süße hier neben mir hat wohl Angst, was? Stell dich doch nicht so an! Das DU langweilig bist, dass weiß ich ja mittlerweile schon, aber ob ich hier meinen Spaß habe oder nicht, dass geht doch wohl einen Dreck an. Und jetzt halt die Klappe!“ das reichte! Ich riss ihm das Bier aus der Hand und schrie ihn an.

„Wenn du deinen Selbstmordtrieb unbedingt ausleben willst, dann mach das alleine! Spielst du jetzt hier den großen Held Orlando Bloom, oder was? War das jetzt endlich die letzte Seite deiner beschissenen gespaltenen Persönlichkeit, oder was fehlt noch?“ überrascht sah er mich, an aber lachte mich wieder nur aus. ICH HASSTE IHN! So ein eingebildetes Schwein! Den interessierte das wirklich kein bisschen, ob er hier noch Leute im Auto hatte, oder nicht.

„Orlando! Hör auf mit dem Mist und gib das Bier wieder her!“ mischte sich Tammy von der Rückbank her ein. Jetzt es wurde langsam auch ihr zu bunt.

„Warum denn?“ fragte Brian. „Wegen einem Bier kann er ja wohl noch Autofahren! Was seid ihr denn für Langweiler?“

„Ach Leute. Ihr habt Angst, weil ich am Steuer ein Bier trinke? Na ja, Typisch Frau. Was will man erwarten?“ er drehte sich zu Brian um und gab ihm das Bier zurück.

„Ey! guck nach vorne!“ Schrie ich Orlando an! Er hatte nicht bemerkt, dass er schon auf der Gegenfahrbahn war. Er erschrak sich und riss das Steuer rum. Ich sah noch einen Baum auf mich zukommen und alles wurde dunkel...

Kapitel 3

Ich versuchte meine Augen zu öffnen, aber ein grelles Licht blendete mich und zwang mich dazu sie gleich wieder zu schließen. Mein Kopf schmerzte, wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte, alleine das denken verursachte wahnsinnige Schmerzen. Wo war ich? Ich konnte mich an nichts mehr erinnern. Plötzlich nahm jemand meine Hand und sagte leise.

„Hey Kleines, da bist du ja wieder. Ich hab mir solche Sorgen gemacht!“ Die Stimme kam mir bekannt vor. Das war die Stimme meiner Mutter. Ich versuchte noch einmal langsam die Augen zu öffnen. Da saß sie tatsächlich und sah mich besorgt an.

„Mum? Was ist denn passiert? Wo bin ich?“ fragte ich beinahe flüstern und sie lächelte mich an.

„Du hattest einen Autounfall und bist jetzt hier im Krankenhaus. Seit 2 Tagen warten wir schon, dass du endlich aufwachst. Ich bin so froh dass ich dich wiederhab!“ sie strich mir die Haare aus dem Gesicht

„Oh, mein Kopf! Ich hab so schreckliche Kopfschmerzen!“ Ich versuchte mich aufzurichten, aber mein Körper gehorchte mir nicht.

„Du hast eine Gehirnerschütterung und ein paar Rippen sind gebrochen. Du musst wohl einen Schutzengel gehabt haben! Ich hab das Auto gesehen. Du hättest tot sein können!“ ich sah dass sich ihre Augen mit Tränen füllten. Aber ich wollte nicht dass sie weinte. Nicht wegen mir. Ich war doch nicht tot! Hatte sie gesagt Gehirnerschütterung? Na dann war es wohl kein Wunder, dass ich mich an nichts erinnern konnte. Alles was ich wusste beschränkte sich auf ein paar bruchstückhafte Erinnerungen. Ich wusste nur noch, dass ich zu Orlando ins Auto gestiegen bin und dann dieser Baum... Aber irgendwie hatte das ganze keinen richtigen Zusammenhang für mich.

„Mum, wie geht es den anderen, die mit im Auto waren? Ist denen was passiert? Wie geht es Orlando?“ Warum fragte ich jetzt ausgerechnet nach Orlando? Das verstand ich selber nicht, aber ich kann es wohl damit erklären, dass ich in diesem Moment sowieso nicht so ganz zurechnungsfähig war.

„Denen geht’s gut, die haben außer ein paar Schrammen nichts abgekriegt. Aber sag mal, was ist den dieser Orlando für ein Typ? Ich hab da ein paar Gespräche mitbekommen, in denen er immer wieder gesagt hat, dass er nicht will, dass irgendwelche Einzelheiten von dem Unfall an die Presse gelangen.

„Hmm...“ grummelte ich „Schauspieler! Und ein schizophrenes Arschloch!“ erstaunt sah mich meine Mutter an.

„Schauspieler? Ich verstehe! Aber sag mal, willst du ihn anzeigen?“

„Nein!“ schoss es sofort aus meinem Mund und ich richtete mich in meinem Bett auf. Diese Frage hatte mich wirklich ziemlich geschockt. „Nein!“ sagte ich noch mal und sank wieder in meine Kissen. Ich weiß nicht was mit mir los war, aber ich konnte diesen niedlichen, freundlichen, lieben Orlando, den ich im Park kennen gelernt hatte nicht vergessen. Immer wieder tauchte dieser Augenblick in meinen Gedanken auf und mich durchfuhr ein wunderbares Kribbeln.

„Gut! Wenn du nicht willst.“ sagte meine Mutter. Ich weiß nicht, ob sie merkte, was mit mir los war und warum ich mich so über ihre Frage erschocken hatte, aber ich glaube es schon, schließlich war sie meine Mutter und sie lächelte mich verständnisvoll an. „Er war gestern fast den ganzen Tag hier!“

Ich weiß nicht was ich dazu sagen sollte. Mein Verstand fragte „Was? Er hatte gestern den ganzen Tag hier verbracht? Was wollte dieser Typ jetzt noch von mir? Und dann noch die Blumen? Als wenn das etwas ändern würde.“ und ich war wütend auf ihn. Aber mein Herz konnte ihm irgendwie nicht böse sein. Ich dachte noch eine Weile nach und schaute aus dem Fenster.

„Mum? Welches Datum haben wir heute?“ fiel es mir plötzlich ein.

„Heute ist der 13.08, warum?“ ich schrak zusammen.

„Am 24. sollte ich anfangen zu unterrichten! Mum! Wissen die in der Schule bescheid? Was wenn ich dann noch nicht wieder gesund bin?“

„Ja! Ich war dort und hab denen gesagt, dass du einen Unfall hattest Aber wenn du bis zum Schulbeginn noch nicht wieder gesund bist, sollst du dich für das nächste Jahr noch mal bewerben. Sie haben da wohl noch eine andere Bewerberin, die sich für ein Jahr dort beworben hat. Versteh das nicht falsch, aber sie wollen ihr auch eine Chance geben. Aber sie würden dich dann trotzdem fürs nächste Jahr gerne nehmen. Ich glaube es ist besser für dich, wenn ich dich erst mal wieder mit nach Deutschland nehme.

Nein! Das wollte ich nicht! Ich wollte unterrichten! Und das noch in diesem Jahr! Ich musste wieder gesund werden! So schnell wie möglich. Vielleicht könnte ich ja einen kleinen Aufschub kriegen, wenn ich in zwei Wochen noch nicht wieder einsatzfähig bin.

„Mum! Das geht nicht! Ich bin jetzt hier und ich bleibe auch hier!“

„Ich denke, es ist das Beste, wenn du wieder mit mir zurück nach Deutschland kommst!“ antwortete sie stur und ich merkte, dass sie langsam sauer wurde, aber was sollte das? Warum konnte sie nicht verstehen, dass das mein Leben war? Das war einer der Gründe, warum ich von zu Hause weg wollte. Ich konnte das einfach nicht glauben! Und alles nur wegen diesem Bloom! Langsam begann ich wieder auf meinen Verstand zu hören, der mir sagte „Du hasst diesen Typen!“ Das war doch mein größter Traum! Hierher zu kommen und unterrichten zu dürfen! Ich wollte doch nur ein Stückchen mehr von der Welt kennen lernen.

„Mum? Gehst du bitte? Ich glaub ich muss jetzt ein wenig allein sein! Ich will schlafen!“ sicherlich merkte sie, dass ich wollte dass sie ging, weil ich sauer war, aber das konnte sie ruhig merken.

„OK! Ich gehe dann, mach’s gut meine Kleine. Wir sehen uns dann morgen!“

Als meine Mutter aus dem Zimmer war, merkte ich wie mir die Tränen in die Augen stiegen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Was, wenn ich nicht schnell wieder gesund werde? Was, wenn es doch schlimmer ist, als nur eine Gehirnerschütterung. Ich weiß, dass ich immer nur pessimistisch denke, aber so bin ich nun mal.

Ich wollte nicht wieder zurück! Ich wollte hier bleiben. Vielleicht hatte auch Orlando etwas damit zu tun, aber hauptsächlich war es doch mein Wunsch, hier unterrichten zu dürfen! Wenn meine Mutter mich erst mal wieder in Deutschland hätte, würde sie wahrscheinlich in einem Jahr wieder einen Riesenaufstand machen, wenn ich hierher zurück wollte. Das hatte sich auch schon dieses mal gemacht. Sie konnte einfach nicht verstehen, was ich hier wollte. Ich konnte nicht mehr nachdenken. Mein Kopf tat so schrecklich weg. Ich wollte schlafen, aber ich konnte es einfach nicht Mir ging in diesem Moment einfach zu viel durch den Kopf. Es war ja niemand da, also konnte ich meinen Tränen freien Lauf lassen.

Da klopfte es an der Tür, und Orlando kam herein.

„Hey! Wie geht es dir?“ fragte er vorsichtig.

„Was willst du hier? Hast du keine anderen Leute, die du nerven kannst?“ er regte mich wirklich auf. Ich wollte nicht mit ihm reden!

„Ich wollte nachsehen wie es dir geht und mich bei dir entschuldigen!“ Mit jedem Wort, das er sagte, machte er mich wütender.

„Du musst dich nicht bei mir entschuldigen! Du hast doch nun das was du wolltest. Meine Mutter will, dass ich wieder nach Deutschland gehe! Bist du jetzt glücklich?“ ich ließ ihm keine Zeit mir zu antworten.

„Kannst du dir vorstellen, dass es Menschen gibt, die nicht so viel Geld haben, dass sie sich jeden Wunsch erfüllen können? Das war mein größter Wunsch, endlich aus diesem Kaff rauszukommen und die Welt zu sehen. Wenn ich nicht schnell genug wieder gesund werden, dann kann ich meine Koffer packen! Ich hab nicht das Geld mich ein Jahr hinzusetzen und zu warten. Ich wollte meine Chance nutzen! Ich wollte England kennen lernen! Ich wollte die Menschen hier kennen lernen! Ich wollte hier unterrichten! Das war mein Traum. Ich dachte, dass ich ihn mir nun endlich erfüllt hätte, aber Herzlichen Glückwunsch! Du hast es geschafft alles zu zerstören! Du hast es geschafft mir den einzigsten Traum zu nehmen, bei dem ich je die Chance hatte mir diesen zu erfüllen! Ich hoffe du freust dich jetzt!?!“

Ich merkte, wie mir wieder die Tränen in die Augen stiegen, aber ich wollte nicht weinen. Nicht jetzt und hier! Und vor allen Dingen nicht vor ihm!

„Und jetzt geh endlich! Ich kann dich nicht mehr sehen!“

Endlich verließ er das Zimmer. Gut, denn ich hätte meine Tränen auch nicht länger zurück halten können. Ich drückte meine Gesichts ins Kissen und weinte einfach nur noch.

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Sie war also wütend auf mich? Das konnte ich gut verstehen. Irgendwie bekam ich Angst. Was sollte ich ihr denn sagen? Es war klar, dass es blöd war von mir zu denken, dass ich nur mal kurz Entschuldigung sagen musste und alles würde wieder in Ordnung sein. „Bloom du Arsch!“ Warum konnte ich mich denn nicht mal verhalten wie ein normaler Mensch? Warum musste ich mich in letzter Zeit immer so benehmen? Aber zumindest weiß ich jetzt, was die Leute meinen, wenn sie sagen, dass einem das Geld und das Leben in Hollywood irgendwann zu Kopf steigt. Aber das hier war nicht Hollywood! Das war eine komplett andere Welt. Das war meine Heimat und die Menschen hier, kannten mich zum Teil schon aus dem Sandkasten. Ich machte mich einfach nur noch zum Affen hier in letzter Zeit. Na ja, Einsicht ist ja bekanntlich der erste Weg zu Besserung. Aber ob ich es schaffen würde mich zu bessern? Immerhin sollte ich nächste Woche schon wieder zurück nach LA. Meine Managerin wollte mich sprechen, es ging wohl irgendwie um ein neues Filmprojekt in Südafrika. Das ganze Hin und Her zwischen LA, London und Canterbury machte mir ganz schön zu schaffen. Ich sollte langsam mal echt über einen festen Wohnsitz nachdenken! Aber das war jetzt erst mal unwichtig. Ich war hier um Lea zu besuchen.

Ich wollte nicht, dass sie mit diesem Eindruck von mir zurück nach Deutschland fuhr. Ich wollte überhaupt nicht, dass sie wieder wegfuhr! Ich weiß nicht, wie dass passieren konnte, aber schon bei unserem Treffen, hatte ich ein Stück von mir an sie verloren. Sowas war mir noch nie zuvor passiert und ich dachte nie, dass es mir mal passieren konnte. Vom ersten Moment an wusste ich, dass sie etwas besonderes war, dass man nicht einfach so wieder gehen lassen sollte. Unsere zweite Begegnung, die ja nun eigentlich mehr oder weniger zufällig war, gab mir irgendwie das Gefühl, als sollten wir uns einfach nicht wieder so schnell aus den Augen verlieren. Ich konnte das nicht zulassen!

Ich musste irgendwas unternehmen. Wenn mir doch nur etwas einfallen würde! Die Schule! Genau! Die Schule in der sie unterrichten sollte, war die Schule auf die ich vor Jahren selber gegangen bin. Plötzlich war da wieder ein bisschen Hoffnung, dass ich ihr doch nicht ihr Leben zerstört hatte. Ich musste dorthin fahren. Vielleicht konnte ich meine Berühmtheit ja auch mal für einen guten Zweck ausnutzen. Einen Versuch wäre es zumindest wert.

Dort angekommen irrte ich erst mal über die Flure. Irgendwo musste doch dieses verdammte Direktoratszimmer sein. Während meiner Schulzeit hab dort schneller hingefunden, lag wohl daran, dass ich auch mindestens einmal am Tag dorthin musste, dachte ich mir und musste mir ein Lachen verkneifen.

„Mr. Bloom? Orlando Bloom?“ sprach mich plötzlich jemand an. Ich drehte mich um und sah eine kleine, untersetzte, grauhaarige Frau stand vor mir. Sie sah mich mit großen Augen an. Und sie kam mir bekannt vor.

“Ja?!?“

„Na dass ich dich hier noch mal sehe, hätte ich ja nicht gedacht. Erkennst du mich nicht mehr?“ Ah! Jetzt fiel es mir wieder ein! Sie war doch der Grund, warum ich damals fast jeden Tag beim Direktor saß! Das war meine ehemalige Geschichtslehrerin! Ich wusste nicht so ganz, ob mir das jetzt unangenehm sein sollte, oder ob ich mich freuen sollte, sie zu sehen.

„Mrs. Martin? Sicher erinnere ich mich noch an sie!“ sagte ich und ein grinsen huschte über mein Gesicht.

„Also unschuldig grinsen kannst du ja immer noch sehr gut!“ lachte sie „Aber was machst du denn hier?“

„Ja, Genau! Ich such den Direktor. Ich muss mit ihm reden!“ Ohne weiter nachzufragen, ging sie los und ich folgte ihr. Unterwegs fragte sie mir Löcher in den Bauch. Was ich denn jetzt machen würde, wie es mir geht, wie ich es geschafft hatte so erfolgreich zu werden... blablabla.

„So da sind wir. Mr. Miller dürfte grad alleine sein, also einfach anklopfen und reingehen.“ dann verschwand sie wieder.

„Mr. Miller? Oh mein Gott! Der Mr. Miller war doch schon Direktor als ich noch hier an der Schule war. Da blieb mir nur zu hoffen, dass er sich nicht mehr an meine Schulzeit erinnerte. Ich klopfte an und ging rein. Da saß er. Mr. Miller. Das gleiche böse Gesicht wie immer. Dieser Mann konnte Schülern schon Angst machen, wenn er sie nur ansah. Aber eigentlich war er ganz lieb. Das hatte ich gelernt, nachdem ich Stammgast bei ihm war. Man musste nur wissen, wie man mit ihm spricht. Plötzlich fühlte ich mich wieder wie zu meiner Schulzeit.

„Mr. Miller?“

„Ja! Guten Tag! Kommen Sie ruhig rein und“ er stand auf und wollte mir die Hand reichen, aber dann stockte er und sah mich verdutzt an „Orlando? Orlando Bloom?“

Ich hatte es geahnt. Er erinnerte sich an mich.

„Ja, Mr. Miller. Ich würde gerne mit ihnen reden. Ist das grad möglich?“

„Sicher Orlando. Setz dich! Wie geht es dir denn jetzt so? Ich meine als Filmstar? Damit hätte ja damals keiner von uns gerechnet.“

„Sorry, Mr. Miller, aber ich hab wirklich grade gar keine Zeit mich mit ihnen über meine Karriere zu unterhalten. Mich führt ein ganz anderes Problem hierher. Aber wenn das geklärt ist, dann können wir uns gerne unterhalten.“

„OK, dann schieß mal los!“

„Bei ihnen an der Schule hatte sich doch eine Lehrerin aus Deutschland beworben. Lea Winter. Sie hatte vor ein paar Tagen einen Unfall und liegt im Krankenhaus. Sie wissen wovon ich rede?“

„Ja, ich weiß, aber ich darf dir keine Auskünfte über solche Sachen geben.“

„Genau darum geht’s mir! Wissen Sie Ms. Winter ist eine... na ja... sagen wir Bekannte von mir. Und der Unfall um den es geht, das war meine Schuld! Sie kann nichts dafür, dass sie nicht hier ist. Wissen Sie, das war ihr großer Traum hier unterrichten zu dürfen. Wenn sie jetzt nicht schnell genug wieder gesund wird um hier zu unterrichten, muss sie wieder nach Deutschland. Sie wird dann ihre ganzen Träume aufgeben müssen, weil ihr das Geld fehlt sich in einem Jahr noch mal einen Umzug nach Canterbury zu finanzieren, und das tut mir so unendlich Leid. Sie kann nichts dafür. Der Unfall war meine Schuld und nun bin ich auch noch dran schuld, dass sie sich ihren Traum nicht mehr erfüllen kann. Gibt es da gar keine Möglichkeit, dass sie ihr einen kleinen Aufschub gewähren, wenn sie nicht rechtzeitig gesund wird? Es muss doch eine Möglichkeit geben, irgend eine kurzfristige Vertretung zu finden. Sagen sie mir was ich tun kann und ich werde alles machen, was in meinen Möglichkeiten liegt!“

„Nun ja, ich hab auch schon drüber nachgedacht, ob diese Entscheidung, sie hier in diesem Jahr nicht mehr anzunehmen, nicht vielleicht ein bisschen hart ist. Ich denke ich könnte da noch was machen. Und ich glaube auch, dass du uns helfen könntest. Denk jetzt bitte nicht, dass ich betteln gehe, aber weißt du, wir möchten an dieser Schule schon lange einen neuen Spielplatz bauen, nur leider fehlen und die finanziellen Mittel dafür. Die Schüler wollen nun einen kleinen Markt organisieren. Mit Spielzeug, Kuchen, Büchern etc. was sie verkaufen möchten. Ich glaube, wenn du dort auftauchen könntest und ein paar Autogramme gibst, dann würde das den Absatz sicherlich steigern. Aber das hat nichts mit der Einstellung von Ms. Winter zu tun. Das wäre nur eine kleine Bitte an dich! Bist du damit einverstanden?“

„Das heißt jetzt, dass Lea hier doch unterrichten darf, wenn sie wieder gesund ist, ja? Wenn das so ist, dann komm ich gerne zu ihrem Verkauf! Aber ich bin nur noch eine Woche hier, also wann soll dass denn stattfinden?“

„Übermorgen. Ich denke so was macht sich in Ferien besser, als in der Schulzeit. Dann sehen wir uns dann!“

„Ja! wir sehen uns übermorgen!“

JEAH! Ich hatte es geschafft! Nun musste ich es nur noch Lea irgendwie beibringen. Aber besuchen konnte ich sie nicht noch mal. Ich glaubte nicht, dass sie mich sehen wollte. Also .... schrieb ich ihr einen Brief in dem ich versuchte die Sache zu erklären.

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Am nächsten Tag wurde ich wieder einmal von einem Klopfen an meiner Tür geweckt. Aber dieses mal war es angenehmerer Besuch als der von Orlando und mir ging es auch weitaus besser als am Vortag. Es waren Tammy und Samantha.

„Hi! Na wie geht es dir?“ fragte Tammy

„Wie solls mir gehen? Es geht einigermaßen. Und was macht ihr so?“ Sam sah mich an und antwortete:

„Du hast meinem kleinen Bruder ordentlich den Kopf zurechtgerückt, weißt du das Lea?“ fragte Sam. Was hatte ich? Wie kam das denn? Das konnte ich noch nicht so richtig verstehen, aber dann überraschte sie mich noch mehr „Ich soll dir den Brief hier von ihm geben.“

Sie hielt mir einen Umschlag hin. Eigentlich hätte ich ihn am liebsten in die Ecke geworfen, aber meine Neugier war stärker.

Hallo Lea!

Ich wollte dir noch mal sagen, dass es mir alles unglaublich leid tut. Ich weiß, dass ich mit diesen Worten wahrscheinlich nichts wieder gut machen kann, aber es war mir wichtig, das dir noch mal zu sagen. Ich will nicht, dass du mich für das, was ich getan hab hasst!

Weißt du, an dem Tag, an dem wir uns im Park getroffen haben, da hast du mir in dieser kurzen Zeit ein Gefühl gegeben, wie ich es zu lange nicht mehr erlebt hatte. Du hast mir nur einmal in die Augen gesehen und mir damit den Verstand geraubt. Bitte denk jetzt nicht, dass das hier nur eine billige Liebeserklärung werden soll. So ist es nicht! Ich möchte nur, dass du weißt, dass ich mich gerne noch mal mit dir treffen würde. Ich möchte, dass du mich kennen lernst und nicht meine „beschissene gespaltene Persönlichkeit“, wie du es so schön beschrieben hast. Bitte gib mir noch eine Chance, dir zu zeigen, dass ich nicht so bin, wie du jetzt wahrscheinlich denkst.

Und da ist noch etwas, was ich dir sagen will:

Ich war gestern an der Schule, an der du unterrichten wolltest. Das ist die Schule, an die ich vor Jahren auch gegangen bin. Ich kannte sogar den Direktor noch. Ich hab mit ihm gesprochen und ihm erklärt, dass du nichts für diese Sache kannst. Ich hab ihm gesagt, dass du eine perfekte Lehrerin bist und das es dein größter Traum ist, dort unterrichten zu dürfen.

Er hat sich die Sache noch mal überlegt!. Sobald du wieder gesund bist, sollst du zu ihm kommen und dann werdet ihr die Angelegenheit klären. Er versucht für die Zeit in der du evtl. noch krank bist eine Vertretung zu finden.

Ich hoffe, dass ich damit wenigstens ein bisschen wieder gut machen konnte. Es tut mir leid. Ich hoffe wir sehen uns vor meiner Abreise, nächsten Mittwoch noch mal.

Orlando

Ich konnte nicht glauben was ich da gelesen hab. Wieder und wieder las ich, aber es schien wahr zu sein. Er hatte es geschafft, dass ich einen Aufschub bekam. Aber was hatte der Anfang dieses Briefes zu bedeuten. Jedes Mal wenn ich es las, bemerkte ich wie in meinem Bauch Schmetterlinge zu fliegen begannen. Ich konnte ihm einfach nicht mehr so richtig böse sein, auch wenn er es verdient hätte. Ich blickte auf und sah in zwei sehr interessiert schauende Gesichter.

„Was steht denn drin?“ fragte Tammy sofort.

„Ähm... was soll ich dazu sagen? Ihr wisst doch sicherlich, dass ich wieder zurück nach Deutschland wollte, oder? .... Ich weiß nicht was ich dazu sagen soll... Orlando hat die Sache wieder zurechtgerückt. Ich darf doch hier unterrichten.“

„Ich sag ja, du scheinst einen ganz schönen Einfluss auf ihn zu haben!“ antwortet Sam

„Oh Mädels... ich bin so glücklich... natürlich nicht wegen Orlando.... der Typ kann mir trotzdem gestohlen bleiben.. –und das kannst du ihm auch ruhig bestellen Sam!- ... aber ich kann wohl doch hier bleiben!“ Sam lachte.

„Ach Lea! Gib es doch zu! Ich seh dir doch an der Nasenspitze an, dass er dir nicht gestohlen bleiben kann.“ ich merkte wie ich rot wurde, aber sie lächelte mich nur an und sagte gar nichts mehr dazu.

„Wir müssen langsam wieder los!“ sagte Tammy plötzlich „Nicht böse sein, aber wir kommen morgen bestimmt wieder!“

„Ich bin doch nicht böse! Geht ruhig.“ sie umarmten mich noch mal und gingen dann.

Nun war ich wieder alleine. Ich las mir immer wieder diesen Brief durch. „Weißt du, an dem Tag, an dem wir uns im Park getroffen haben, dahast du mir in dieser kurzen Zeit ein Gefühl gegeben, wie ich es zu lange nicht mehr erlebt hatte. Du hast mir nur einmal in die Augen gesehen und mir damit den Verstand geraubt“ ich konnte den Satz mittlerweile schon auswendig, aber ich fühlte mich so wohl, wenn ich das las. Wenn er nur wüsste, dass es mir da nicht anders ging. Aber ich wollte es ihm nicht sagen. Ich hatte zuviel Angst, dass es ihm doch nicht ganz so ernst war. Irgendwann schlief ich mit dem Brief, den ich fest an mein Herz gedrückt hatte ein.

Ich weiß nicht ob mein Wille so schnell wie möglich wieder gesund zu werden mir half, aber nach weiteren 6 Tagen, konnte ich entlassen werden. Tammy hatte eine kleine Willkommens-Party für mich organisiert. Orlando war auch da. Aber ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. Ich wusste nicht was ich ihm zu sagen hätte, außer vielleicht „Danke“? Seine Blicke brannten auf meiner Haut und mein Herz klopfte mir bis zu Hals. Ich konnte einfach nicht mit ihm reden. Ich hätte wahrscheinlich kein vernünftiges Wort rausbekommen.

Der Abend wurde dennoch sehr lustig und wir tranken viel. Ich glaub ich war irgendwann ziemlich betrunken, aber das Lachen bereitete mir noch ziemliche Probleme, wegen der gebrochenen Rippen. Dann kamen alle auf die Idee zu tanzen. Ihr könnt euch ja vielleicht vorstellen, dass das mit gebrochenen Rippen nicht so gut ist. Also stellte ich mich an die Tanzfläche und sah den anderen zu.

Plötzlich merkte ich, wie jemand hinter mir stand. Ich konnte förmlich seinen Atem in meinen Haaren spüren. Ich spürte ein angenehmes Kribbeln von meinen Füßen bis in meinen Kopf steigen.

„Wie geht´s dir?“ fragte er leise und trat näher an mich heran. Ich wollte das nicht. Ich wollte nicht, dass er mir zu nahe kam. Er würde bestimmt mein Herz rasen hören und er würde sehen, wie meine Hände begannen zu zittern, wenn er mir so nah war.

„Mmhh, geht schon.“ murmelte ich.

„Willst du tanzen?“ Die Schmetterlinge in meinem Bauch legten nun noch einmal richtig los. Was sollte ich tun? Ich wusste es nicht.

„Ja!“ hörte ich mich sagen und ich konnte es selber nicht glauben. Er nahm meine Hand und zog mich auf die Tanzfläche. Meine Hände waren eiskalt. Er schien das sofort bemerkt zu haben und lächelte mich an. Wie ich dieses Lächeln hasste! Es raubte mir den Verstand, es vernebelte mir die Sinne und es ließ mich Dinge tun, die ich sonst niemals getan hätte. Wie zum Beispiel hier mit ihm zu tanzen.

Sie spielten ein sehr langsames Lied, was die Sache für mich noch schlimmer machte. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Aber ich brauchte nicht viel nachdenken, weil Orlando die Initiative ergriff. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es mir nicht gefiel, als er mich näher an sich zog. Ich atmete tief den Duft seines Parfums ein und in meinem Kopf begann sich alles zu drehen. Ich versuchte mich auf den Text des Liedes zu konzentrieren um meine Gedanken und Gefühle wieder ein bisschen zu sammeln, aber das machte es nur noch schlimmer.

Was war nur los mit mir? Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen...

„Danke!“ flüsterte ich. Er lockert seinen Griff, strich mir sanft über die Wange, fasste mein Kinn und hob mein Gesicht an

„Wofür denn? Ich hab nur versucht, dass wieder gut zu machen, was ich verbockt habe!“ dabei sah er mich mit seinen braunen Augen an, dass ich zu Wachs in seinen Händen wurde. Wir kamen uns immer näher. Ich spürte seinen Atem in meinem Gesicht Es fühlte sich so schön an, wie er mir zärtlich mit den Fingerspitzen über Gesicht und Hals strich. Ich schloss die Augen und gab mich dem hin. Dann küsste er mich. Ich wollte zurückschrecken, aber ich konnte es nicht. Ich erwiderte seinen Kuss und ich spürte, dass es richtig so war. Er war so zärtlich zu mir. Das war der Moment in dem ich mein Herz verlor.

„Hey ihr beiden Streithähne! Was ist denn hier los? Lea ich glaube deine Gehirnerschütterung hat bleibende Schäden hinterlassen, was?“ erschrocken fuhren wir auseinander und sahen uns verwirrt an...

Kapitel 4

Vielleicht war es ein bisschen gemein, Orlando da so einfach stehen zu lassen, aber ich war mir in diesem Moment überhaupt nicht mehr klar darüber, was ich denken oder fühlen sollte. Meine Gedanken spielten verrückt. Genau so wie die Schmetterlinge in meinem Bauch. Was hatte er da bloß mit mir angestellt? Ich war doch sonst nicht so, ich konnte mich doch sonst eigentlich immer zurückhalten, aber bei ihm galt das alles nicht mehr. Er verdrehte mir total den Kopf und ich konnte absolut nichts dagegen tun. Die Beste Entscheidung in diesem Moment war wohl nach Hause zu gehen. Ich machte mich auf die Suche nach Tammy und fand sie, wie sie gerade mit Orlando redete. Ich hörte ein paar Worte von dem was Orlando ihr sagte.

„Ach Tammy, ich weiß auch nicht. Seit dem ich sie an diesem Brunnen im Park getroffen hab, macht sie mich verrückt. Sei doch ehrlich! Ich benehm mich manchmal wie ein Idiot! Ich weiß auch nicht was ich noch machen soll!“ sprach er da über mich? Wieder drehte sich der Inhalt meines Magens.

„Tja, ich würd mal sagen du hast dich verliebt!“ antwortete Tammy ihm kurz. Ich glaubte meinen Ohren nicht mehr trauen zu können. Das konnte doch nicht wahr sein! Das ganze machte mich unglaublich nervös. Am liebsten wär ich auf der Stelle im Boden versunken. Gerade als ich mich umdrehen und gehen wollte, bemerkten die beiden mich.

„Hey Lea, wir haben grad von dir geredet!“ rief Tammy mir lachend entgegen und Orlando warf ihr einen vernichtenden Blick zu. „Ist doch so! Brauchst mich gar nicht so angucken!“

„Ich glaub sie hat für heute Abend genug getrunken.“ sagte er verlegen und deutete auf Tammy, die immer noch breit grinste. Ich vergaß wieder alles um mich herum, als er mich so ansah. Ich hasste dieses Gefühl, langsam aber sicher wurde ich dann jedes mal unzurechnungsfähig. Genau so fühlte ich mich auch vor unserem Kuss. Aber ich wollte das nicht, ich wollte mir einfach sagen können, dass mir dieser Typ dort gar nichts bedeutete und dass ich mich schon gar nicht in ihn verliebt hatte! Aber ich konnte es nicht, weil es ganz einfach nicht stimmte. Ich hatte mich verliebt und das schlimmer als je zuvor. Das machte mir Angst. Wenn er ein ganz normaler Typ gewesen wäre, wäre es nicht so schlimm, aber das war er nicht! Er war Schauspieler und die halbe Welt kannte ihn. Ständig liefen ihm irgendwelche Mädchen hinterher. Er konnte jede haben, die er wollte. Aber warum schien er ausgerechnet mich zu wollen? Ich wollte mich, trotz meiner Gefühle, auf keinen Fall auf etwas einlassen. Dabei wären Ärger, Schmerzen und Angst doch schon vorprogrammiert gewesen! Aber ich wollte ihn auch nicht ganz aus meinem Leben streichen. Wie gesagt, meine Gefühle spielten vollkommen verrückt.

„Tammy, wenn du dann mal fertig bist mit Grinsen, wollt ich dir nur mal sagen, dass ich mich mal wieder auf den Weg nach Hause mache! Danke noch mal für alles.“ aber wieder grinste sie nur vor sich hin.

„Ach, das war doch selbstverständlich. Wir sind doch alle froh, dass du wieder da bist und das du, vor allen Dingen auch dableibst! Besonders Orlando, glaub ich?“ Orlando, der noch immer neben ihr stand, verpasste ihr einen leichten Klaps auf den Hinterkopf und sah sie böse an, aber sie freute sich noch immer.

„Gut, ich geh dann mal, aber wir sehen und morgen, Okay?“

„Willst du wirklich alleine los? Es ist jetzt 23 Uhr und du hast eine ganze Ecke zu laufen.“ sagte Tammy und grinste wieder schelmisch zu Orlando.

„Ach, das ist schon in Ordnung. Ich glaub ich find auch allein nach Hause!“ langsam begann sie mich mit ihren Kuppelversuchen wirklich aufzuregen. Aber mit Orlandos Reaktion hatte ich beim besten Willen auch nicht gerechnet.

„Schon okay, ich bring dich!“ Nein! Das wollte ich nicht, aber so sehr ich auch versuchte ihm klarzumachen, dass ich es auch alleine schaffte, er ließ sich nicht davon abbringen. Also ließ ich mich gezwungenermaßen begleiten. Als wir draußen waren blieb er stehen und sah mir in die Augen.

„Weißt du, ich würde mich gerne bei dir entschuldigen, für das was da grade passiert ist, aber ich kann es nicht!“ Unverständlicherweise fiel mir damit ein Stein vom Herzen. Ich hätte ja befürchtet, dass er mir sagt „Es war ein großer Fehler“ oder so was in der Art, aber das es ihm nicht leid tat... Das brachte mich wieder vollkommen durcheinander.

„Was ich aber eigentlich vorhin wollte... du weißt schon... vor dem Kuss.... Ich wollte mit dir reden. Ich denke, das geht nicht mehr so weiter mit uns!“

Damit hatte er recht Vor allem ging es jetzt nicht mehr so weiter mit uns, ich diesen arroganten Blödmann hier neben mir. Vielleicht ein bisschen mehr als es gut gewesen wäre, aber ich wollte mir nicht selber wehtun und mich in ihn verlieben. Vielleicht könnten wir ja wenigstens Freunde werden. Das war die einzige Möglichkeit ihn nicht ganz zu verlieren. Aber ich tat mir damit weh, auch wenn ich es nicht wollte, aber das bemerkte ich erst später. Zu spät vielleicht....

„Das denke ich auch“ sagte ich „Es tut mir echt leid, was ich dir so alles an den Kopf geworfen habe. Ich bin dir wirklich dankbar, für das was du für mich gemacht hast.“

„Ich hab dir doch schon mal gesagt, dass du mir für nichts danken sollst. Irgendwie wird es für mich immer schwerer, diese Glitzerwelt, in der Mann nur überleben kann indem man nichts und niemanden zu nah an sich rankommen lassen sollte, und meiner Heimat hier.“

Er war so süß, wie er versuchte sich zu rechtfertigen.

„Orlando? Was hältst du davon, wenn wir einfach noch mal von vorn anfangen?

„Das ist eine gute Idee. Also vergessen wir alles was bis jetzt zwischen uns passiert ist?“ Das war es was ich wollte. Einfach noch mal von vorn anfangen und alles vergessen, alles... alles bis auf den Kuss...

„Tun wir das! Also... „Hallo, ich bin Lea“ er lächelte mich an und antwortete

„Hallo Lea, ich bin Orlando!“

Dann waren wir auch schon vor meiner Wohnung. Wie schnell doch die Zeit verging, wenn ich mit ihm zusammen war. Ich wollte jetzt noch nicht alleine sein. Ich wollte ihn doch besser kennen lernen.

„Ähm, Orlando? Hast du vielleicht Lust noch mit reinzukommen?... Nur so zum erzählen... So als Freund?“

„Als Freund, ja?“ er lächelte... Arggg... Warum musste er denn nur so gut aussehen, wenn er lächelte? Da waren sie wieder... Die Schmetterlinge in meinem Bauch.

Natürlich kam er mit rein. Ich hatte noch eine Flasche Wein im Schrank die wir aufmachten und dann machten wir es uns gemütlich. Endlich redete er mal über etwas anderes als über Hollywood... endlich hörte er mir zu wenn ich etwas sagte... endlich merkte ich, dass ich ihn sehr mochte. Aber wir waren NUR FREUNDE! Irgendwann schalteten wir den Fernseher ein. Es lief grad „The Ring“ Ich liebte zwar Horrorfilme, aber ich hatte auch immer schreckliche Angst bei solchen Sachen. Ich nahm mir das größte Kissen, was ich auf meiner Couch finden konnte und hielt mich krampfhaft daran fest, immer in der Hoffnung, dass ich es mir rechtzeitig vor die Augen halten konnte. Dann legte er seinen Arm um mich.

„Na Kleine? Angst? Du darfst dich ruhig trauen dich anzulehnen!“ Warum tat er das? Was sollte dieser Hinweis? Natürlich wollte ich mich liebend gerne anlehnen, aber je näher ich ihm kam umso mehr drohte mein Herz zu zerspringen. Seine Nähe tat mir weh, aber warum?

„OK, wenn du meinst, dann mach ich das, aber ich warne dich vor, es haben schon so einige Leute blaue Flecken und Kratzspuren gehabt, wenn sie mit mir Horrorfilme geguckt haben!“

Ich lehnte mich an ihn und es fühlte sich wieder so gut an. Mein Herz fing wieder an wie wild zu klopfen und die Schmetterlinge in meinem Bauch entwickelten sich langsam zu Düsenfliegern. Der Film wurde immer schrecklicher und ich kuschelte mich immer mehr an ihn. Aber irgendwann, ich weiß nicht ob es am Wein lag, überkam mich die Müdigkeit Ich schloss die Augen, dann merkte ich, wie er mir die Haare aus dem Gesicht strich und meine Wange streichelte. Er flüsterte „Schade, dass ich am Mittwoch wieder los muss. Ich mag dich nämlich wirklich meine Kleine“. Er dachte wahrscheinlich dass ich schlief. Ich fühlte mich so wohl und geborgen. Dann schlief ich ein...

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Ich legte meinen Arm um mich und sich kuschelte sich immer näher zu mir. Da fühlte sich so gut an. Ihre Haare rochen so gut und sie war so warm. Ich dachte mein Herz würde mir gleich aus dem Hals springen. Das war so wunderschön. So hätte wir ewig hier bleiben können. Plötzlich merkte ich, dass sie eingeschlafen war. Sie war so niedlich, wie sie da so an mich gekuschelt schlief. Ich streichelte ihr Gesicht Ich glaube, das war dann der Moment in dem das passierte, was niemals hätte passieren dürfen. Ich verliebte mich in sie! Ich wollte das nicht! Sie passte doch eigentlich gar nicht in meine Welt. Ich wollte ihr das alles niemals zumuten. Die ganzen Fotografen, die mich ständig verfolgten, die Teenies die mir schon fast überall auflauerten, die ganze Zeit, die ich in der ganzen Welt unterwegs war und damit keine Zeit für sie hätte. Das wolle ich ihr nicht antun. Aber warum machte ich mir Sorgen? Wahrscheinlich ging es ihr gar nicht so wie mir. Über diesen ganzen Gedanken schlief ich dann auch irgendwann ein.

Als ich aufwachte war es schon hell. Ich traute mich nicht, mich zu bewegen. Sie lag immer noch so friedlich in meinen Armen und ich wollte sie nicht wecken. Aber das war wohl zu spät.

„Orlando? Was machst du noch hier? Wie spät ist es überhaupt?“ sie schaute mich verschlafen an.

„Ich muss wohl auch eingeschlafen sein und ich wollte dich nicht wecken. Aber keine Sorge, ich werde gleich gehen.“

„Nein! Bleib noch ein bisschen. Es ist immer so langweilig alleine zu frühstücken.“ Das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen.

„OK, dann kochst du Kaffee und ich mach mich kurz auf den Weg zur Bäckerei?“

„Oh ja, das wäre schön!“ jetzt wo sie aufgestanden war, fehlte mir ihre Wärme. Ich durfte sie auf keinen Fall merken lassen, was in mir vorging. Da war es eine gute Ablenkung zur Bäckerei zu laufen.

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Als er auf dem Weg zum Bäcker war, ging ich erst mal unter die Dusche. Beim Duschen konnte ich meine Gedanken endlich mal ein bisschen schweifen lassen. Von Minute zu Minute gefiel er mir mehr. Seit dem wir uns das erste Mal gesehen hatten, hatte er sich komplett verändert. Aus diesem Möchtegern-Sternchen war auf einmal ein lieber und verständnisvoller Mensch geworden. Das hätte ich nie für möglich gehalten. Immer wenn ich an ihn dachte hatte ich Schmetterlinge im Bauch und im Moment dachte ich sehr viel an ihn. Hoffentlich war es nicht ein Fehler von mir, mich mit ihm anfreunden zu wollen, denn wie heißt es doch so schön? Männer und Frauen können keine Freunde sein? Aber wir konnten es ja versuchen, oder? Ich wusste es selber nicht mehr. Wollte ich wirklich nur eine Freundin sein? Na ja wenigstens war es eine Möglichkeit ihn nicht zu verlieren.... So langsam wurde mir etwas klar... es war etwas passiert, was mir nie hätte passieren dürfen... ich merkte, dass ich mich wirklich verliebt hatte.

Zum Glück hörte ich in diesem Moment etwas in meinem Wohnzimmer klappern. Das musste wohl Orlando sein. Wieder klopfte mir mein Herz bis zum Hals. Ich trocknete mich ab, zog mich an, holte tief Luft und ging ins Wohnzimmer. Er war wohl schon eine Weile wieder da, oder stand ich so lange unter der Dusche? Jedenfalls hatte er schon den Frühstückstisch gedeckt. Er brachte mich immer mehr zum staunen.

Als wir am Frühstückstisch saßen fragte er:

„Was hast du denn heute noch so vor?“

„Eigentlich nichts besonderes, warum? Wolltest du mich irgendwohin einladen?“ Das sollte eigentlich ein Scherz sein.

„Wenn du Lust hast... was hältst du davon, wenn wir nach London fahren? Ich weiß, dass du noch nicht da gewesen bist. Außerdem müsste ich sowieso mal wieder in meine Wohnung...“

„Ja, Gute Idee! Lass uns nach London fahren! Und du? Spielst dann den Stadtführer? Na da bin ich ja mal gespannt.“ lachte ich. Das konnte interessant werden.

Nach dem Frühstück gingen wir dann zu ihm, um das Auto zu holen. Es war wirklich erstaunlich, wie er sich einen Trampelpfad durch ein paar Gärten geschlagen hatte um unerkannt ins Haus zu kommen. Am Tisch saßen seine Mutter und Samantha.

„Lea? Was machst denn du hier? Und dann auch noch mit Orlando? Ich kann mich gut erinnern, dass du ihm von einer Woche noch am liebsten die Augen ausgekratzt hättest.“

Sagte Sam. Stimmt ja, sie hatte ja keine Ahnung. Sie war gestern Abend ja nicht mit auf der Party. Sie stand auf und fragte mich, ob ich mal kurz mitkommen würde. Das war klar, sie wollte sicherlich wissen, was passiert war. Orlando war ein wenig verdutzt, aber er setzte sich zu seiner Mutter an den Tisch und sagte „Geh ruhig!“

„Na jetzt bist du mir aber mal eine Erklärung schuldig! Hat er es geschafft dich um den Finger zu wickeln, oder wie lass uns mal hochgehen.“

„Nein, wir haben uns gestern Abend ausgesprochen.“

„Ach und wo war er über Nacht? Sag jetzt nicht bei dir!“

„Ähm, doch... bei mir, aber es ist nichts passiert! Wir haben uns ganz einfach nur ein bisschen angefreundet“ log ich sie an, aber sie bemerkte das.

„Ach Lea! Das nehme ich dir nicht ab.“ Da klingelte es an der Tür und jemand kam die Treppe rauf. Die Tür ging auf und es war... Tammy

„Oh gut, dass ihr jetzt beide hier seid, da könnt ihr ja mit dem Kreuzverhör beginnen!“ sagte ich ein bisschen ärgerlich. Warum konnte man mir nicht einfach glauben, dass wir nur Freunde sein wollten? Oder war das so offensichtlich, dass ich ihn ein bisschen mehr mochte?

„Was? Kreuzverhör? Hä? Was ist denn los? Was machst du überhaupt hier Lea?“ Tammy war ein bisschen verdutzt.

Sam lächelte sie an „Das glaubst du sowieso nicht, was sie hier macht! Sie kam hier grad an... mit Orlando, die beiden wollen nach London fahren, und den Rest versuch ich hier grad aus ihr rauszukriegen“

Tammy warf sich neben mich aufs Sofa.

„Was? Los! Erzähl! Läuft da was?“

„Nein! Es läuft nichts! Er hat mich gestern nur nach Hause gebracht und irgendwie sind wir dann auf der Couch eingeschlafen Mehr ist da nicht.“ Das war bestimmt nicht sehr überzeugend, weil ich bei dem Satz, dass da nicht mehr ist wohl rot bis in die Haarspitzen geworden war.

„Ach Mensch Lea, lüg uns doch nicht an! Du magst ihn, oder? Und er mag dich, dass hab ich ja nun gestern Abend schon erfahren. Aber woher dieser Sinneswandel?“ wieder breitete sich dieses unmögliche Grinsen auf ihrem Gesicht aus. „Er liebt dich, du liebst ihn... wo liegt denn euer Problem? Ich versteh das nicht!“

„Ja Tammy, dass du das nicht verstehst, hab ich schon bemerkt!“ sagte ich in einem vielleicht etwas zu ärgerlichen Ton.

„Wow!“ antwortete sie „Unser Prinzesschen fühlt sich angegriffen, also ist da wohl was dran, oder?“ ich merkte wie ich rot wurde. Ich wollte mich nicht mit ihr streiten und ich wollte nicht mehr darüber reden, aber diese fragenden Blicke ließen mir keine Wahl.

„Wir haben uns gestern Abend lange unterhalten und haben uns entschlossen, noch mal von vorn anzufangen. Tammy, du hast doch mitgekriegt, was gestern Abend auf der Party passiert ist. Ich meine, wir uns geküsst haben. Ich glaub ich weiß selber nicht mehr was los ist. Ich glaub ich hab mich so ein ganz klein bisschen verliebt.“

Sam war sichtlich überrascht. „Was? In meinen Bruder? Du musst ja wissen, was du machst, aber ich rate dir, sehe dich vor! Ich kenne ihn. Wenn er eine Weile hier war, ist er zwar ein ganz normaler Mensch, aber lass ihn mal wieder nach LA gehen, dann wird er wieder das größte Arschloch der Welt. Lass dich nicht einwickeln. Und sei vorsichtig!“ Das was sie sagte, hatte ich mir schon gedacht, aber ich wollte ihm doch nicht sagen, dass ich mich verliebt habe, also bestand doch eigentlich keine Gefahr. Wenn ich nicht mit ihm zusammen war, dann konnte er mich auch nicht verletzen. Da hörte ich Orlando rufen. Ich glaub ich sollte mal wieder runtergehen, wenn wir heute noch loswollten.

„So Mädels, tut mir leid, aber ich muss los! Danke Sam! Ich werde mich vorsehen und wenn wir wieder hier sind, dann können wir ja weiterreden.“

„Na Hoffentlich!“ sagten Tammy und Sam in einem Atemzug. „Machs gut! Wir sehen uns!“

Unten an der Treppe wartete Orlando schon auf mich. Er hatte die Autoschlüssel in der Hand und sagte ich solle mich mal ein bisschen beeilen. Dann machten wir uns auf den Weg nach London. Als erstes wollte er zu seiner Wohnung fahren. Ich fand es wirklich faszinierend wie er sich hier in dieser Stadt zurechtfand. Ich mit meinem Orientierungssinn... Irgendwann waren wir dann, keine Ahnung wie, dort angekommen. Ich kam aus dem staunen nicht mehr raus. Die Wohnung war riesengroß und wunderschön. Aber es roch ein bisschen muffig, also wollte ich ein Fenster aufmachen. In einer Ecke entdeckte ich etwas, was aussah wie etwas was mal eine Blume gewesen sein könnte.

„Was ist das denn hier?“ fragte ich ihn „Soll das mal eine Pflanze gewesen sein? Vielleicht solltest du mal drüber nachdenken dir Plastbäume anzuschaffen, was?“

„Ha ha! Sehr witzig! Hast du Hunger?”

„Vielleicht schon, aber wenn das genauso aussieht wie deine Blume hier, oder vielleicht schon Beine hat, dann verzichte ich lieber“

„Du bist blöd!“ lachte er „Ich meinte, wir könnten uns ja eine Pizza bestellen, was hältst du davon?“

„Ja, Pizza klingt gut. Mach mal!“

Ich wollte mich mal in der Wohnung umsehen und öffnete eine Tür. Ach du Sch*** dachte ich.

„Orlando! Komm schnell! Ich glaub du hast hier ein Problem“ Ich war in der Küche gelandet, allerdings stand diese komplett unter Wasser. Orlando erschrak sich aber noch mehr als ich.

„Oh, Gott! Was ist denn hier passiert?“

„Hilfe! Was machen wir denn nun?“

„Na ja, wenn ich mir das hier so angucke, dann würde ich sagen, du versuchst erst mal das Wasser abzudrehen, oder? Du musst doch hier irgendwo einen Haupthahn haben.“ Genau! Da unter der Spüle war auch einer, aber ich schaffte es nicht den zuzudrehen. Gott sei Dank, eilte mir der starke Mann an meiner Seite sofort zu Hilfe und schaffte es auch.

„Und was machen wir nun? Wir müssen ja erst mal das Wasser ein bisschen wegkriegen bevor hier ein Klempner kommt“ sagte ich, aber er hatte schon ein paar Lappen und einen Eimer geholt. Ich nahm mir einen Stapel Lappen und versuchte ein bisschen aufzuwischen, da klatschte mir auf einmal ein nasser Lappen genau ins Gesicht.

„Du Spinner! Na warte! Dich krieg ich!“ ich nahm einen Lappen und versuchte zu zielen, aber da hatte er mich schon von hinten geschnappt und drückte mir einen nassen Schwamm ins Gesicht. Er hielt mich so fest, dass ich kaum noch Luft bekam. Dann nahm er den Schwamm weg und sah mir direkt in die Augen. Meine Sinne begannen wieder zu schwinden und die Düsenflieger in meinem Bauch starteten auch wieder. Es war wie an diesem Abend auf der Party, aber ich dachte wir hatte uns ausgesprochen, ich dachte wir wollten nur Freunde sein, aber ich konnte mich nicht gegen meinen Wunsch wehren ihn wieder küssen zu wollen.

Kapitel 5

... genau in diesem Moment klingelte es an der Tür und erschrocken fuhren wir auseinander. „Genau im richtigen Moment!“ dachte ich. Einerseits war ich ja froh, dass es gerade jetzt klingelte. Es bewahrte uns wahrscheinlich mal wieder vor einem großen Fehler, aber andererseits hätte ich ihn nur allzu gerne wieder geküsst. Ich war total durcheinander. Ich war froh, als Orlando sich aufraffte und zur Tür ging. Um mich abzulenken versuchte ich erst mal die Lage in der Küche unter Kontrolle zu bringen. Aber mein Herz klopfte noch immer wie verrückt und mein Hände zitterten, als ich versuchte das Wasser vom Boden zu wischen. Ich musste mich erst mal wieder sammeln und meine Gefühle ordnen.

Zum Glück redeten wir nicht weiter über diese Situation. Wir aßen Pizza und taten als wäre nichts gewesen. Das konnten wir ja mittlerweile wirklich gut! Nachdem der Klempner da war und alles wieder in Ordnung gebracht hatte. streckte ich die Beine auf dem Sofa aus, verschränkte die Arme hinter meinem Kopf, sah an die Decke und dachte nach. Orlando war gerade irgendwo in der Küche oder so und ich hatte Zeit mich ein bisschen zu entspannen... dachte ich jedenfalls.

„Ey! Hier wird nicht geschlafen!“ riss er mich plötzlich aus meinen Gedanken. Los! Schuhe an! Ich zeig dir jetzt London!

„Och Mensch!“ grummelte ich „2 Minuten Ruhe! Bitte!“ aber er ließ sich nicht überzeugen. Er warf mir meine Jacke aufs Gesicht und lachte.

„Los jetzt!“ Auch wenn ich keine Lust hatte, aber ich musste wohl. Ich stand auf, zog mich an und wir machten uns auf den Weg. Ich glaube wir hatten an diesem einen Nachmittag ganz London abgelaufen und zu meinem Erstaunen, blieben wir, bis auf ein paar Autogramme, die er geben musste, auch ziemlich ungestört. Ich hatte irgendwie ein bisschen Angst, davor zusammen mit ihm von Fotografen erwischt zu werden. Ich hatte nichts auf irgendwelchen Titelblätter und Internetseiten verloren. Also versuchte ich mich immer irgendwie in seinem Hintergrund zu halten, was er allerdings nicht verstand.

„Was machst´n du?“ fragte er ständig, wenn ich wieder zwei Schritte hinter ihm lief. Dann zog er mich zu sich. Er schien nicht zu merken, wie unwohl ich mich fühlte.

Als wir wieder in seiner Wohnung waren fiel mir erst mal ein großer Stein vom Herzen. Keine Fotografen! Keine Presse! Gott sei Dank! Aber mir taten die Füße weh. Ich wollte jetzt nichts mehr, als mich einfach hinsetzen und für einen Moment meine Ruhe haben. Ich warf meine Schuhe in die Ecke. Warum musste ich auch immer diese beschissenen Hochhackigen Dinger tragen?

„Ich kann nicht mehr!“ stöhnte ich und lehnte mich zurück. „Wann wollen wir eigentlich wieder zurück?“

„Zurück?“ fragte er und warf sich auf einen Sessel „Ich dachte mir, wir bleiben hier! Dann könnten wir heute Abend noch ein bisschen durch die Clubs ziehen und glaub mir, London hat eine Menge guter Clubs.“ Das wäre schon interessant, aber ich hatte doch absolut nichts dabei.

„Hättest du das nicht früher sagen können? Ich hab doch gar keine Klamotten dabei! Wie stellst du dir das denn vor? Soll ich Nackt gehen, oder was?“ Da war natürlich eine tolle Frage. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.

„Ach... mich würds nicht stören!“ ohne zu antworten warf ich ihm ein Kissen ins Gesicht. Beleidigt schaute er mich an. „Nicht? Schade! Na dann müssen wir dir wohl noch was besorgen was? Dann mal los! Nicht so faul rumsitzen!“ Toll! Gerade hatten sich meine Füße wieder ein bisschen erholt und schon gings wieder los.

Nach unserem Einkaufsmarathon war ich wirklich am Ende meiner Kräfte, ich warf mich auf seine Couch und wollte mich nicht mehr bewegen. Ich schloss die Augen und schlief ein. Als ich aufwachte saß er neben mir und beobachtete mich.

„Na? Gut geschlafen?“ ich blinzelte ihn müde an und meine Gefühle begannen wieder verrückt zu spielen.

„Hmm...“ brummte ich noch ein wenig verschlafen und richtete mich auf und er setzte sich neben mich. Er zog mich an sich und fuhr mir durch die Haare. Gott! Warum tat er das? Merkte er nicht, wie nervös mich das machte? „Du siehst aus wie ein Engel, wenn du schläfst, weißt du das?“ Ich drehte mich zu ihm und sah ihm in die Augen. Ich konnte nicht mehr denken. Meine Sinne vernebelten sich mehr und mehr. Mein Herz raste, meine Hände zitterten und mein Atem beschleunigte sich. Ich wollte das nicht, aber ich konnte mich nicht dagegen wehren. Alle klaren Gedanken verschwammen, wenn er in meiner Nähe war. Ich wollte mich niemals in ihn verlieben, aber es war zu spät! Es war viel zu spät! Zärtlich strich er mir über die Wange. Diese Berührungen brannten wie Feuer auf meiner Haut. Seine Finger wanderten zu meinem Kinn und hoben es sanft an. Ich spürte seinen warmen Atem in meinem Gesicht während wir uns immer näher kamen. Nur noch Millimeter entfernten seine warmen, weichen Lippen von meinen. Plötzlich drehte er sich weg und sah auf die Uhr.

„Es ist schon spät! Wir müssen und langsam fertig machen, wenn wir noch irgendwo hinwollen!“ Ich schrie innerlich und mein Herz drohte zu zerspringen.

„Willst du duschen?“ fragte er wieder mal, als wäre das gerade alles nicht passiert.

„Ähm... Ja..“ riss ich mich aus meiner Versteinerung. Er warf mir ein Handtuch zu. Ich ging erst mal kalt duschen und versuchte mich wieder zu beruhigen. Aber meine Gedanken hörten nicht auf um die Frage zu kreisen, warum er das alles tat und es dann jedes mal so abrupt beendete.

Noch ein bisschen Make up, und ja... ich sah gut aus heute abend. Der kurze Rock, die rote, ein wenig... naja... durchsichtige Bluse, die schwarzen Stiefel. Ja, ich gefiel mir. Also konnte es losgehen. Als ich aus dem Bad kam, hatte er sich auch schon ordentlich in Schale geschmissen. Oh Gott, der Mann sah wirklich so verdammt gut aus!

Wir zogen durch ca. 5 Läden, bis wir endlich was passendes gefunden hatte. Dort entdeckte Orlando ein paar seiner Freunde und wir setzten uns zu ihnen. Wir tranken wirklich ziemlich viel an dem Abend. Vielleicht trank ich so viel, weil ich seine Blicke, die mich ununterbrochen musterten nicht ertragen konnte. Ich wollte dieses Gefühl, was mich beinahe verrückt machte, nicht mehr spüren. Ich hatte mich in einen der bestaussehensten und beliebtesten Schauspieler der Welt verliebt, als wenn das nicht schon genug wäre. Aber das er mir auch noch das Gefühl gab, als ginge es ihm genauso, dass machte mich fast wahnsinnig. Ich wollte einfach alles vergessen und über nichts mehr nachdenken müssen. Das tat ich dann auch. Ich schaffte es mit seiner Hilfe noch gerade so ins Taxi und die Treppen hinauf in seine Wohnung, meinen Verstand hatte ich wahrscheinlich in dem Club gelassen. Als wir zur Tür reinkamen warf ich erst mal diese unbequemen Stiefel in die Ecke, und schmiss mich in den erstbesten Sessel. Orlando war in der Küche verschwunden.

Nach 10 Minuten kam er tatsächlich mit einer Flasche Wein und zwei Gläsern aus der Küche zurück.

„Och nee! Nich noch mehr Alohol!“ lallte ich. Und er lachte.

„Hast wohl genug was?“

„Ja! Wenn ich morgen nicht den ganzen Tag über der Kloschüssel hängen will, dann reichts wohl für heute!“ wieder lachte er und warf sich auf die Couch. Als ich ihn dort so liegen sah kamen mir wieder die altbekannten Gedanken. Warum sieht der Kerl nur so gut aus?

„Kommst du zu mir?“ fragte er und sah mich mit einem unglaublich treudoofen Dackelblick an. „Das ist so kalt hier ohne dich.“

„Ja ja... so kalt...“ ich dachte mir meinen Teil dazu, aber ich machte es trotzdem. Wie gesagt, meinen Verstand hatte ich in der Bar vergessen und das machte sich bemerkbar! Es war wirklich ein bisschen kalt in der Wohnung. Er legte seinen Arm um mich.

„Das war ein wunderschöner Abend mit dir, weißt du das?“ Ich sah ihm wieder in die Augen. Und verlor mich darin. Er roch so gut. Er konnte eine ganze Nacht durchtanzen und trotzdem roch er noch so gut. Ich wollte ihn küssen und ich wollte nicht, dass uns irgendwas wieder unterbrach. Ich drehte mich geschickt, setzte mich auf seine Beine und beugte mich über ihn. Er machte keinerlei Anstallten sich dagegen zu wehren. Unsere Küsse wurden immer heftiger und ich spürte seine Hand unter meiner Bluse. Ich konnte mich nicht mehr dagegen sträuben. Ich zog ihm das Hemd aus. Er war so warm. Er roch so gut. Er stand auf und trug mich in sein Schlafzimmer. In dieser Nacht war mir alles egal. Ich wollte einfach nur bei ihm sein, ihn spüren, mit ihm schlafen...

Irgendwann schliefen wir ein. Als ich zum ersten mal wach wurde, war es schon ziemlich hell, ich glaube es muss schon fast Mittag gewesen sein, aber ich hatte keine Lust die Augen aufzumachen. Mein Kopf dröhnte, ich konnte mich noch an alle Einzelheiten der letzten Nacht erinnern aber ich bereute nichts. Ich wollte für immer hier in seinen Armen liegen bleiben. Scheinbar hatte er nicht gemerkt, dass ich wach war, denn er strich durch meine Haare und sagte:

„Ach Lea, was machst du bloß mit mir? Wie schaffst du es immer wieder mir den Kopf zu verdrehen? „Ich glaub ich hab mich total in dich verliebt!“ Er küsste mich auf die Stirn. Mein Herz machte einen Satz, es fühlte sich an wie ein Blitz, der durch meinen Körper zuckte. Er liebt mich! Wie oft hatte ich versucht, ihn nicht merken zu lassen, dass ich mich in ihn verliebt hatte. Ich hatte ja keine Ahnung, dass es ihm genau so ging. Aber ich öffnete die Augen nicht. Ich glaube nicht, dass er wollte das ich das hörte. Aber jetzt fühlte ich mich noch wohler hier, mit diesem Gedanken schlief ich wieder ein.

Irgendwann wurden wir ziemlich unsanft durch das Klingeln seines Telefons geweckt. Er sprang auf und lief ins Wohnzimmer. Jetzt war ich alleine hier. Vielleicht sollte ich auch langsam aufstehen. Aber ich wollte nicht! Ich fühlte mich so wohl hier und sein Bett war noch so war. Also kuschelte ich mich in sein Kissen. Als er aber nach 15 Minuten noch nicht wieder da war, schnappte ich mir mein Handtuch und sprang unter die Dusche. Als ich fertig war, wickelte ich mir das Handtuch um und ging in die Küche. Er stand dort und kochte grade Kaffee. Ich stand eine Weile im Türrahmen und beobachtete ihn. Er hatte mir so viel gegeben in dieser Nacht. Ich fühlte mich wie ein Teil von ihm. Ich liebte ihn und endlich schien es, als wenn sich meine Träume erfüllen sollten. Als er mich bemerkte erschrak er sich.

„Oh... Ähm... Guten Morgen! Ich mach grad Kaffee, willst du auch einen?“ Mir fiel auf, dass er sich nicht umdrehte als ich zur Tür reinkam. Er stand nur da und werkelte an seiner Kaffeemaschine. Ich ging auf ihn zu, schlang meine Arme um seinen Körper und knabberte an seinem Ohr. Ich wusste nicht was ich denken sollte, als er meine Arme, ziemlich unsanft von seinem Körper löste.

„Hör auf damit Lea!“ schnauzte mich an.

„Was?“ fragte ich ungläubig. Ich konnte nicht glauben, was und vor allem wie er das gerade gesagt hatte.

„Du hast mich schon verstanden! Hör auf damit!“ es war tatsächlich wahr. Ich hatte mich nicht verhört, aber ich konnte das nicht verstehen. Ich war verwirrt.

„Lea, wegen letzter Nacht... Hör zu... Es tut mir leid. Ich weiß auch nicht was da passiert ist. Es war ein großer Fehler und ich halte es für besser, wenn wir nicht mehr darüber reden. Wir hätten niemals miteinander schlafen dürfen.“ Während er das alles tat und sagte drehte er sich nicht einmal zu mir um. Das war für mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich konnte das einfach nicht verstehen. Ich wollte ihm antworten, aber der Kloß in meinem Hals wurde immer größer und ich plötzlich fühlte ich mich unwohl, gegenüber dem Mann, den ich doch liebte und von dem ich bis vor ein paar Minuten annahm, dass er mich auch liebte.

„Meine Managerin hat auch grade angerufen. Ich muss noch heute nach LA. Ich nehme den nächsten Flug, den ich kriegen kann. Wenn du möchtest, kannst du das Auto nehmen und zurück nach Canterbury fahren.“ Das konnte doch alles nicht wahr sein! Ich konnte einfach nicht verstehen, was das alles sollte. Es tat einfach nur weh... Ich stand wie angewurzelt hinter ihm und versuchte meine Sprache wiederzufinden.

„Orlando? Was soll das? Ich kann das nicht verstehen! Was ist denn passiert? Hab ich was falsches gemacht oder getan?“ fragte ich leise, aber er antwortete nicht. „Was ist denn los? Erklär es mir! Ich versteh das alles hier nicht! Du kannst mir doch nicht erzählen, dass du in der letzten Nacht so betrunken warst! Du hast doch kaum was getrunken. Ich war betrunken, ja, aber trotzdem bereue ich nichts von dem was wir gemacht haben!“ Mein Hals schnürte sich immer mehr zu und meine Augen füllten sich mit Tränen. „Orlando! Dreh dich um und sag mir das noch mal! Sag mir ins Gesicht, dass es ein Fehler war!“

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Warum verlangte sie das von mir? Warum? Ich tat hier doch nur das, was für uns beide das Beste war. Ich musste wieder zurück nach LA und wir würden uns eine lange Zeit nicht sehen. Es würde doch alles nichts nützen. Ich würde sie nur unglaublich vermissen und könnte mich vielleicht nicht einmal mehr richtig auf meine Arbeit konzentrieren. Ich musste das jetzt durchziehen, auch wenn es mir das Herz brach. Ich wischte unauffällig eine Träne aus dem Gesicht, atmete tief ein und versuchte meine Hände zu verstecken, damit sie nicht sah, wie ich zitterte. Ich drehte mich zu ihr. Der Glanz aus ihren Augen war verschwunden. Sie stand nur da und starrte mich verständnislos an. Ich sah, dass sie ihre Tränen versuchte zu unterdrücken und das machte es noch schwerer für mich. Aber ich war doch Schauspieler! Und das alles hier war doch perfekt um meine schauspielerischen Fähigkeiten zu testen, oder?

„Es war ein Fehler!“ sagte ich leise und versuchte das zittern in meiner Stimme zu unterdrücken. „Ich bin mir sicher, dass es ein großer Fehler war!“ Ich bin mir sicher?!? Dieser Satz klang so unglaublich ironisch in meinen Ohren! Ich war mir nicht sicher. Ich war mir nicht mal sicher, wie lange ich dieses Spielchen hier noch spielen konnte. Warum konnte sie sich nicht einfach umdrehen und gehen? Warum stand sie dort und sah mich so verzweifelt an?

„Bitte Lea! Sieh das doch ein! Du passt einfach nicht in meine Welt. Die Zeit mit dir war zwar schön, aber mehr auch nicht! Es war ein schönes Abenteuer, aber das Abenteuer ist jetzt zu Ende!“ während ich mit ihr redete, konnte ich ihr nicht in die Augen sehen. Ich hatte sie sehr verletzt, aber ich hatte mich genau so verletzt. Aber ich durfte sie nicht mit in meine Welt nehmen. So schwer mir das auch fiel, aber das konnte ich ihr nicht antun. Ich wusste nicht, ob sie damit umgehen konnte, ständig von Fotografen umlagert zu werden und die schlimmsten Dinge über sich zu lesen. Oder ob sie damit umgehen konnte, wenn ich manchmal monatelang von zu Hause weg war. Das wollte ich nicht! Diese Gedanken gingen mir immer wieder durch den Kopf und ich versuchte damit zu rechtfertigen, was ich da gerade tat.

„Ein Abenteuer?“ fragte sie entsetzt „Ein Abenteuer? Das ist doch nicht dein Ernst, oder?“ ihre Stimme wurde immer lauter und mit jedem Wort das sie sagte bohrte sich das Messer, das ich selber angesetzt hatte, tiefer in mein Herz. „Ich war also nur ein Abenteuer? Eine neue Nummer auf deiner Liste, ja? Wie konnte ich mich nur so in dir täuschen? Wie konnte ich nur so blöd sein? Stimmt ja! Ich bin ja keine von diesen aufgetakelten Hollywood-Tussis. Ich bin ja NUR eine einfache, junge Frau aus Deutschland, die nach Canterbury gekommen ist und sich dummerweise in den Typen verliebt hat, für den jetzt alles nur ein Abenteuer ist! Ich glaub das alles nicht! Fühlst du dich denn jetzt wenigstens gut? Hats dir denn Spaß gemacht, oder hab ich nicht mal das geschafft?“ sie funkelte mich böse an „Aber ich hätte es mir denken müssen. Du bist halt was Besseres in dieser Welt! Da kann ich nicht mithalten. Ich hätte auf deine Schwester hören sollen! Sie hatte mich ja gewarnt. Aber wenn ich so darüber nachdenke, dann war es wirklich ein Fehler mit dir zu schlafen! Es war mein Fehler! Es war mein verfluchter Scheiß Fehler, dass ich gedacht habe es wäre richtig!“ ihre Stimme zitterte jetzt merklich und die Tränen liefen ihr über die Wangen. Es tat mir so leid. Ich liebte sie doch, verdammt noch mal! Am liebsten hätte ich sie in diesem Augenblick in den Arm genommen und ihr das gesagt. Aber ich hatte das Spiel fast überstanden. Ich durfte jetzt nicht mehr schwach werden! Sie drehte sich um, lief ins Schlafzimmer, packte ihre Sachen zusammen und stürmte aus der Wohnung. Ich sank auf den Küchenfußboden und weinte. Ich hatte seit 15 Jahren nicht mehr geweint, aber jetzt tat ich es. Ich konnte nicht mehr anders. Ich hatte sie so sehr verletzt und ich hatte mich verletzt.

 

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